Mittelschwaebische Nachrichten
Ernstfall für die Bundeswehr
Nun ist ein kühler Kopf gefragt. Die Bundeswehr steht vor einer Bewährungsprobe. Der Verteidigungsfall ist eingetreten. Alles ist neu an dieser Situation. Lagebesprechung, Ausrüstung, Strategie – in dieser Form noch nie erprobt. Denn der Angriff kommt von innen. Der Feind steht – in diesem Fall: fliegt – bereits vor der Tür. Genauer: hinter einem Maschendrahtzaun am Fliegerhorst Kaufbeuren.
Die bittere Wahrheit ist die: Direkt an das Militärgelände grenzt der Privatgrund von Ralf Nahm. Nahm ist Hobbyimker. Er besitzt zwei Bienenvölker. Die Bienenstöcke mit den An- und Abfluglöchern befinden sich direkt am Zaun. Auf der anderen Seite, also auf dem Bundeswehr-Areal, verläuft ein Trampelpfad. Diesen nutzen Flugschüler und Bedienstete des Standorts zum Joggen.
Die Truppe sieht einen Territorialkonflikt. Gefährliche Grenzüberflüge können nicht ausgeschlossen werden oder fanden sogar schon statt. Der Kommandeur hält die „Fürsorge für die Fliegerhorstangehörigen für geboten“. Deshalb ließ die Standortverwaltung nun eine etwa zehn Meter lange und zwei Meter hohe Holzwand auf ihrer Seite des Zauns errichten. „Damit die Bienen sofort nach Verlassen des Bienenstocks an Höhe gewinnen und über den Köpfen der dort befindlichen Fliegerhorstangehörigen hinwegfliegen“, heißt es.
Ralf Nahm entgegnet, einen Zwischenfall habe es noch nie gegeben. Die Rasse Carnica sei „für ihre Friedfertigkeit bekannt“. Hinter den Kulissen laufen diplomatische Verhandlungen, der Oberbürgermeister versucht zu vermitteln. Es gilt, einen Luftkampf zu verhindern. Die Lage ist ernst.