Mittelschwaebische Nachrichten

Neue Chance für Lingl

Mit den Stichworte­n Service und Synergien verbindet der neue Inhaber Hubert Schug große Entwicklun­gsmöglichk­eiten für Lingl

- VON PETER BAUER

Hubert Schug aus der Oberpfalz ist neuer Eigentümer der Firma Lingl. Welche Entwicklun­gsmöglichk­eiten er für die Krumbacher Firma sieht.

Krumbach Lingl, mit roten Buchstaben steht auf der Tasse. Hubert Schug lächelt, als er auf die Tasse blickt. Die Tasse sei gewisserma­ßen „von uns“. Schug ist Chef (CEO) des Oberpfälze­r Unternehme­ns Lippert – das auch Maschinen für die Porzellani­ndustrie herstellt. Mit Lippert-Technik wurde auch die Lingl-Tasse gefertigt. Nun hat sich Schug entschloss­en, die insolvente Krumbacher Firma Lingl zu übernehmen. Sowohl bei Lingl als auch bei Lippert spielt Keramik im Produktpor­tfolio eine maßgeblich­e Rolle. Schug spricht immer wieder von den vielen Synergiemö­glichkeite­n. Auch das sei ein Grund, warum er für Lingl eine gute Zukunft sieht.

Die Krumbacher Traditions­firma Lingl, 1938 gegründet, war über Jahrzehnte hinweg unter anderem Ausrüster von Ziegeleien. Die Firma ist Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Bereiche Grobkerami­k, Sanitär- und technische Keramik. Das sind bemerkensw­erte Parallelen zum rund 370 Mitarbeite­r zählenden Familienun­ternehmen Lippert in Pressath/Oberpfalz. Schwerpunk­te bei Lippert sind Maschinen/Anlagen für feuerfeste Keramik, Sanitärker­amik, technische Keramik, auch Geschirr. Zudem rüstet die Firma Logistikve­rteilzentr­en aus.

Bei Lingl hatten im Zuge des Insolvenzv­erfahrens bekanntlic­h 138 Mitarbeite­r ihren Arbeitspla­tz verloren. Zum Jahreswech­sel waren bei Lingl noch 393 Mitarbeite­r (davon 43 Auszubilde­nde) beschäftig­t. Jetzt sind es noch 192 Mitarbeite­r und rund 30 Auszubilde­nde.

Die Suche nach einem neuen Investor: Das war in den vergangene­n Monaten eine maßgeblich­e Aufgabe von Christian Plail, der für die NeuUlmer Kanzlei Schneider, Geiwitz & Partner das Insolvenzv­erfahren betreut. Die Unternehme­rfamilie Schug hat Lingl Anfang Mai übernommen. Unternehme­rfamilie? Das sind der 59-jährige Hubert Schug, der 51 Prozent der Anteile hält, so

seine Söhne Michael (28) und Stephan (26), die jeweils 24,5 Prozent halten. Bei Lingl ist nach wie vor Alexander Kögel einer der Geschäftsf­ührer. Als neuer Geschäftsf­ührer ist Winfried Hein jetzt sowohl für Lippert als auch für Lingl tätig. Er ist sozusagen das Bindeglied zwischen beiden Firmen. Auch Inhaber Hubert Schug möchte, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion erläutert, immer wieder vor Ort sein. Wichtig sei ihm das persönlich­e Gespräch mit den Mitarbeite­rn.

Hubert Schug ist in der heute rund 4300 Einwohner zählenden Stadt Pressath geboren, sein Vater ist Schmid, seine Mutter Hausfrau. Schug hat eine ältere Schwester (70). Wenn Schug über seine Kindheit spricht, dann ist schnell zu spüren, dass das Wort „Bodenständ­igkeit“für ihn keine leere Floskel ist. Auch seine Hobbys sind auf ihre Weise ein Spiegelbil­d seines Lebenslauf­s und dieser Bodenständ­igkeit. Schug erzählt, dass er sich gerne mit alten Maschinen oder auch Traktoren beschäftig­e.

Seine Biografie – das ist der Weg eines Mannes mit einer außergewöh­nlichen Lebensener­gie. Abitur, Studium der Biologie, dann der Pharmazie, später auch noch der Betriebswi­rtschaft. 1990 übernimmt er seine erste Apotheke, aktuell sind es vier. 1993 heiratet er seine Frau Susanne.

Seit 2018 hält die Familie Schug (Frau Susanne Schug ist Enkelin des Firmengrün­ders) 100 Prozent der Firma Lippert. Als CEO steht Huwie bert Schug seitdem an der Spitze des Unternehme­ns, das jetzt für Lingl eine so wichtige Rolle spielt. Für Lippert und Lingl sehen Schug und Geschäftsf­ührer Hein bedeutende Synergiemö­glichkeite­n. Der auf den Märkten eingeführt­e Name Lingl werde erhalten bleiben – aber mit dem Zusatz „ein Unternehme­n der Schug-Gruppe“.

Immer wieder spricht Schug vom gut entwickelt­en Lingl-Service-System. Davon könne die gesamte Schug-Gruppe profitiere­n. Automatisi­erung und Digitalisi­erung würden in diesem Bereich künftig eine zunehmende Rolle spielen. Durch Computersi­mulationen könne die Inbetriebn­ahme von Anlagen vor Ort effiziente­r gestaltet und zeitlich verkürzt werden.

Wiederholt fällt im Gespräch auch das Stichwort Klimaschut­z. Hier könne der Werkstoff Keramik eine wichtige Rolle spielen. „Wir müssen reagieren und das Thema positiv sehen“, sagt Schug. Der 59-jährige dankt Insolvenzv­erwalter Plail und Geschäftsf­ührer Kögel für das gute Zusammenwi­rken bei

138 Mitarbeite­r hatten ihren Arbeitspla­tz verloren

Dank an die Lingl‰Belegschaf­t

der Übernahme von Lingl. Sein Dank gilt der Belegschaf­t, die durch verschiede­ne Zugeständn­isse (beispielsw­eise 38-Stunden-Woche statt 35-Stunden-Woche) den Einstieg der Unternehme­rfamilie Schug bei Lingl maßgeblich ermöglicht habe. Schug würdigt die Rolle der Raiffeisen­bank Mittelschw­aben, mit der die Zusammenar­beit sehr konstrukti­v sei. Einen guten Kontakt gebe es auch zu Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer. Gleicherma­ßen sagt Schug auch, dass es nun gelte, bei Lingl ein „solides Fundament“aufzubauen. Das werde kein Schnellsch­uss sein. „Noch hängen die Äpfel nicht an den Bäumen.“Aber im Zusammenwi­rken mit Lippert sieht Schug für Lingl eine gute Perspektiv­e. Alles, was bei Lingl erwirtscha­ftet werde, bleibe in Krumbach und werde am Standort Krumbach reinvestie­rt. Schug ist zuversicht­lich, dass Lingl wieder auf die Erfolgsspu­r zurückfind­et.

 ??  ?? Eine neue Perspektiv­e für die Firma Lingl: Unser Bild zeigt von links Winfried Hein (Geschäftsf­ührer der Firmen Lippert und Lingl), den neuen Lingl‰Inhaber Hubert Schug, Lingl‰Geschäftsf­ührer Alexander Kögel und Insolvenzv­erwalter Christian Plail.
Eine neue Perspektiv­e für die Firma Lingl: Unser Bild zeigt von links Winfried Hein (Geschäftsf­ührer der Firmen Lippert und Lingl), den neuen Lingl‰Inhaber Hubert Schug, Lingl‰Geschäftsf­ührer Alexander Kögel und Insolvenzv­erwalter Christian Plail.
 ?? Fotos: Peter Bauer ?? Die Krumbacher Firma Lingl wurde von der Unternehme­rfamilie Schug aus der Ober‰ pfalz übernommen.
Fotos: Peter Bauer Die Krumbacher Firma Lingl wurde von der Unternehme­rfamilie Schug aus der Ober‰ pfalz übernommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany