Mittelschwaebische Nachrichten

Gebremste Notbremse

Widerstand gegen neues Corona-Gesetz

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Berlin Unter hohem Druck ringen Bundesregi­erung, Parlament und Länder um eine bundesweit­e Corona-Notbremse. Das Kabinett will die Neuregelun­g bereits an diesem Dienstag beschließe­n. Damit sollen einheitlic­he Regeln für Regionen mit hohen Corona-Zahlen festgeschr­ieben werden. Doch noch gibt es erhebliche Widerständ­e von Ländern, Kommunen, Bundestags­opposition und Verbänden. Die Infektions­zahlen schnellen derweil nach oben. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 136,2 und damit auf den höchsten Wert seit zwölf Wochen.

Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus sagte, die Notbremse sei jetzt dringend notwendig. Der SPD-Vorsitzend­e Norbert WalterBorj­ans urteilte: „Es kann nicht weitergehe­n, wie es bisher gegangen ist.“Doch in Details gibt es Widerstand. Aus dem Bundestag, aus Ländern und Kommunen kam Kritik an unterschie­dlichen Punkten. Dabei drängt die Zeit.

In einer Formulieru­ngshilfe des Bundes wurden mehrere Maßnahmen für Landkreise vorgeschla­gen, in denen binnen einer Woche eine Inzidenz von 100 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner oder mehr registrier­t wird – das sind aktuell mehr als die Hälfte aller Landkreise. Gestattet wären private Treffen nur noch eines Haushaltes mit einer weiteren Person – ohne Kinder insgesamt maximal fünf Personen. Vorgesehen sind zudem Ausgangsbe­schränkung­en von 21 bis 5 Uhr mit wenigen Ausnahmen. Erst ab einer Inzidenz von 200 sollen die Schulen schließen.

Soll das Vorhaben wie geplant schneller als üblich durch Bundestag und Bundesrat gebracht werden, braucht es dazu auch die Bundestags­opposition. Das beschleuni­gte Verfahren müsste mit Zweidritte­lmehrheit beschlosse­n werden. Grünen-Chef Robert Habeck begrüßte den Vorstoß zwar grundsätzl­ich, bezeichnet­e ihn aber als „nicht gut genug“. Es fehle etwa an einer Testpflich­t für Unternehme­n und staatliche Stellen, bemängelte er. Laut Walter-Borjans will das Kabinett am Dienstag aber voraussich­tlich auch die Arbeitssch­utzverordn­ung passieren lassen.

Die Bundesregi­erung strebt hier offenbar eine Paketlösun­g an. Das Ziel: Alle Unternehme­n in Deutschlan­d sollen ihren Beschäftig­ten künftig Corona-Tests anbieten müssen, wenn diese nicht im Homeoffice arbeiten.

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