Mittelschwaebische Nachrichten
Er prägte die katholische Presse
Pater Friedrich Muckermann SJ (1883-1946)
Balzhausen Zwölf Kinder wuchsen im Haus des Schuhmachers Muckermann in Bückeburg auf. Allesamt waren sie hochbegabt. Hermann, der Älteste trat bei den Jesuiten ein und machte sich als Biologe einen Namen. Richard entschied sich für die Politik und wurde Zentrumsabgeordneter. Ludwig trat in den diplomatischen Dienst ein. Friedrich hatte bereits mit 16 Jahren das Abiturzeugnis erhalten. Wie sein ältester Bruder wollte er Jesuit werden. Das war für den 1883 Geborenen in Deutschland nicht möglich. Dazu musste er nach Holland gehen. Nach dem Studium der Philosophie schickte man ihn nach Kopenhagen, um dort Germanistik und Pädagogik zu studieren. Gleichzeitig unterrichtete er an der dortigen Schule.
Nach abgeschlossenem Theologiestudium empfing er 1914 die Priesterweihe. Er wurde sofort als Feldgeistlicher eingesetzt. 1918 geriet er in russische Gefangenschaft. Sofort lernte er Russisch, das er dann perfekt beherrschte. 1919 kam es zu einem Gefangenenaustausch. Pater Muckermann wurde gegen den Kommunisten Karl Radek ausgetauscht, der dann in der Sowjetunion eine große Rolle spielte, später aber als Trotzki-Anhänger von Stalin ermordet wurde. Pater Muckermann wurde Redakteur des „Gral“und später alleiniger Herausgeber. Er beschäftigte sich mit Literatur und den geistigen Zeitströmungen. Schon früh wandte er sich gegen die Nationalsozialisten und ihren Judenhass. Er gründete dann das „Korrespondenzbüro für katholische Presse“. Damit belieferte er 400 katholische Tageszeitungen mit aktuellen Artikeln für den Mantelteil. Den Nationalsozialismus brandmarkte er „als Häresie des 20. Jahrhunderts“.
Eine ganze Reihe von Büchern konnte er veröffentlichen. Gefragt waren auch seine Filmkritiken. Sein Goethe-Buch brachte ihm die Goethe-Medaille der Stadt Frankfurt. Muckermann war zu einer bedeutenden katholischen Stimme in Deutschland geworden und stand deshalb nach der Machtergreifung Hitlers 1933 auf der Abschussliste. Rechtzeitig konnte er sich nach Holland in Sicherheit bringen. Seine Bücher wurden verbrannt. Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde dem Jesuiten aberkannt. Er jedoch brachte in Holland eine Zeitschrift heraus „Der Deutsche Weg“, die in 40 Länder versandt wurde.
Der Ordensgeneral der Jesuiten wollte Pater Muckermann aus der Schusslinie nehmen, deshalb holte er ihn nach Rom. Er wurde Professor für russische Literatur und veröffentlichte ein Buch über Solowjew. 1938 ging er nach Paris. In Rundfunksendungen warnte er vor der Bedrohung durch das HitlerRegime. Wie recht er hatte, zeigte sich beim Einmarsch der Deutschen in Frankreich. Pater Muckermann tauchte unter. Er gab sich als holländischer Pater aus. 1943 konnte er in die Schweiz emigrieren. In der Schweiz durfte er nichts mehr veröffentlichen. Er war zum Schweigen verurteilt. Das fiel ihm ungeheuer schwer. Er, der jahrelang einen Artikel nach dem anderen geschrieben hatte, er der als Prediger und Referent durch ganz Deutschland gereist war, sollte nun im Angesicht des Dramas, das sich in Europa abspielte, nur schweigender Zuschauer sein. Er machte sich der Not gehorchend daran, seine Lebenserinnerungen niederzuschreiben. Das war auch gut so, denn bereits ein Jahr nach Kriegsende starb Pater Friedrich Muckermann am 2. April 1946 in Montreux. Er wurde nur 63 Jahre alt. Im Grunde genommen hat er jahrelang Raubbau an seiner Gesundheit getrieben.