Mittelschwaebische Nachrichten
Reichhart Kreisvorsitzender
Nach der Maskenaffäre leitet die CSU im Landkreis Günzburg den Generationenwechsel ein. Bei der Versammlung in Günzburg spricht auch Theo Waigel
Nach der Maskenaffäre leitet die CSU im Landkreis Günzburg den Generationenwechsel ein. Bei der Versammlung spricht auch Theo Waigel.
Günzburg
Das Wort Neuanfang zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Denn bei der Delegiertenversammlung der Kreis-CSU ist am Donnerstag im Günzburger Forum am Hofgarten ein radikaler personeller Schnitt vollzogen worden. Der gesamte Vorstand wurde ausgetauscht, damit sei auch ein Generationenwechsel vollzogen worden, betonte der kommissarische Vorsitzende Georg Schwarz. Vor einem halben Jahr hätte daran niemand einen Gedanken verschwendet – die Maskenaffäre rund um die Abgeordneten Alfred Sauter und Georg Nüßlein hat den Wandel notwendig gemacht. Ende Februar waren die Vorwürfe gegen Sauter und Nüßlein publik geworden, die Zeit danach sei nicht einfach gewesen, erklärte Schwarz. „Täglich haben uns neue Hiobsbotschaften erreicht.“Aufgrund der Vorgänge vollziehe die Kreis-CSU nun einen personellen Neuanfang, „den der allergrößte Teil der Mitglieder und der Bürger im Landkreis erwartet“habe. Das betreffe nicht nur den Nachfolger für den bisherigen Kreisvorsitzenden Sauter. Um den Generationenwechsel zu ermöglichen, hätten die bisherigen vier Stellvertreter Stephanie Denzler, Roland Kempfle, Christa Wenninger und er selbst auf eine erneute Kandidatur verzichtet, sagte Schwarz. Ebenso andere Mitglieder des bisherigen Vorstands. Sie alle machten den Weg für einen „glaubwürdigen Neuanfang“frei, „obwohl sich niemand etwas zu Schulden kommen ließ“.
Der Kreisvertreterversammlung gehören 134 Delegierte der CSUOrtsverbände an. 125 von ihnen waren ins Forum am Hofgarten gekommen, „ein Zeichen der Solidarität in schwieriger Zeit“, wie Wahlleiter Thomas Ermer sagte. Mit 117 von 118 gültigen Stimmen wurde Landrat Hans Reichhart für die kommenden zwei Jahre zum neuen Kreisvorsitzenden gewählt, die Zahl der Stellvertreterinnen und Stellvertreter wurde von vier auf fünf (siehe Info-Kasten) erhöht. In einer kurzen Dankesrede sagte Reichhart, es sei die CSU, die den Landkreis vorangebracht habe und weiter voranbringen werde. Im Gegensatz zu anderen fordere, kritisiere, verspreche und polemisiere die CSU nicht. „Wir handeln und tragen Verantwortung“, so der neue Kreisvorsitzende.
seinem Rechenschaftsbericht ging Georg Schwarz nicht auf Details der Maskenaffäre ein. Eine Aufgabe des neuen Vorstands werde es aber sein, die scheidenden Mandatsträger, „auch Alfred Sauter und Georg Nüßlein, angemessen zu ehren und ihnen für ihr jahrzehntelanges Engagement zu danken“.
Eine unmittelbar bevorstehende Aufgabe werde es sein, den CSUBundestagskandidaten Alexander Engelhard aus Weißenhorn im Landkreis Günzburg noch bekannter zu machen.
Schwarz: „Da ist noch Luft nach oben.“Es werde nicht einfach, das Bundestagsmandat von Nüßlein zu verteidigen.
„Sie müssen ackern“, sagte Schwarz in Richtung Engelhard, der Gelegenheit hatte, sich den Delegierten kurz vorzustellen.
Einer, den man nicht mehr vorstellen muss, ist Theo Waigel. Er war 30 Jahre im Bundestag, Bundesfinanzminister und Vorsitzender der CSU. In einem Grußwort zum Abschluss der zweieinhalbstündigen Veranstaltung ging der CSU-EhrenIn
vorsitzende auf die Erfolge der CSU im Landkreis, im Freistaat und im Bund ein.
Der neue Vorstand der KreisCSU biete eine „beeindruckende Vielfalt an hoch qualifizierten Männern und Frauen“. Auch Waigel erklärte, die jüngste Vergangenheit sei für die Kreis-CSU „schwierig“gewesen.
„Doch ich stehe nicht an, Alfred Sauter für 26 Jahre als Kreisvorsitzender und für seine politische Arbeit zu danken.“Dass es die Diskussionen der vergangenen Wochen
und Monate gegeben habe, sei „schade“. Auch Politiker müssten Fehler eingestehen, korrigieren und sich gegebenenfalls entschuldigen.
Deutschland stehe vor zahlreichen großen Herausforderungen, unter anderem beim Thema Generationengerechtigkeit. Waigel: „Da sind mir alle Parteien etwas zu zurückhaltend.“Lasten dürften nicht nur den Jungen aufgebürdet werden. „Auch die Älteren werden einen Beitrag leisten müssen“, sagte Waigel unter am Ende lang anhaltendem Applaus.