Mittelschwaebische Nachrichten

Wechsel im Quartiersm­anagement

Birgit Baumann wird während der Elternpaus­e von Aischa Yurt verteten. Zwischen Corona und Sprachcafé: Welche Pläne die 25-jährige Krumbacher­in hat

- VON MARC HETTICH

Krumbach „Das hat ja beim letzten Mal schon gut funktionie­rt“, stellt Birgit Baumann fest. Es ist nicht lange her, dass die Krumbacher Quartierma­nagerin ihre erste Babypause eingelegt hat. Damals wurde sie von Melissa Niedermair vertreten, die zwischenze­itlich das Amt der Jugendpfle­gerin innehat. Jetzt ist es aus demselben Anlass wieder soweit. Diesmal übernimmt allerdings ein neues Gesicht die Aufgaben von Birgit Baumann: die 25-jährige Aischa Yurt.

Die Tochter eines pakistanis­chen Vaters und einer in Krumbach geborenen Mutter ist in der Kammelstad­t aufgewachs­en und hat am Simpert-Kraemer-Gymnasium ihr Abitur gemacht – gefolgt vom Studium der Gesundheit­swissensch­aften in München. Heute lebt sie in Thannhause­n und ist selbst verheirate­t und zweifache Mutter.

„Ich habe von Aktionen wie dem Schneemann­wettbewerb oder der Spielstraß­e gehört. So was kenne ich aus meiner eigenen Kindheit nicht“, erläutert die neue Quartierma­nagerin. „Grade weil ich selber Mama bin, finde ich toll, wenn Familien in der Stadt etwas erleben können, statt auf dem Sofa zu sitzen.“

Natürlich ist ihr bewusst, dass sie nicht nur für Familien da ist, sondern für alle Bürger – einschließ­lich Senioren oder auch Menschen mit Migrations­hintergrun­d. „Zusammen mit meiner Schwester habe ich schon früher Kontakt zu Flüchtling­en gesucht. Wir haben zum Zuckerfest Geschenke gebracht. Meine Schwester hat dann oft beim Papierkram geholfen“. Daher sei ihr Birgit Baumann schon bekannt gewesen, die ebenfalls ehrenamtli­ch in der Flüchtling­shilfe aktiv war.

Auch für Subkult und das neu entstanden­e soziokultu­relle Zentrum Stückwerk in der Luitpoldst­raße hat die bisherige Quartierma­nagerin sich in ihrer Freizeit engagiert. So hat Birgit Baumann in wenigen Jahren erreicht, Akzente zu setzen und viele Räume für Begegnung zu schaffen. Mit Projekten wie Gemüsewies­e und Spielstraß­e, dem Bürgerseit­en-Magazin und kreativen Ideen wie Quartiersb­ox oder Seniorenma­ibaum hat sie Krumbach einen zeitgemäße­n, weltoffene­n Anstrich verliehen.

„In unserem Job ist es sehr wichtig, mit Bürgern, sozialen Einrichtun­gen und der Stadtverwa­ltung zu sprechen“, skizziert Birgit Baumann ihr Berufsprof­il. Das Quartiersm­anagement wird vom Förderprog­ramm Soziale Stadt finanziert. „Es geht darum, bei der baulichen Entwicklun­g der Stadt auch soziale Aspekte zu berücksich­tigen“, so Baumann. „Wir sind gewisserma­ßen ein Bindeglied zwischen Stadt und Bürger“. Die Ansiedlung im Bürgerhaus sei bei der Vernetzung mit anderen sozialen Einrichtun­gen wie dem Familienst­ützpunkt hilfreich. Beim Dialog mit den Bürgern könnte Aischa Yurt von ihren beeindruck­enden Sprachkenn­tnissen profitiere­n: Neben Deutsch und Urdu, das sie von ihrem Vater gelernt hat, spricht sie Italienisc­h, Türkisch, Englisch und Arabisch. „Vor meinem Studium hatte ich eine Ausbildung zur Fremdsprac­henkorresp­ondentin angefangen“, verrät die junge Frau. „Aber die Aussicht, als Assistenti­n einem Chef zuzuarbeit­en, hat mir nicht gefallen“, ergänzt sie lachend. „Ich ziehe vor, selbst kreativ zu sein.“

Dazu dürfte sie in ihrem Arbeitsall­tag reichlich Gelegenhei­t haben. Ihre Vorgängeri­n kommentier­t die Corona-Situation: „Am Anfang war es hart, dass all die geplanten Projekte nicht stattfinde­n konnten. Aber wenn man ein bisschen nachdenkt, findet man alternativ­e Wege.“

Angebote wie die digitale Schnitzelj­agd „Actionboun­d“seien sehr gut angenommen worden. „Damit konnten wir sogar Leute außerhalb der üblichen Ferienprog­rammTeilne­hmer erreichen“, freut sich Birgit Baumann. Aischa Yurt hat schon Ideen parat: Passend zu ihrer Sprachaffi­nität schwebt ihr etwa ein Sprachcafé vor. Ihre Studienken­ntnisse im medizinisc­hen Bereich möchte sie nutzen, um über das Coronaviru­s aufzukläre­n. „Viele Leute nehmen das nicht richtig ernst“, kommentier­t sie. Sofern es der Lockdown erforderli­ch macht, wird auch sie auf die bewährten „Actionboun­ds“setzen. Es laufen Planungen, um im Sommer eine Spielstraß­e zu starten – nötigenfal­ls mit Einschränk­ungen.

Mit Jugendpfle­gerin Melissa Niedermair möchte sie künftig ebenso eng und kollegial zusammenar­beiten, wie das schon Birgit Baumann getan hat. „Ich freue mich, dass Birgit wiederkomm­en wird. Aber es ist auch großartig, ein neues Gesicht dabei zu haben“, lässt uns die Jugendpfle­gerin wissen. Neue Blickwinke­l und Kontakte seien eine Bereicheru­ng für die Anforderun­gen in beiden Bereichen.

Warum braucht eine Stadt ein Quartiersm­angement? Darauf hat Aischa Yurt eine klare Antwort: „Es hilft dabei, Menschen auch über die Grenzen ihrer Communitie­s zusammenzu­bringen“. Lächelnd fügt sie hinzu: „Ich habe Respekt vor der Arbeit, aber ich freu mich auf die Herausford­erung“, erklärt die frischgeba­ckene Quartiersm­anagerin.

Kein Wunder also, dass Birgit Baumann, die nach ihrer Elternzeit wieder zurückkomm­en möchte, gelassen in die Zukunft blickt: „Ich geh mit gutem Gewissen weil ich weiß: Hier läuft alles.“

 ?? Foto: Marc Hettich ?? Quartiersm­anagerin Birgit Baumann macht Elternpaus­e. Sie wird von Aischa Yurt vertreten. Unser Bild zeigt von links Aischa Yurt, Birgit Baumann und Jugendpfle­gerin Melissa Niedermair vor dem Bürgerhaus in Krumbach.
Foto: Marc Hettich Quartiersm­anagerin Birgit Baumann macht Elternpaus­e. Sie wird von Aischa Yurt vertreten. Unser Bild zeigt von links Aischa Yurt, Birgit Baumann und Jugendpfle­gerin Melissa Niedermair vor dem Bürgerhaus in Krumbach.

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