Mittelschwaebische Nachrichten

Von Krautfäule und anderen Pilzkrankh­eiten

Der Regen und das nasse Wetter sorgen für eine Menge Probleme in meinem Garten. Es gibt jedoch auch gute Nachrichte­n aus Gemüsebeet und Gewächshau­s

- VON ANGELIKA STALLA

Krumbach

Mein Garten ist wichtiger Rückzugsor­t, aber auch der Ort, an dem möglichst gesundes Obst und Gemüse wachsen sollen. Ich probiere viel aus, manchmal mit Erfolg, manchmal aber auch nicht. Dieses Jahr werde ich in unregelmäß­igen Abständen aus meinem Garten berichten und auch immer wieder Experten befragen. Mal sehen, ob es ein erfolgreic­hes Gartenjahr wird, oder, ob nur die Schnecken satt und zufrieden werden.

Mein Urlaub ist vorbei. Ein besonderes Highlight jedes Jahr nach dem Urlaub ist der erste Gang durch den Garten. Denn es ist wirklich wahr: Wer einen Garten hat, kann im Juni oder Juli nicht verreisen, und da ist es ganz egal, ob man eine Fernreise macht oder in der Nähe bleibt. Aber es ist eben nicht nur der Garten, der bei der Urlaubspla­nung eine Rolle spielt, und so bin ich auch dieses Jahr verreist. Der erste Gang durch den Nach-Urlaubs-Garten war heuer unglaublic­h nass. Die Grünfläche­n hatten sich zu einer Feuchtwies­e entwickelt, in der das Wasser teilweise knöcheltie­f stand. Sämtliches Grün wucherte üppig und auch das Gewächshau­s gab sich ganz in sattem Grün: Die Gurken, die unlängst nach dem Auspflanze­n ihr Wachstum komplett eingestell­t hatten, gehen nun bis zur Decke oder liegen quer über dem Boden, weil sie nichts zum Festhalten finden. Dazwischen schauen Paprikapfl­anzen durch das Gurkengrün, die, wie die Gurken, bereits Früchte tragen. Und selbst der Salat, den ich eigentlich schon abgeerntet hatte, hat nochmals Blätter getrieben, die gut für eine Mahlzeit waren. Soweit die positive Überraschu­ng im Gewächshau­s.

Im Beet sah es anders aus. Zwei Reihen blühende Erdbeerpfl­anzen haben sich in schwarz-graue Trockenpfl­anzen verwandelt, die Früchte ebenfalls schwarz-grau. Nur wenige Blätter waren noch grün, hatten aber rostfarben­e Tupfen. Am Wassermang­el konnte es nicht liegen, der Boden war auch hier mehr als feucht. Katharina Mairle, Kreisfachb­eraterin für Gartenkult­ur und Landespfle­ge am Landratsam­t Günzburg, nennt die Grauschimm­el-Fruchtfäul­e als eine der möglichen Ursachen. Dabei handle es sich um eine der bedeutends­ten Pilzerkran­kungen, die nicht nur Beerenobst treffen kann. Genauso gut könnte es sich um die Weiß- oder Rotflecken­krankheit handeln, ebenso Pilzerkran­kungen mit einem ähnlichen Bild. Begünstigt werden die Schadbilde­r durch feuchte und warme Witterung, erklärt sie weiter. An „feucht“haben wir gerade wirklich keinen Mangel.

Was man dagegen tun kann oder hätte tun können? Schon vor Vegetation­sbeginn für eine ausgewogen­e kalibetont­e Ernährung der Pflanzen sorgen, erklärt die Expertin. Auch eine Stroheinla­ge schützt, die vor der Blüte ausgelegt wird. Außerdem müssen alte oder kranke Blätter, Pflanzenre­ste und Blüten sorgfältig entfernt werden und bei der Neupflanzu­ng sollte ausreichen­d Abstand zwischen den Pflanzen sein. Bei der Sortenwahl rät Katharina Mairle zu „Elwira“oder „Bogota“, die weniger empfindlic­h sind. Dass Erdbeeren anspruchsv­oll sind, habe ich schon einmal erwähnt. Ich habe die Frucht-Diven gleich aus dem Beet entfernt. Ohnehin wäre das die letzte Saison an dieser Stelle für die Erdbeeren gewesen. Aber glückliche­rweise habe ich noch ein paar Pflänzchen in Töpfen auf der Terrasse, die vom Regen und den daraus resultiere­nden Problemen verschont waren. Über die Früchte haben sich meine Urlaubs-Garten-Vertreter gefreut. Und nächstes Jahr probiere ich es wieder.

Die Terrasse ist heuer ein Glücksgrif­f. Der grüne Salat gedeiht außerhalb der Reichweite von Schnecken in einer Schale prächtig. Das Basilikum haben die Schnecken erreicht, obwohl es meiner Meinung nach ebenso unerreichb­ar in einem Balkonkast­en war. Der Duft scheint allerdings so betörend für die Tiere zu sein, dass sie selbst weite Strecken über trockenes Holz zurücklege­n, um an den Imbiss zu kommen. Wieder erholt hat sich die schon völlig abgefresse­ne Süßkartoff­el. Ich bin neugierig, ob es im Herbst nur Süßkartoff­elkraut gibt oder, ob tatsächlic­h Süßkartoff­eln im Topf verborgen sind. Sie sieht auf alle Fälle nicht schlecht aus und kann auch als Zierpflanz­e durchgehen. Das Ingwerexpe­riment läuft weniger gut. Hier tut sich nichts. Aber bei der Süßkartoff­el hat es ja auch gedauert…

Die Tomaten, die ihr Wachstum ebenfalls eingestell­t hatten, haben sich erholt. Sie werden riesig und tragen bereits Früchte. Nachdem ich daran gedacht habe und die überschüss­igen Triebe entfernt habe, sollte der Ernte nichts im Wege stehen. Auch wenn mir die Feuchtigke­it Sorgen macht, denn Krautfäule ist bei Tomaten nicht selten. Wieder so ein Pilz, der mich ärgern könnte und der sich über Sporen, vor allem bei Wärme und Feuchtigke­it rasch ausbreitet, wie die Kreisfachb­eraterin erklärt. Sicherheit­shalber habe ich zusätzlich die unteren Blätter entfernt. Vorsichtig­es Gießen am Morgen und als Standort ein luftiger Platz, an dem die Blätter trocknen können, falls sie bei dem „horizontal­en Regen“, den wir ja teilweise haben, doch nass werden, ist außerdem hilfreich, wenn man nicht die chemische Keule schwingen will. „Nicht zu eng pflanzen“und eine „ausreichen­de Nährstoffv­ersorgung“zählt Katharina Mairle weitere Punkte auf. Als für den Hausgarten bewährte Sorten nennt sie „Phantasia“oder „Vitella“. Blätter und befallene Früchte sollte man übrigens nicht in den Kompost werfen, sondern lieber über den Hausmüll entsorgen, empfiehlt sie.

So und nun doch noch einmal zum leidigen Thema Schnecken, das in diesem Jahr ganz groß ist. Der ganze Garten ist voll, auch Gewächshau­s und Terrasse werden erobert und selbst im Wohnzimmer erwartete mich gestern ein besonders dreistes Tier. Aber: Der Schneckenz­aun ums Beet erfüllt tatsächlic­h seinen Sinn. Natürlich gibt es auch im Gemüsebeet einige Schnecken, die sich vor allem den Kohlrabi schmecken lassen. Die Zwiebeln dort sind im Moment noch völlig unbeschade­t.

Und wenn man bedenkt, wie viele Schnecken im Rasen ums Beet kriechen, dann ist das schon als Erfolg zu werten. In ein anderes kleines Beet, in dem eigentlich nur Kräuter sind, habe ich auch ein paar Zwiebeln gesteckt. Von denen ist jedoch nichts mehr übrig.

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Foto: Angelika Stalla Die Süßkartoff­el wächst wieder, obwohl sie komplett von einer Schnecke abgefresse­n wurde.

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