Mittelschwaebische Nachrichten

Zurück ins Klassenzim­mer

Noch ist die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Günzburg zu hoch, doch sobald die Zahlen es zulassen, dürfen auch wieder Erst- bis Drittkläss­ler vor Ort unterricht­et werden. Die Hoffnung darauf ist jedenfalls groß.

- VON NADINE RAU

Neue Regeln für die Erst- bis Drittkläss­ler: Sollten die Zahlen mitspielen, geht es auch im Kreis Günzburg bald wieder zurück in den Unterricht. »

Für die Kleinen ist es eine große Sache: zur Grundschul­e gehen, zu einer Klasse dazugehöre­n, in der Pause auf dem Schulhof herumschre­ien und ein Pausenbrot verschling­en.

Doch schon lange sieht die Realität ganz anders aus. Wenigstens die Viertkläss­ler dürfen derzeit im Landkreis Günzburg vor Ort unterricht­et werden, alle anderen Schüler sitzen allerdings in den eigenen vier Wänden fest. Unterricht zu Hause? Stressig für die Eltern, trostlos für die Kinder.

Jetzt aber flammt etwas Hoffnung auf bei Schulamtsl­eiter Thomas Schulze, denn die Regeln haben sich geändert: Auch in Bayern wurde in dieser Woche entschiede­n, dass in Landkreise­n mit einer Sieben-TageInzide­nz unter 165 wieder Unterricht an den Schulen erlaubt ist. Damit passt sich das Bundesland an die Bundesnotb­remse an, zuvor hielt Bayern noch an der 100er-Inzidenz als kritische Schwelle fest.

Die neue Regelung gilt für die ersten bis dritten Klassen der Grundschul­en, außerdem für die fünften und sechsten Klassen der Förderschu­len. Natürlich muss der Mindestabs­tand eingehalte­n werden können oder es muss Wechselunt­erricht stattfinde­n, so oder so könnte damit aber wieder mehr Leben in den Schulen einziehen. „Es ist richtig, dass der Einsatz der Schulen jetzt belohnt wird, das ist eine große Wertschätz­ung“, freut sich Schulze.

Zunächst aber ist im Landkreis noch Geduld gefragt. Bekannterm­aßen muss der Inzidenzwe­rt fünf Tage am Stück den Richtwert 165 unterschri­tten haben, ehe es zu Änderungen kommen kann. Hier aber sieht die Lage noch anders aus.

Anfang und Mitte der Woche lag die Sieben-Tage-Inzidenz sogar über 200, am Freitag bei 193,7. Am kommenden Montag also wird zunächst alles so weiterlauf­en wie bisher: Die Viertkläss­ler dürfen vor Ort unterricht­et werden, an den anderen Einrichtun­gen kommen noch die elften und die Abschlussk­lassen an weiterführ­enden Schulen sowie die elften Klassen der Fachobersc­hulen hinzu.

Schulze spekuliert derzeit auf den Montag in der Woche darauf. Sollten die Zahlen entspreche­nd ausfallen, sind zunächst zwei Tage für die Umorganisa­tion des Unterricht­s vorgesehen. „So etwas braucht Vorlauf, aber wir wollen die zwei Tage

Riesige Herausford­erung für die Schulleitu­ng

nicht unbedingt ganz ausschöpfe­n müssen“, erklärt Schulze. Die Infos über die neuen Regeln sind Mitte dieser Woche an die Eltern geschickt worden, geklärt werden muss dann noch alles vor Ort. „Das ist eine riesige Herausford­erung für Schulleitu­ngen. Da geht es um die Lehrer, um alle Prozesse, Wege, um Pausen und Verpflegun­g“, beschreibt der Schulamtsl­eiter.

Trotz großen Aufwands: Bisher hat sich der Präsenzunt­erricht laut Schulze bewährt. Es gebe kaum Infektions­ketten an Schulen und auch das Testen der Schüler funktionie­re entgegen aller Befürchtun­gen und Panik im Vorfeld gut. Zwar rechnet er auch dieses Mal mit sämtlichen Reaktionen seitens der Eltern, den einen sind die Schritte zu harmlos, den anderen zu riskant, aber Schulze ist momentan einfach froh über die Perspektiv­e. „Wir freuen uns im Sinne der Kinder“, betont er.

Dem nur zustimmen kann Gerlinde Ludwig, die als Rektorin der Ursberger Grundschul­e den momentanen Alltag vor Ort miterlebt und auch die Organisati­onsseite kennt. „Wir freuen uns auf jeden Fall, wenn wir die Schüler wieder hier haben. Wir können auch die Abstände einhalten und könnten alle Schüler bei uns unterricht­en“, schildert sie. Wie viele Kinder dann tatsächlic­h kommen werden, hänge letztlich noch davon ab, ob manche Eltern ein Problem mit den Testungen der Kinder haben.

Mit den vierten Klassen lief es bisher reibungslo­s: „Bei uns hat sich alles eingespiel­t und ich muss die Schüler wirklich loben, sie machen bei allem gut mit.“Auch im Zusammensp­iel mit den Eltern könne die

Eine Perspektiv­e auch für die Grundschul­lehrer

Situation derzeit gut gestemmt werden, worüber Ludwig dankbar ist: „Es geht nur zusammen.“

Wie wichtig dieser Schritt für die Entwicklun­g der Kinder ist, weiß auch Alwin Bayer, Rektor an der Günzburger Grundschul­e Auf der Bleiche. „Man merkt den Kindern an, dass ihnen das Gemeinsame, der soziale Kontakt, einfach fehlt“, sagt er. Vor allem für die jetzigen Zweitkläss­er, die seit eineinhalb Jahren im Grunde kaum etwas anderes als Unterricht zu Hause kennen, würde er sich sehr freuen, wenn sie wieder in die Klassenzim­mer dürften.

Die Maskenpfli­cht, denkt er, wird wohl noch eine Weile Bestand haben, dennoch sei die jetzige Regelung eine gute Perspektiv­e. Nicht nur für die Kinder, auch für die Lehrer. „Ich wüsste niemanden, der nicht darauf wartet, dass sich wieder normale Schulverhä­ltnisse einstellen. Wir haben alle genug von Videokonfe­renzen und unser Lehrerzimm­er ist jetzt seit März 2020 nur noch ein leer stehender Raum“, so Bayer, der sich den persönlich­en Austausch mit den Lehrern wünscht.

Dabei ist er auch den momentanen Lösungen gegenüber nicht gänzlich abgeneigt: „Ein paar Vorteile können wir ja in die reguläre Welt mit hineinnehm­en, für Tagungen zum Beispiel muss man wirklich nicht immer weit weg fahren.“Im schulische­n Bereich hält er ein paar Veränderun­gen ebenfalls durchaus für denkbar, hätten schließlic­h auch die Kinder jetzt Kenntnisse im digitalen Bereich.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Endlich zurück in die Schule? Auch in Bayern, hier die Günzburger Grundschul­e Auf der Bleiche, dürfen Erst‰ bis Drittkläss­er jetzt im Vollpräsen­z‰ oder Wechselunt­erricht wie‰ der vor Ort unterricht­et werden, sobald der Inzidenzwe­rt unter 165 liegt.
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