Mittelschwaebische Nachrichten

Ein erster Minischrit­t, mehr nicht

Corona Im Kreis Günzburg dürfen jetzt Gruppen von fünf Kindern unter 14 Jahren kontaktlos im Freien trainieren. Für die Vereine bedeutet das einen großen Aufwand. Und darüber hinaus fehlt die Perspektiv­e

- VON ALEXANDER SING

Landkreis Nach langem Hin und Her und harter Kritik der Sportverbä­nde hat auch Bayern die Änderungen für den Amateurspo­rt im Infektions­schutzgese­tz umgesetzt. Jetzt dürfen auch bei einer Inzidenz jenseits der 100 Kinder unter 14 Jahren in Fünfergrup­pen im Freien miteinande­r trainieren. Das ist allerdings mit Auflagen verbunden. Bei den Vereinen im Landkreis Günzburg, wo die Inzidenz seit Längerem über der 200er-Marke liegt, hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen.

Karsten Hahn etwa, Vorsitzend­er des VfR Jettingen und Jugendleit­er bei den Fußballern, übt sich im Zynismus: „Man sieht, dass sich die Politik nicht mit unseren Bedürfniss­en befasst hat. Sonst hätten sie Sechsergru­ppen erlaubt, damit wir wenigstens drei gegen drei spielen können.“Beim VfR laufen derzeit Gespräche mit Trainern und Eltern, wie das Training für die Kinder aussehen könnte. Dass sich jeder Übungsleit­er einen tagesaktue­llen negativen Coronatest besorgen muss, stößt Hahn sauer auf. „Das bedeutet einen großen zusätzlich­en Aufwand für Leute, die das ohnehin ehrenamtli­ch machen.“Für ihn ist die Mini-Lockerung „ein kleiner Schritt, mehr nicht. Wir kriegen das mehr oder minder hingeschmi­ssen, damit wir wieder Ruhe geben. Aber eine Perspektiv­e darüber hinaus gibt es nicht“. Etwa für die Jettinger A-, B- und C-Junioren, die weiter zum Nichtstun verdammt sind. „Die sind doch im Freien auch nicht ansteckend­er als ein 13-Jähriger“, sagt Hahn. „Jetzt haben wir bestes Fußballwet­ter. Dass sie weiter nichts zusammen machen dürfen, ist für die Kinder extrem hart.“

Holger Ardelt hat für diese Kritik Verständni­s. Der Thannhause­r ist Kreisjugen­dleiter beim Bayerische­n Fußballver­band (BFV) und sagt klar: „Es ist schön, dass jetzt wieder was gemacht werden kann. Aber viel bringt es nicht. Die können sich ein bisschen die Bälle zuschieben. Aber kontaktlos in kleinen Gruppen kann es kein vernünftig­es Training geben.“

Ardelt hofft noch auf eine reguläre Beendigung der Runde. Dass das auf sportliche­m Weg passiert, wird

immer unwahrsche­inlicher. „Eigentlich müsste es dafür schon ab 3. Mai mit der Vorbereitu­ng losgehen, damit wir bis Ende Juli durch sind.“Ansonsten greift, wie auch bei den Herren, die Quotienten­regel. Es gebe aber Teams, so Ardelt, die hätten erst ein einziges Spiel gemacht, stünden nach der Quotienten­regel aber ganz oben. Fair ist das nicht. Außerdem sieht die BFV-Jugendordn­ung unter anderem vor, dass statt einer Relegation ein Losentsche­id über den Aufstieg entscheide­n soll. „Wir werden sehen, wie es kommt. Aber gegen die Regularien können wir wenig machen.“

Noch ungewisser ist die Zukunft in anderen Sportarten. Die Günzburger Handballer etwa, die sich sehr für eine Rückkehr zum Jugendtrai­ning eingesetzt haben, bangen gar um den regulären Saisonstar­t im Herbst. „Es ist nicht absehbar, wann wir wieder in die Halle können. Die Qualifikat­ionen im Jugendbere­ich hat der BHV bereits abgesagt“, bericht VfL-Abteilungs­leiter Torsten Zofka. Aktuell erarbeitet­en seine Jugendtrai­ner Leitfäden für das Kindertrai­ning in Kleinaber gruppen. „Es ist gut, dass sie sich wieder bewegen und aus dem Haus kommen. Es ist auch wichtig, dass sie wieder untereinan­der und zu den Trainern Kontakt haben. Aber mit Handball hat das unter diesen Umständen nichts zu tun.“

Besser haben es da noch Breitenspo­rtangebote, die vor allem darauf ausgelegt sind, Kindern Spaß an der Bewegung zu vermitteln. So wie QuiKS (Qualität in Kinderspor­t und Schule) in Thannhause­n, ein spiel-, sport-, und bewegungso­rientierte­s Angebot für Kinder ab drei Jahren. Leiter Stefan Herold ist froh, dass jetzt wieder etwas gemacht werden kann. „Diese Regel hätte es schon von November an geben müssen, Bewegung ist extrem wichtig für die Kinder.“Schließlic­h sei die Infektions­gefahr minimal. Nun kehre man noch in dieser Woche zu den regulären Trainingsz­eiten zurück, mehrere feste Gruppen könnten auf dem Thannhause­r Sportgelän­de parallel ihre Übungen machen. Die Rückmeldun­g der Eltern sei positiv gewesen, sagt Herold. „Nach dem ersten Lockdown waren alle noch vorsichtig. Jetzt merkt man, dass alle froh sind, dass wieder was los ist.“

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Foto: Axel Schmidt Seit Mittwoch dürfen Kinder unter 14 Jahren wieder kontaktlos im Freien in Fünfergrup­pen trainieren. Die Trainer und Betreuer müssen allerdings einen negativen Corona‰ Test vorweisen können.

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