Mittelschwaebische Nachrichten
Auf den Spuren von Thomas Tuchel
Team des englischen Senders BBC ist zu Gast auf dem Krumbacher Waldsportplatz. Wie Tuchels ehemaliger Krumbacher Sportlehrer die Entwicklung des Erfolgstrainers sieht
In England ist Thomas Tuchel als Trainer erfolgreich. Nun war ein Team der BBC in seiner Heimat Krumbach zu Gast.
Krumbach Seit Wochen und Monaten ist auch auf dem Krumbacher Waldsportplatz coronabedingt fußballerisch „tote Hose“. Anders war dies am vergangenen Samstagnachmittag. Da rollte zwar das runde Leder immer noch nicht, aber es drehte sich alles um Fußball, ja es wehte sogar ein Hauch Champions League über den frisch gemähten Platz. Es ging um den aus Krumbach stammenden Erfolgstrainer Thomas Tuchel. Eine wichtige Rolle spielte dabei sein früherer Krumbacher Sportlehrer Hans Komm.
Eine Woche vor dem Endspiel im englischen FA-Cup (gleichzusetzen mit dem DFB-Pokal) zwischen dem FC Chelsea London und Leicester City sowie drei Wochen vor dem Champions-League-Finale zwischen Manchester City und dem FC Chelsea weilte nämlich ein Team der British Broadcasting Corporation (BBC) in Krumbach, um hier Nachforschungen über jenen Mann zu betreiben, der mit dem FC Chelsea den Sprung in diese beiden Finals geschafft hat, nämlich Trainer Thomas Tuchel, ein gebürtiger Krumbacher. Dort, wo der heutige Erfolgstrainer unter Anleitung seines Vaters Rudi das ABC des Fußballs erlernt und von 1979 bis 1988 bei den Junioren des TSV Krumbach gespielt hat, ehe er zum FC Augsburg wechselte, dort trafen sich Vertreter des BBC (eine öffentlichrechtliche Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs) mit zwei ehemaligen Weggefährten des 47-jährigen Chelsea-Trainers: Heiner Schumann aus Augsburg und Hans Komm aus Ichenhausen.
Schumann hat einst das 14-jährige Talent vom TSV Krumbach zum FC Augsburg geholt, wo er ihn mehrere Jahre als Trainer unter seinen Fittichen hatte. „Er war der führende Spieler in unserem Team. Er gehörte zu dem Spielerkreis, dem zugetraut wurde, eines Tages den Sprung in die Bundesliga zu schaffen. Und der Thomas hat es bestätigt“, betonte Schuhmann im Interview mit dem Reporter und zeigte sich heute noch stolz darauf, einst „den zurzeit besten Trainer der Welt“als Spieler trainiert zu haben.
Hans Komm hatte als Lehrer des Sport-Leistungskurses am SimpertKraemer-Gymnasium in Krumbach zwei Jahre lang fast täglich mit Thomas Tuchel zu tun. Mit Tuchel als einer der Führungsspieler wurde die Krumbacher Schulmannschaft im Jahr 1987 Deutscher Meister. Thomas, so erinnert sich Komm, sei keineswegs der Musterschüler, sondern sei wie seine Mitschüler auch, mal fleißig und mal weniger fleißig gewesen. Komm: „Aber in allen Ballsportarten war er sehr talentiert, hat minutenlang mit dem Volleyball jongliert oder nach dem Wandertag auf dem Sportplatz auf- und abgedribbelt, während Mitschüler und Lehrer im TSV-Sportheim Einkehr hielten.“
Bei der Frage nach dem Erfolgsrezept von Thomas Tuchel zählen Schumann und Komm viele Eigenschaften auf. Zielstrebig, ehrgeizig, talentiert, diszipliniert, sehr fokussiert auf das was ihm wichtig war und stets darauf bedacht, mit hundertprozentiger Einstellung das Ziel, das er sich gesetzt hat, auch zu erreichen. „Aber“, so Komm, „er hatte auch seinen eigenen Kopf“.
Über eineinhalb Stunden nahmen Interview und filmische Porträts von Trainer Schumann und Sportlehrer Komm in Anspruch. Weil BBC-Reporter Matt Walker coronabedingt nicht nach Deutschland reisen durfte, wurde der freiberufliche deutsche Kameramann Christoph Steuer beauftragt, Zeitzeugen aus Tuchels Jugendzeit, dessen Heimatort und fußballerischer Kinderstube zu befragen und damit einen Teil zu einer BBC-Dokumentation über den erfolgreichen ChelseaTrainer beizutragen. Wie viel Zeit dem Krumbacher Beitrag, der auch ein paar Aufnahmen aus der Kammelstadt beinhaltet, in der Doku letztlich gewidmet wird, wusste der Kameramann nicht zu sagen. Den Fans des FC Chelsea, aber auch allen englischen Fußballinteressierten, wird die Dokumentation am kommenden Samstag vor dem Finale des FA-Cups (Anpfiff 18.15 Uhr) im Fernsehen präsentiert. Für dieses Spiel und natürlich auch für das Finale der Champions League am 29. Mai im Atatürk Olympiastadion in Istanbul schickten Hans Komm und Heiner Schumann zum Abschluss der Interviews jeweils beste Wünsche an den Chelsea-Trainer und versicherten: „Thomas, wir drücken dir beide Daumen.“
Er dribbelte, als andere im Sportheim saßen