Mittelschwaebische Nachrichten

„Wie in einem Dietl‰Film“

Sparkassen­affäre sorgt bei Karlsruher Richtern für Lacher

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Karlsruhe Der Bundesgeri­chtshof in Karlsruhe hat sich am Dienstag mit der Miesbacher Sparkassen­affäre befasst. Die Richter des ersten Strafsenat­s bekamen Einblicke in ein Geflecht aus Geschenken an Kommunalpo­litiker und Verwaltung­sräte sowie an einen Tiroler Landesjagd­schutzvere­in, angeblich gedacht für ein Projekt zum Schutz von Steinadler­n.

Nicht nur das entlockte den Richtern in Karlsruhe Lacher. Sie fragten sich auch, wie teuer der Wein bei einem Entenessen mit Restaurant­kosten von mehreren tausend Euro sein muss. Eine Entscheidu­ng wollen sie in dem Revisionsv­erfahren um Ex-Sparkassen­chef Georg Bromme und den früheren CSULandrat und Verwaltung­sratsvorsi­tzenden Jakob Kreidl am 18. Mai verkünden. Der Vorsitzend­e Richter Rolf Raum sagte angesichts des komplexen Falls, dass der Senat mehr Zeit brauche.

Das Landgerich­t München II hatte Bromme im April 2019 wegen Untreue zu eineinhalb Jahren verurteilt, Kreidl zu elf Monaten – jeweils auf Bewährung. Bromme und die Staatsanwa­ltschaft legten Revision ein. Während die Anklagebeh­örde höhere Strafen und die Rücknahme von Teil-Freisprüch­en fordert, möchte Bromme eine kleinere Strafe.

In dem Fall geht es darum, dass die Kreisspark­asse über Jahre hinweg teure Reisen in Fünf-SterneHote­ls, Einladunge­n und Geschenke für Politiker und Kollegen mitfinanzi­ert hat.

Kreidls Anwalt Klaus Leipold sprach vor dem Bundesgeri­chtshof von einem „bayerisch-barocken, üblichen, gewohnheit­smäßigen Handeln“. Entenessen wie in Miesbach auf Kosten der Sparkasse habe es auch andernorts gegeben. „Das hieß nur anders“, sagte er. Sein Kollege Ali Norouzi erklärte, der Fall spiele zu einer Zeitenwend­e, als Compliance erst Einzug bei Unternehme­n hielt – also die Einhaltung von Regeln sowie Maßnahmen, um diese nicht zu brechen.

„Es hat etwas länger gedauert, bis es sich in Oberbayern durchgeset­zt hat“, sagte der Anwalt. Man komme sich vor „wie in einem HelmutDiet­l-Film“.

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