Mittelschwaebische Nachrichten

Gemeinsam gegen Söder

Armin Laschet und Friedrich Merz haben ihren Frieden miteinande­r gemacht. Doch um erfolgreic­h zu sein, müssen sie den CSU-Vorsitzend­en bremsen

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger‰allgemeine.de

Mit Niederlage­n zu leben hat Friedrich Merz gelernt – besser jedenfalls als Markus Söder. Während der CSUChef seinen Frust über die entgangene Kanzlerkan­didatur in immer neue Sticheleie­n packt, mit denen er Armin Laschet triezt, macht Merz aus der Not eine Tugend. Wenn er schon selbst nicht Kanzler werden kann, will er wenigstens der sein, der Laschet zur Kanzlersch­aft verhilft. Ihre neue strategisc­he Allianz ist allerdings nicht nur ein Beitrag zur Befriedung der CDU nach den erbitterte­n Auseinande­rsetzungen um Parteivors­itz und Kanzlerkan­didatur. Sie ist, salopp formuliert, auch ein Pakt zur politische­n Domestizie­rung von Markus Söder.

So populär der Ministerpr­äsident aus Bayern zuletzt auch gewesen sein mag: Dass ein führender Unionsmann klingt, als trete er demnächst bei den Grünen ein, und für einen bewährten Partner wie die FDP nur noch Verachtung übrig hat, kann Laschet und Merz nicht gefallen. Sie wollen keinen Wahlkampf führen, in dem Fridays for Future ihnen die Themen diktiert und der Klimaschut­z alles andere beiseitedr­ängt, sondern die Union als Kraft der bürgerlich­en Vernunft präsentier­en: solide Staatsfina­nzen, keine neuen Belastunge­n für die Wirtschaft, weniger Bürokratie und eine bessere Bildungspo­litik. Auch bei ihnen steht der Klimaschut­z auf der Liste des Unerledigt­en weit oben, allerdings spielt er dort keine derart beherrsche­nde Rolle wie neuerdings bei Söder, der leicht reden hat, wenn er einen zügigeren Ausstieg aus der Kohle fordert: Bayern beträfe der nicht, Laschets Heimatland Nordrhein-Westfalen dafür umso mehr.

Die schlechten Umfragewer­te für den Kanzlerkan­didaten persönlich und die Union insgesamt scheinen Söder zwar auf den ersten Blick recht zu geben in seiner Forderung nach radikaler Erneuerung – tatsächlic­h jedoch ist die Lage längst nicht so aussichtsl­os, wie es bei ihm immer wieder durchkling­t. Die CDU war im Zweifel stets loyal zu ihren Vorsitzend­en – selbst auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise, als viele Mitglieder über Angela Merkels Politik der offenen Grenzen nur noch entsetzt den Kopf schüttelte­n. Die Gefahr, das Kanzleramt im Herbst an die Grünen zu verlieren, ist für die Partei schon

Motivation genug, Laschet jetzt nicht hängen zu lassen. Dazu kommt der Merz-Effekt: Der frühere Fraktionsc­hef kann frustriert­e Anhänger der Union genauso mobilisier­en wie treue Söder-Fans. Ja, vielleicht ist er sogar der bessere Söder, weil er sich zumindest für den Moment mit einem Platz in der zweiten Reihe zufriedeng­ibt.

Natürlich braucht Laschet beide, um Kanzler zu werden – Merz und Söder. Das tägliche Tremolo aus

München allerdings ist ihm bisher keine Hilfe, sondern eher das Gegenteil davon. Es manifestie­rt das Trennende, anstatt das Verbindend­e zu betonen. Auf seinen alten Rivalen Merz dagegen kann Laschet sich offenbar verlassen. Die beiden ungleichen Verbündete­n eint jenseits ihrer ehrgeizige­n politische­n Ziele auch ein gewisses Grundmisst­rauen Söder gegenüber. Schon deshalb werden sie dem CSU-Chef vom Klimaschut­z bis zu den Lockerunge­n für Geimpfte nicht mehr bei jedem Thema das Feld überlassen können. Ein Wahlkampf, in dem der selbst ernannte Kandidat der Herzen dem eigentlich­en Kandidaten die Schau stiehlt, nutzt am Ende nur den Grünen.

Am Samstag treten Laschet und Merz zum ersten Mal seit der Entscheidu­ng in der K-Frage gemeinsam auf – beim Landespart­eitag der baden-württember­gischen CDU, in der Söder besonders viele Fans hat. Man kann das als symbolisch­en Akt verstehen, der die neue Einigkeit der beiden Parteigran­den für alle sichtbar macht – oder als Kampfansag­e an Markus Söder

Für die CDU zählt nur eines: das Kanzleramt

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