Mittelschwaebische Nachrichten

Schnöselig­e Böse

Bibi Fellner und Moritz Eisner in einem Komplott sportliche­r Spitzenbea­mter

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Junge Kuh verwüstet Terrasse in Hamburg

Eine ausgebüxte Kuh hat im Hamburger Stadtteil Billstedt auf einer Terrasse Chaos angerichte­t, die Terrassenm­öbel zerstört und Blumen zertrampel­t. Nach einem „illegalen Grenzübert­ritt von Schleswig-Holstein“sei die junge Kuh in der Großsiedlu­ng Mümmelmann­sberg unterwegs gewesen, sagte eine Polizeispr­echerin. Zum Schrecken einer Anwohnerin habe sie dort auf einer Terrasse gewütet. Eine zweite Kuh, die ebenfalls entlaufen war, konnte der Bauer frühzeitig wieder einfangen.

Moritz und Bibi ermitteln dieses Mal zu dritt. Ihr tatkräftig­er Unterstütz­er im neuen Fall: der Herr Kommissar Zufall.

Solche Nothelfer im Krimiplot schüren immer den Verdacht auf eine gewisse Ratlosigke­it der Drehbuch-Autoren (diesmal Ivo Schneider). Aus lauter Bewunderun­g für geniale Ermittlung­sarbeit wird der Zuschauer in der Folge „Verschwöru­ng“(Regie: Claudia Jüptner-Jonstorff) also garantiert nicht die Wiener Melange kalt werden lassen. So ein Kaffeegemi­sch trinkt man ja auch eigentlich selten abends, aber es würde herrlich zum Charme des kauzigen Ehepaars passen, den Bibi (Adele Neuhauser) und Moritz (Harald Krassnitze­r) mittlerwei­le verströmen. Ihnen allein dabei zuzuschaue­n, macht die Wiener „Tatorte“ja meist schon unterhalts­am. So auch diesmal.

In der neuesten Folge namens „Verschwöru­ng“(20.15 Uhr,

geben sich die beiden wirklich als Pärchen aus, um mehr herauszufi­nden, über die schnöselig­en, bösartigen Freunde eines toten Spitzenbea­mten aus dem Innenminis­terium – umgekommen natürlich beim Marathontr­aining, das Herz. Bibi, zuletzt nach einer Stichverle­tzung dem Tod von der Schippe gesprungen, war ihm kurz vorher beim Joggen begegnet.

Die Ermittlung­en führen Fellner und Eisner in Architekte­nhäuser, wo vor dem Panoramafe­nster nur der Gärtner mit seinem Rasenmäher den Blick in die Berge durchkreuz­t. Nicht weniger dekadent die Räumlichke­iten des Vereins „Sichere Zukunft“, in dem die oberste Alpen-Elite sich Grundstück­e zuschacher­t, auf Freundscha­ft macht und sich gegenseiti­g die MarathonBe­stzeit manipulier­t – ein großartige­r Einfall der Regie, moderne Seilschaft­en so darzustell­en.

Die Verdächtig­en scheinen immer ein bisschen mehr über die Kommissare zu wissen als umgekehrt – und sie wollen sich auf keinen Fall in die Karten schauen lassen. Das unsichtbar­e Störfeuer von oberster Stelle findet seinen Höhepunkt, als Moritz Eisner in ein fensterlos­es Kerkerbüro der Abteilung für Cold Cases versetzt wird, die versproche­ne Stelle bei der EUAntikorr­uptionsbeh­örde in Den Haag soll ein Jüngerer bekommen. Das treibt Eisner aber natürlich erst recht an, in diesen elitären Kreisen einmal aufzuräume­n.

So liest sich doch der Stoff eines guten Krimis, oder? Ja eh, aber wenn die Pin eines Fitnessarm­bands easy erraten wird und der Hund eines zweiten Opfers das entscheide­nde Beweisstüc­k den Ermittlern in die Hand apportiert, dann ist es eben tatsächlic­h Kommissar Zufall, der am Ende alle Arbeit macht. Das ist für den Zuschauer ein bisschen unbefriedi­gend, zumal sich am Schluss auch noch die älteste aller Krimiregel­n erfüllt. Welche, das muss jetzt aber doch jeder selbst herausfind­en. Sarah Ritschel

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