Mittelschwaebische Nachrichten
Was die VG Krumbach für den Internetausbau tut
Der Bedarf an größerer Leistungskapazität der Leitungen wird in den nächsten Jahren steigen – auch in der Verwaltungsgemeinschaft Krumbach. Wie es in den Kommunen vorangehen soll
Die sechs Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Krumbach – Aletshausen, Breitenthal, Deisenhausen, Ebershausen, Waltenhausen und Wiesenbach – sollen in den nächsten drei bis vier Jahren über Breitbandausbau schnelleres Internet bekommen. Über Inhalte und Umsetzung sprachen wir mit der Leiterin der VG, Breitenthals Bürgermeisterin Gabriele Wohlhöfler, und VG-Geschäftsstellenleiter Dieter Gumpinger.
Wie sind die VG-Gemeinden im Moment mit Internet versorgt?
Gumpinger: Fast alle Haushalte der VG verfügen im Moment nur über einen Kupferanschluss, das heißt, sie wählen sich über ihre Telefonleitung ins Internet ein. Über ein erstes Förderverfahren konnten wir in den vergangenen Jahren bereits sehr langsame Anschlüsse ans Glasfasernetz anschließen. Gerade in den kleineren Ortsteilen unserer Verwaltungsgemeinschaft konnten wir damit bereits einen schnellen Internetanschluss über Glasfaser ermöglichen. Damit verfügen heute fast alle Haushalte über eine Bandbreite von mindestens 30 Mbit.
Wohlhöfler: Ich habe 30 Mbit und bin sehr zufrieden. Eine Videokonferenz heute hat gut funktioniert. Dennoch wird der Bedarf in den nächsten Jahren deutlich zunehmen.
Künftig sollen nun alle Haushalte Glasfaseranschlüsse erhalten. Was heißt das konkret?
Gumpinger: Grundlage dafür ist die Bayerische Gigabitrichtlinie. Diese besagt, dass ein Glasfaseranschluss gefördert werden kann, wenn die maximal mögliche Bandbreite unter 100 Mbit für Privathaushalte und unter 200 Mbit für Gewerbebetriebe liegt. Internetanbieter wie zum Beispiel Telekom, Vodafone oder Deutsche Glasfaser orientieren sich an wirtschaftlichen Gegebenheiten. Damit dauert es auf dem Land im Vergleich zur Stadt natürlich viel länger, bis ein Glasfaseranschluss errichtet wird.
Wie sieht das Verfahren in der Praxis aus?
Gumpinger: Erster Schritt ist eine Markterkundung. Dabei müssen sich die Internetanbieter erklären, ob sie das Glasfasernetz eigenwirtschaftlich ausbauen. Das wurde mittlerweile in allen VGGemeinden abgefragt. Kein Anbieter hat sich jedoch dahingehend geäußert.
Im zweiten Schritt haben nun alle unsere Mitgliedsgemeinden beschlossen, den Glasfaserausbau auszuschreiben. Hierbei wird durch ein Auswahlverfahren ein Internetanbieter gesucht, der mittels eines öffentlichen Zuschusses ein Glasfasernetz aufbaut. Derjenige Anbieter, dessen Wirtschaftlichkeitslücke dann am geringsten ausfällt, erhält den Zuschlag für den Ausbau. Das Defizit muss die jeweilige Gemeinde tragen, bekommt aber vom Freistaat 80 bis 90 Prozent an Fördermitteln zurückerstattet.
Diese Schritte erfolgen parallel in allen unseren Gemeinden.
Dann würde jetzt die Ausschreibung erfolgen?
Gumpinger: Ja, wir wollen bereits in den nächsten Wochen mit der Ausschreibung beginnen, sodass wir bis im Sommer wissen, mit welchem Anbieter wir den Glasfaserausbau in den Gemeinden umsetzen werden. Hierzu werden wir einen Kooperationsvertrag abschließen, der beinhaltet, dass das Netz innerhalb von drei Jahren auszubauen ist. Dabei stehen wir im Wettbewerb mit vielen Gemeinden, die ihr Breitband ebenfalls bald ausbauen wollen.
Was bedeutet das für die einzelnen Haushalte?
Gumpinger: In der Praxis sieht das so aus, dass die Glasfaserleitungen vom Kabelverteiler bis in jedes Haus gelegt werden. Das ist ein immenser Aufwand, denn jeder Anschluss muss unterirdisch verlegt werden. Jedem Eigentümer steht es frei, ob er einen Anschluss möchte oder nicht.
Zu bedenken ist nur, dass der Erstanschluss nur im Rahmen des Förderverfahrens kostenlos ist. Jeder Eigentümer muss nach dem Ausbau selbst entscheiden, ob er einen Glasfasertarif buchen möchte. Wohlhöfler: Jeder kann buchen, was er braucht. Wir hoffen, dass wir dadurch gut gerüstet sind für die Zukunft.
Ist schnelles Internet ein Standortfaktor?
Wohlhöfler: Die Frage, die ich seit Jahren höre, ist: Wie schnell ist das Internet. Die Bürger wissen, dass wir ein Ohr für ihre Belange haben. Wenn es um Neuerungen geht, sind wir von Anfang an mit dabei.
Wie hoch werden die Kosten für die VG-Gemeinden sein?
Gumpinger: Für die technische und fachliche Betreuung des Glasfaserausbaus haben wir mit der Firma Corwese ein Fachbüro beauftragt. Diese Kosten werden durch eine Bundesförderung zu 100 Prozent bezuschusst.
Die Kosten für den Glasfaserausbau von rund 1800 Hausanschlüssen werden nach einer ersten Kostenberechnung für alle Gemeinden zusammen etwa 17,3 Millionen Euro betragen. Je nach Ergebnis des Auswahlverfahrens haben sich die Mitgliedsgemeinden an der Wirtschaftlichkeitslücke des Internetanbieters zu beteiligen. Hiervon erhält die Gemeinde dann wieder einen Zuschuss des Freistaates in Höhe von 80 bis 90 Prozent.
Interview: Manuela Rapp