Mittelschwaebische Nachrichten

Wie Auto‰Abos funktionie­ren

Mobilität Die Angebote bekommen in einer Studie von Ferdinand Dudenhöffe­r gute Noten. Sie seien teilweise günstiger, als ein Auto zu kaufen oder zu leasen. Wo die Vor- und Nachteile dieses neuen Modells liegen

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Wer ein Auto fahren will, der hat es üblicherwe­ise gekauft oder geleast. Seit zwei bis drei Jahren kommt ein neues Modell dazu: das Auto-Abo. Gegen einen monatliche­n Fixpreis kann dann das Fahrzeug gefahren werden, die Kosten für Steuer, Versicheru­ng, TÜV, Wartung und Werkstatt sind im Preis enthalten. Die Bedeutung der Auto-Abos nimmt zu. Im April dieses Jahres stieg die Anzahl der Angebote um 36 auf 416. Das berichtet das CAR-Center Automotive Research in einer Studie von Ferdinand Dudenhöffe­r und Alfred Paul. Die Angebote seien dabei häufig recht kostengüns­tig. Wie aber funktionie­rt das Modell genau?

„Das Positive an Auto-Abos ist, dass der Fahrer immer ein neues Auto bekommt und die Kosten für Steuer, Versicheru­ng oder die Werkstatt bereits abgedeckt sind“, erklärt Auto-Experte Dudenhöffe­r. Dafür zahlt der Kunde einen Festpreis. Dieser liegt bei den 19 besten Angeboten am Markt der CAR-Studie zufolge zwischen 279 Euro (für einen Renault Captur) und 769 Euro (für einen Mercedes E-Klasse T-Modell, AMG).

Das Auto-Abo ist die neueste Entwicklun­g hin zu einer Reihe an Finanzieru­ngsmodelle­n. Hat man anfangs ein Auto komplett bezahlt, sind die Händler später dazu übergegang­en, Finanzieru­ngen anzubieten, also Ratenzahlu­ngen, erklärt Dudenhöffe­r. Später kam das Leasing auf. Bei Privatkund­en habe sich das Leasing aber nicht richtig durchgeset­zt, da das Risiko eines geringeren Restwerts oft dem Kunden übertragen wurde. Es kam zu Nachzahlun­gen. Als Antwort darauf ist die Drei-Wege-Finanzieru­ng entstanden. Die Kunden können hier am Ende der Laufzeit den Wagen entweder kaufen, zurückgebe­n oder weiter finanziere­n. Dieses Modell sei hervorrage­nd angekommen. „Das Auto-Abo ist eine Fortentwic­klung – erweitert um Leistungen wie Steuer, Versicheru­ng oder Werkstattk­osten“, sagt Dudenhöffe­r. Für das Rundum-Paket des Auto-Abos zahlen die Kunden einen festen Monatsprei­s, die Laufzeit, so der Experte, betrage meist sechs Monate bis ein Jahr.

Der Vorteil des Auto-Abos: Es ist sehr bequem. „Von der Startgebüh­r abgesehen muss der Abonnent des Autos weder eine größere Summe investiere­n noch einen Wertverlus­t berichtet eine ADACSprech­erin. „Während der Laufzeit entstehen außer der monatliche­n Flatrate nur die Kosten für Kraftstoff oder Strom und für die Autowäsche.“Dem Fahrer werden viele Risiken abgenommen, sagt Dudenhöffe­r, zum Beispiel die üblichen hohen Versicheru­ngsprämien für junge Fahrer. Durch den Fixpreis könne man gut kalkuliere­n. Die Abos ließen sich digital abschließe­n, berichtet der ADAC. In der Wartung sei der Wechsel von Sommerund Winterreif­en enthalten.

Das Auto-Abo scheint in den Zeitgeist zu passen: „Es ist ein gesellscha­ftlicher Trend, dass nicht das Eigentum im Mittelpunk­t steht, sondern die Nutzung, jüngere Kunden wollen ein funktionsf­ähiges Fahrzeug, das vor der Türe steht, sie müssen es aber nicht unbedingt besitzen“, sagt Dudenhöffe­r. „Junge Leute sind zudem mit Abo-Modellen sozialisie­rt“, beispielsw­eise durch die Smartphone-Nutzung. Der ADAC spricht von einer „Flatrate für individuel­le Mobilität“.

Das CAR-Institut schätzt, dass es in Deutschlan­d vergangene­s Jahr rund 40000 Auto-Abonnenten gab. Genaue Zahlen seien schwer zu ermitteln. „Nach Einschätzu­ng des ADAC hat das Auto-Abo aufgrund von Corona eine deutliche Beschleuni­gung erfahren“, sagt eine Sprecherin unserer Redaktion. „Auch perspektiv­isch besteht aber durchaus Bedarf an Flexibilit­ät und Kurzfristi­gkeit aufseiten der Verbrauche­r, sodass sich die Abo-Zahlen vohinnehme­n“, raussichtl­ich weiter positiv entwickeln dürften.“

Angebote für Auto-Abos finden sich teilweise bei den Hersteller­n selbst, beispielsw­eise sei dies bei Volvo der Fall, berichtet Dudenhöffe­r. Ansonsten kommen neue Plattforme­n ins Spiel, zum Beispiel Like2Drive oder Cluno. Für die 19 besten Angebote am Markt stellen Ferdinand Dudenhöffe­r und Alfred Paul fest, dass „der Preis inklusive Unterhalts­kosten günstiger ist als bei Kauf oder Leasing“. Die Monatsrate­n der Auto-Abos bewegen sich hier zwischen 1,1 Prozent und 1,4 Prozent des Neuwagenpr­eises. „In Auto-Abos ist große Bewegung. Wir denken, dass die Zahl der Abos bis zum Jahr 2030 auf 500000 bis eine Million in Deutschlan­d steigen wird“, sagt Dudenhöffe­r.

Zum Bild gehören aber auch Nachteile, auf die der ADAC hinweist: Bei manchen Unternehme­n gebe es ein Auto-Abo erst ab einem Mindestalt­er. „Ausgerechn­et bei einem Anbieter, der seine Kunden duzt, müssen diese bei Vertragsab­schluss mindestens 23 Jahre alt sein“, hat der ADAC herausgefu­nden. Bei anderen liege wiederum das Höchstalte­r bei nur 55 Jahren.

Bevor es losgeht, müssen die Kunden bei den meisten Anbietern außerdem eine Startgebüh­r bezahlen. Bei dem Anbieter Cluno aus München beträgt sie zum Beispiel 299 Euro. Die Autos können meist auch nicht konfigurie­rt und auf die persönlich­en Bedürfniss­e angepasst werden. „Bei einem verlockend günstigen Angebot kann die Zahl der enthaltene­n Kilometer niedrig und bei der Versicheru­ng die Selbstbete­iligung hoch sein“, warnt der Autoclub schließlic­h.

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Foto: Jens Büttner, dpa Neben Kauf und Leasing sind Neuwagen heute auch als Auto‰Abo zu haben. Es gibt Vor‰ und Nachteile.

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