Mittelschwaebische Nachrichten

Na Mahlzeit!

Warum Sie mittags besser nicht zu Ihrem Banker gehen sollten

- VON MICHAEL STIFTER

Wie bitte? Jetzt ist es gerade ganz schlecht? Sie sind auf dem Sprung? Die Kollegen warten mit der Videokonfe­renz? Der Paketbote klingelt? Kein Problem, Sie können diesen Text auch nachher noch lesen. Oder morgen, wenn es dann besser passt. Das Thema ist quasi zeitlos. Es geht um den richtigen Zeitpunkt. Oder, genauer gesagt, um den falschen.

Ein Beispiel: Sie sitzen beim Abendessen, die Kinder schmeißen mit Tomatensoß­e, ein Glas Rotwein kippt und entleert sich auf das dünne Nervenkost­üm der Gattin. Dann ist jetzt exakt der falsche Zeitpunkt, um selbiger zu eröffnen, dass Sie in zwei Minuten mit ein paar Freunden zum virtuellen Feierabend­bier vor dem Laptop verabredet sind.

Eher ungünstig kann es sich auch auf die Gesamtsitu­ation auswirken, wenn man Armin Laschet nach seinen Popularitä­tswerten fragt oder die coronagepl­agte Kneipenwir­tin nach ihrem Bierabsatz im vergangene­n Jahr. Auch der gut gemeinte Rat, die Papiertüte­n beim nächsten Mal vielleicht nicht ganz so vollzustop­fen, könnte bei dem fluchenden Herrn, dessen geplatzter Wocheneink­auf gerade über den Supermarkt­parkplatz rollt, Missstimmu­ng erzeugen. Schlicht und einfach der falsche Zeitpunkt. Besonders wichtig ist der richtige Moment, wenn man jemandem etwas entlocken will. Experten haben beispielsw­eise herausgefu­nden, dass man lieber nicht kurz vor der Mittagspau­se in einer Bank aufkreuzen sollte, um einen Kredit zu beantragen. Denn, so die Erkenntnis: Müde und hungrige Banker rücken keinen müden Euro raus. Wenn Sie also möglichst kreditwürd­ig erscheinen wollen, schauen Sie lieber morgens bei Ihrem Sachbearbe­iter vorbei, wenn der gerade gefrühstüc­kt hat. Alles, wie so oft, eine Frage des Timings.

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