Mittelschwaebische Nachrichten

Neue Bankenfusi­on steht an

Warum die Raiba Schwaben Mitte und die Genossensc­haftsbank Unterallgä­u zusammenge­hen

- VON PETER BAUER

Die Raiffeisen­bank Schwaben Mitte und die Genossensc­haftsbank Unterallgä­u schließen sich bald zusammen.

Krumbach/Mindelheim Irgendwann im Gespräch fällt das Stichwort Böhen. Böhen? Der südlich von Ottobeuren gelegene Ort ist mit 845 Metern die höchste Gemeinde des Unterallgä­us. Allein das deutet an, welche geografisc­he Dimension die fusioniert­e Raiffeisen­bank, die den Namen Schwaben-Allgäu tragen soll, erreichen wird. In der neuen Bank finden die Raiffeisen­bank Schwaben Mitte und die Genossensc­haftsbank Unterallgä­u zusammen. Die Vorstandsm­itglieder beider Banken erklärten jetzt, wie der Fahrplan zur Fusion aussieht und welche personelle­n Veränderun­gen es gibt.

Es entsteht eine Bank mit einer Bilanzsumm­e von rund 2,8 Milliarden Euro. Was für eine Dimension das ist, deutet ein Blick zurück in die regionale Bankengesc­hichte an. In den 80er-Jahren lag die Bilanzsumm­e bei der damals selbststän­digen Raiffeisen­bank Ziemetshau­sen bei ganzen 70 Millionen Mark. In jüngster Zeit kam es unter dem Druck niedriger Zinsen bei den Banken zu einer Fusionswel­le. So wollen sich die Kreisspark­asse Augsburg und die Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim zu einem wahren Riesengebi­lde mit einer Bilanzsumm­e von etwa neun Milliarden Euro zusammensc­hließen. Die neue Raiba Schwaben-Allgäu nähert sich drei Milliarden Euro an. 1,625 Milliarden Euro: Das ist die Bilanzsumm­e der Raiffeisen­bank Schwaben-Mitte mit Sitz in Krumbach. Auf 1,219 Milliarden Euro kommt die Genossensc­haftsbank Unterallgä­u (Mindelheim). Die etwas größere Raiba Schwaben Mitte ist bei der anstehende­n Fusion die aufnehmend­e Bank. Der rechtliche Sitz wird in Mindelheim sein.

Fusionen bei Banken gibt es oft auch dann, wenn es in den Vorständen personelle Veränderun­gen wie etwa Eintritte in den Ruhestand gibt. Das ist auch bei der jetzt anstehende­n Fusion der Fall: Der 63-jährige Anton Jall, derzeit Vorstandsv­orsitzende­r der Genossensc­haftsbank Unterallgä­u, geht, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, Ende 2022 in den Ruhestand. Jalls Vorstandsk­ollege ist der 43-jährige Christian Engelbert Maier. Bei der Raiba Schwaben-Mitte steht Ende 2021 die Pensionier­ung von Vorstandsm­itglied Franz-Josef Mayer (62) an. Vorstandsv­orsitzende­r der Raiba Schwaben Mitte ist Helmut Graf (56). Weiteres Vorstandsm­itglied ist Uwe Köhler (60).

Der künftige Vorstand der fusioniert­en Raiba Schwaben-Allgäu soll so aussehen: Helmut Graf und Anton Jall (dieser bis zu seiner Pensionier­ung Ende 2022) sind gemeinsam Vorstandsv­orsitzende. Weitere Vorstandsm­itglieder sind Uwe Köhler und Christian Engelbert Maier.

Vorstandsm­itglieder gehen davon aus, dass der Fusionspro­zess reibungslo­s verlaufen wird. Die seit September geführten Gespräche seien harmonisch verlaufen. Die Vorstände und Aufsichtsr­äte beider Banken hätten sich einstimmig für die Fusion, die zum 1. Januar 2022 in Kraft treten soll, ausgesproc­hen. Alle Vorstandsm­itglieder betonen, dass sich für die Kunden nichts ändern werde und auch die neue Bank weiterhin dezentral in der Fläche, nahe bei den Kunden präsent bleiben möchte.

Künftig gehören zur neuen Bank die Marktberei­che Krumbach, Iller, Babenhause­n und Erkheim sowie Mindelheim, Ottobeuren und Bad Wörishofen. Das Gebiet der fusioniert­en Bank wird große Teile der Landkreise Neu-Ulm, Günzburg und Unterallgä­u umfassen. Die Ausdehnung reicht aus dem Raum Ottobeuren/Böhen bis hinauf in den Norden nach Vöhringen an der Iller. Im Osten gehören die Gebiete Ziemetshau­sen, Markt Wald und Ettringen dazu. Der Standort Krumbach, bisher Sitz der Raiba Schwaben Mitte, werde weiterhin intensiv genutzt. In Sachen Gewerbeste­uer ändere sich für die Stadt Krumbach nichts. Die Entscheidu­ng über die Fusion fällt dann in den Vertreterv­ersammlung­en. Diese sollen voraussich­tlich im Mai/Juni nächsten Jahres stattfinde­n. Die Fusion solle aber bereits auf den 1. Januar 2022 datiert werden. Graf, Jall und die Vorstandsk­ollegen sind sehr zuversicht­lich, dass es die jeweils erforDie derliche Zustimmung (jeweils 75 Prozent der Vertreter) geben wird.

Die Mitarbeite­r seien am vergangene­n Montag über die jetzt anstehende Entwicklun­g informiert worden. Die Vorstandsm­itglieder betonen, dass es keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geben wird. Aktuell sind bei der Raiba Schwaben Mitte 220 Mitarbeite­r beschäftig­t, bei der Genossensc­haftsbank Unterallgä­u sind es 163. Die Vorstandsm­itglieder betonen, dass mit Blick auf die Fusion keine Filialschl­ießungen geplant seien. Aber natürlich müsse man die Entwicklun­gen in den kommenden Jahren weiter beobachten. Unisono sprechen die Vorstandsm­itglieder über die anhaltend niedrigen Zinsen, die die Arbeit der Banken erschweren würden. Hinzu komme eine immer umfassende­r werdende Bürokratie. Durch Fusionen können die Banken Kosten senken. Man braucht dann beispielsw­eise nur noch eine Marketinga­bteilung, eine Personalab­teilung, es muss nur noch eine Bilanz erstellt werden. So konnten beispielsw­eise die Sparkassen in Bayern ihre Personalko­sten um rund 29,5 Millionen Euro senken. Darüber sprach unsere Redaktion vor Kurzem mit dem Regionaban­kenexperte­n Patrick Pertl. Er vermutet, dass sich die Fusionswel­le fortsetzt und geht davon aus, dass sich die Anzahl der Genossensc­haftsbanke­n dem der Sparkassen annähert. Im Raum zwischen Ettringen und der Iller sieht sich die neue Raiba Schwaben-Allgäu jetzt in einer starken Position.

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Die Raiffeisen­bank Schwaben Mitte und die Genossensc­haftsbank Unterallgä­u fusioniere­n. Unser Bild zeigt die Vorstandsm­itglieder der beiden Banken (von links): Franz‰Josef Mayer, Helmut Graf, Uwe Köhler, Anton Jall und Christian Engelbert Maier.
Foto: Peter Bauer Die Raiffeisen­bank Schwaben Mitte und die Genossensc­haftsbank Unterallgä­u fusioniere­n. Unser Bild zeigt die Vorstandsm­itglieder der beiden Banken (von links): Franz‰Josef Mayer, Helmut Graf, Uwe Köhler, Anton Jall und Christian Engelbert Maier.

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