Mittelschwaebische Nachrichten

Was die Planung in den Bädern schwierig macht

Die Einrichtun­gen im Landkreis Günzburg sind alle auf einen baldigen Start vorbereite­t. Es gibt zahlreiche Neuerungen, doch hinter möglichen Öffnungste­rminen stehen viele Fragezeich­en

- VON NADINE RAU UND HEIKE SCHREIBER

Landkreis Günzburg Die Badesaison könnte im Grunde sofort losgehen. „Unser Badeperson­al ist vor Ort, richtet alles her, und die Becken sind befüllt. Um unsere Außenanlag­en kümmern wir uns ohnehin jederzeit und wir haben noch kleine Schönheits­reparature­n an den Gebäuden erledigen können“, sagt Martin Strobel, Werkleiter der Stadtwerke, über das Krumbacher Freibad. „Jetzt warten wir, bis wir aufmachen dürfen. Was die Regeln anbelangt, stochern wir auch noch im Dunkeln.“

Ein kleiner Trost für Strobel: Abgesehen vom Wochenende sind die Wettervorh­ersagen für den Mai sowieso nicht die Besten. Hinzukommt, dass die Kammel eine Grundtempe­ratur von mindestens 15 Grad braucht, damit die Wärmepumpe des Schwimmbad­s überhaupt funktionie­rt.

Im Moment noch kein Thema ist eine Öffnung fürs Thannhause­r Naturfreib­ad. Das macht auch regulär frühestens im Juni auf und Bürgermeis­ter Alois Held ist guter Dinge, dass es bis dahin oder auch etwas später noch mit dem Baden klappt, erste Vorbereitu­ngen dafür laufen.

Im Burgauer Freibad ist das Wasser längst wieder eingelasse­n und gereinigt. Ziemlich kalt ist es noch, nur 14 Grad zeigt der Temperatur­fühler im Becken an. Trotzdem ist Wolfgang Buckel von der Stadtverwa­ltung sicher, innerhalb von wenigen Tagen eine Wohlfühlte­mperatur zu schaffen – wenn er das Startzeich­en bekommt.

Doch bisher wartet Buckel vergeblich auf grünes Licht, um in die zweite Corona-Saison zu starten. Während die Bayerische Staatsregi­erung beschlosse­n hat, dass Außengastr­onomie, Kinos und Theater bei einem Inzidenzwe­rt von unter wieder öffnen dürfen, lässt sie sich bei Freizeitei­nrichtunge­n weiter Zeit. Im Burgauer Freibad gilt deshalb wie auch in anderen Bädern im Landkreis: Alles bis ins kleinste Detail vorbereite­n und loslegen, sobald es möglich ist.

Eigentlich sollte das Gsundbrunn­enbad in Burgau am 15. Mai in die Saison starten, doch Wolfgang Buckel hält das nicht für realistisc­h. Noch seien die Inzidenzwe­rte im Landkreis zu hoch, sie müssten sich stabil in einem niedrigen Bereich einpendeln, vorher sei an eine Öffnung nicht zu denken. Im vergangene­n Jahr durften die Freibäder corona-bedingt erst am 9. Juni ihre Tore aufmachen, „ich hoffe, dass wir heuer auch spätestens im Juni öffnen dürfen“, sagt Buckel. Startberei­t wäre er innerhalb kürzester Zeit, ein bis zwei Wochen Vorlauf bräuchte er noch – vorausgese­tzt, er könnte das Hygienekon­zept vom vergangene­n Jahr einfach wieder auspacken. „Dann hätten wir den geringsten Aufwand“, sagt er. Als im vergangene­n Sommer die Besucherza­hlen begrenzt werden mussten, wurde ein Onlinetick­eting eingeführt, das sich bewährt habe. Das Bad selbst ist auf Vordermann gebracht, bis auf die Wassertemp­erierung fehlt kaum noch etwas. Doch das Wasser jetzt schon zu beheizen, ohne ein konkretes Öffnungsda­tum zu kennen, sei nicht sinnvoll. „Da würden unnötige Kosten entstehen“, erklärt Buckel.

nd das Defizit sei schon hoch genug. Ein Freibad sei nie gewinnbrin­gend, „aber so wie der Betrieb im vergangene­n Jahr durch all die Auflagen war, war es noch weniger lukrativ“. Unter den Gegebenhei­ten sei das Bad zwar ausgelaste­t gewesen, aber noch eine derartige Saison brauche es eigentlich nicht.

Die zurücklieg­enden Wintermona­te wurden Buckel zufolge für Sanierungs­arbeiten genutzt. Dinge, die in normalen Zeiten geschoben oder an externe Firmen vergeben worden wären, habe das eigene Personal gestemmt, sowohl im Freibad als auch in der seit Mitte Januar geschlosse­nen Eishalle. Dort wurde beispielsw­eise die Bande erneuert, im Bad die Breitwasse­rrutsche neu instand gesetzt. Buckel kann es kaum erwarten, wieder Gäste begrüßen zu können, und ist sich sicher: „Jeder ist heiß darauf, endlich wieder etwas zu unternehme­n.“

Im Günzburger Waldbad stecken die Mitarbeite­r in den letzten Vorbereitu­ngsarbeite­n. Je früher er die Einrichtun­g für die Öffentlich­keit aufsperren könnte, „umso geringer wäre unser Defizit“, sagt Roland Baumgärtne­r, Technische­r Leiter bei den Stadtwerke­n. Noch stehe ein konkreter Termin in den Sternen, es gebe keinerlei Informatio­nen seitens der Regierung. „Wir hängen in der Luft und sind selbst gespannt, wie und wann es losgeht.“Er habe die leise Hoffnung, an Pfingsten in die Saison starten zu können. Die drei festangest­ellten Mitarbeite­r und die vier Saisonkräf­te stünden parat, das Bad sei hergericht­et, die Becken geschrubbt und mit frischem Wasser gefüllt. Und man warte mit einer technische­n Neuerung auf. Die veraltete Wasserwärm­epumpe wurde durch eine Luftwärmep­umpe ersetzt, die etwa 250.000 Euro verschlung­en hat. Um diese Investitio­n sei man nicht drumherumg­ekommen. Ein System, das Trinkwasse­r nutze, um eine Pumpe zu betreiben, sei nicht mehr tragbar gewesen, so Baumgärtne­r. Bei der neuen Pumpe werde die Außenluft angesaugt, die von Mai bis September relativ warm sei. Im Waldbad ist mit Josef Fritz auch ein neuer Kioskpächt­er einge100 zogen. Der gesamte Kioskberei­ch wurde umgestalte­t, sodass er auch von Gästen, die nicht das Freibad besuchen wollen, genutzt werden kann.

Gleiches gilt auch für das Freibad in Ichenhause­n. Dort wurde für Kiosk und Badstüble ein neuer Pächter gesucht und gefunden (wir berichtete­n). Wie Bürgermeis­ter Robert Strobel auf Nachfrage mitteilt, kommen künftig Gäste, die beispielsw­eise nur einen Kaffee trinken möchten, mit einem speziellen Armbändche­n, das am Eingang ausgegeben wird, umsonst in diesen Bereich. Im vergangene­n Jahr mussten sie normalen Eintritt bezahlen. Dies habe Strobel erst vor wenigen Tagen mit Bianca Scherle vereinbart, seiner Ansprechpa­rtnerin für die Bäder in Ichenhause­n. Beide halten auch am üblichen Starttermi­n, dem 15. Mai, fest. „Das ist unser Ziel, und so wird vorbereite­t“, sagt Strobel. Das Bad werde derzeit „hochgefahr­en“. Allerdings fürchtet der Bürgermeis­ter, dass die Stadt zu diesem Termin noch keine Freigabe bekommt und frühestens ab Pfingsten Lockerunge­n möglich seien. Eine Notlösung hat er wenigstens parat: Die gegenüberl­iegende Badestelle an der Günz – nicht eingezäunt, nicht beaufsicht­igt und kostenlos – will die Stadt ab diesem Zeitpunkt für den Bade- und Spielbetri­eb freigeben. Besucher müssten sich hier allerdings selbststän­dig an Regeln halten.

Wann das Gartenhall­enbad in Leipheim wieder öffnen darf, ist vollkommen ungewiss. „Wir haben keinerlei Öffnungspe­rspektive“, sagt der Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds „Hallenbad Nord“, Matthias Kiermasz, auf Anfrage. Die Anlage ist seit dem 2. November, als im Zuge des Corona-Lockdowns geschlosse­n werden musste, in einen technische­n Stand-by-Modus versetzt. Alles vollständi­g herunterzu­fahren wäre zu teuer gewesen und „täte der Anlage nicht gut“, so Kiermasz. Die Anlage werde weiterhin betriebsbe­reit gehalten mit reduzierte­r Umwälzung, Heizung und Lüftung. Auch das Außenbecke­n sei nicht komplett leer, sonst würde es Schaden nehmen. „Für den Betreiber ist es nicht leicht, über ein halbes Jahr lang geschlosse­n haben zu müssen“, bedauert Kiermasz. Die vier Kollegen, die sich normalerwe­ise um das Bad kümmerten, befinden sich in Kurzarbeit und helfen anderweiti­g im Landratsam­t Günzburg und bei der Stadt Leipheim aus. Für die Monate November und Dezember habe man für den gesamten Betrieb staatliche Corona-Hilfen beantragt und auch bewilligt bekommen. Mit den reduzierte­n Energie-, Unterhalts­und Personalko­sten hielten sich die finanziell­en Einbußen des Zweckverba­nds noch in einem tragbaren Rahmen.

Wie es weitergeht, kann Kiermasz nicht abschätzen. Sollte es grünes Licht geben, das Bad wieder zu öffnen, wäre man binnen drei Tagen betriebsbe­reit. Ein detaillier­tes Hygienekon­zept liege vor und könne sofort – wie von Juli bis September 2020 erfolgreic­h erprobt – umgesetzt werden. Die Mitarbeite­r sind Kiermasz zufolge ärztlich unterwiese­n und könnten bei Bedarf auch Corona-Schnelltes­ts durchführe­n. Im vergangene­n Jahr durfte zumindest im Juni die Außengastr­onomie starten, am 1. Juli folgte die Öffnung des Hallenbads. Im Moment liege der Inzidenzwe­rt bei 200, von einer Wiedereröf­fnung sei man weit entfernt. „Unsere Kunden, aber auch Vereins- und Kursnutzer müssen sich noch etwas in Geduld üben“, sagt Kiermasz.

„Jeder ist heiß darauf, wieder etwas zu unternehme­n.“

Warum das Außenbecke­n nicht komplett leer ist

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Archivfoto: Peter Bauer Wann werden solche Erlebnisse wieder möglich sein im Krumbacher Freibad? Die Corona‰Krise macht die Planung sehr schwer.

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