Mittelschwaebische Nachrichten

Harte Zeiten für die Region

- VON TILL HOFMANN

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Nach mühevoller Suche hat die CSU im Bundeswahl­kreis vor wenigen Tagen einen Direktkand­idaten bestimmt – den Weißenhorn­er Bio-Müller Alexander Engelhard, der einst mit der Partei gebrochen hatte, für die er nun in den Bundestag einziehen möchte. Der 48-Jährige hatte sich deutlich gegen die Krumbacher Rechtsanwä­ltin Julia Dümmler durchgeset­zt, die unverschul­det mit dem Malus behaftet war, ausgerechn­et aus jenem Landkreis zu kommen, der durch das Gebaren der Herren Georg Nüßlein und Alfred Sauter bundesweit­e Bekannthei­t erlangt hat.

Die Günzburger Kreis-CSU setzt auf einen Neuanfang, der sich in den kommenden Wochen auch in der Zusammense­tzung des neuen Vorstands niederschl­agen wird. Die Führungspo­sition könnte – in Analogie zum Neu-Ulmer Modell – auf den Günzburger Landrat Hans Reichhart hinauslauf­en. In NeuUlm ist Landrat Thorsten Freudenber­ger zugleich CSU-Kreischef, was seine Bedeutung in der Partei stärkt. Bei Reichhart kommt hinzu, dass er sich durch seine Vergangenh­eit als JU-Landesvors­itzender und im Kabinett von Markus Söder Netzwerke aufgebaut hat, über die allenfalls wenige CSU-Amtskolleg­en in Bayern verfügen.

Aber: Auch ein Hans Reichhart stößt an die Grenzen der Belastbark­eit. Als Landrat ist es derzeit seine erste Pflicht, Voraussetz­ungen zu schaffen, damit die CoronaPand­emiebekämp­fung vor Ort effektiv gestaltet wird und möglichst schnell und gefahrfrei der Weg zurück in die Normalität beschritte­n werden kann. Der Um- und Neubau einer verstörten CSU gehört außerdem zu seinen Aufgaben – zu denen des Parteipoli­tikers. Die in Berlin und München entstanden­en Lücken, die Nüßlein und Sauter gerissen haben, vermag er aus der Ferne selbst bei bestem Willen nicht derart auszufülle­n, wie es nötig wäre, um die Region so voranzubri­ngen, wie das in der Vergangenh­eit der Fall war.

Das mindestens moralische Fehlverhal­ten des einstigen UnionsFrak­tionsvize im Bundestag und des früheren bayerische­n Justizmini­sters in der Maskenaffä­re ist nicht zu entschuldi­gen.

Das hat leider den unschönen Nebeneffek­t, dass die politische CSU-Achse München–Günzburg– Berlin nicht mehr wirkungsvo­ll genutzt werden kann. Die beiden Politiker, die jeweils nicht mehr ihrer CSU-Fraktion angehören (Nüßlein auch nicht mehr der Partei), hatten zweifelsoh­ne Einfluss und schauten danach, dass die Region nicht zu kurz kommt. Die finanziell abgesicher­te Sanierung des Klosters Wettenhaus­en ist ein Beispiel dafür.

Die Unterstütz­ung für die Heimat ging auch über Parteigren­zen hinaus, wie der Günzburger Oberbürger­meister Gerhard Jauernig (SPD) weiß. Auf Sauter konnte er sich verlassen. Jetzt fehlen die Verbindung­en dieses Ansprechpa­rtners. Auf Bundeseben­e wird das Neuling Engelhard, sollte er für die CSU in den Bundestag kommen, auch nicht schaffen. Und der aktuelle Wahlkreisa­bgeordnete KarlHeinz Brunner (SPD, Illertisse­n) wurde im Vorfeld der Bundestags­wahl von den eigenen Genossen aufs Gleis der Bedeutungs­losen geschoben und Ekin Deligöz (Grüne, Senden) hat ihren Lebensmitt­elpunkt eindeutig in Berlin.

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