Mittelschwaebische Nachrichten
Singende Schwestern
Es klingt wie im Film: Die Schwestern des Klosters Wettenhausen machen bei einem Song-Contest mit – einen Tag vor dem 81. Geburtstag von Priorin Schwester Amanda
Es klingt wie im Film: Die Schwestern des Klosters Wettenhausen machen bei einem Song-Contest einen Tag vor dem 81. Geburtstag der Priorin mit.
Wettenhausen
Das Telefon von Schwester Amanda steht nicht mehr still. Ein Gratulant reiht sich an den anderen, eine ehemalige Schülerin nach der anderen schaut persönlich im Kloster Wettenhausen vorbei – nicht nur, um der Priorin zum 81. Geburtstag zu gratulieren. Schnell hat sich auch außerhalb der Klostermauern herumgesprochen, dass die Priorin zusammen mit drei Mitschwestern einen Tag vor ihrem Geburtstag am Finale eines deutschlandweiten Musikwettbewerbs in Mannheim teilgenommen hat und mit einem selbst komponierten Lied unter den besten zehn gelandet ist. Wenn Schwester Amanda vom „Vocation Music Award“erzählt, vergleichbar mit „Deutschland sucht den Superstar“unter den Geistlichen, dann sprudelt es nur so aus ihr heraus. Den Auftritt werde sie nie vergessen, es sei das schönste Geburtstagsgeschenk überhaupt gewesen. „Wir waren die einzigen im Habit und die Publikumslieblinge.“Dass sie mit Abstand die älteste Teilnehmerin gewesen sei, „das war der Clou“.
Klosterschwestern bei Musikwettbewerben? Klingt eher nach Film denn nach echtem Leben. Aber warum eigentlich nicht, dachte sich Schwester Mechthild Steiner, als sie im Januar im Internet vom Vocation Music Award las. Dabei handelt es sich um einen Song-Contest, der in mehreren Ländern durchgeführt wird, nachdem er 2019 mit Erfolg in Österreich stattfand.
Gesucht wurden Songs rund um das Thema „Berufung“– Berufung zu Ehe und Familie, zu Priestertum und Ordensleben bis hin zum Ruf Gottes, ihn zu lieben und ihm nachzufolgen. Die Videoeinsendungen werden dann bewertet, die Komponisten der 20 besten Songs werden zu einem Finale eingeladen. Schwester Mechthild sah darin eine gute Gelegenheit, um das Kloster Wettenhausen ins Gespräch zu bringen und zu zeigen, dass Schwestern keineswegs weltfremd und humorlos sind – und dass sie singen können.
Schließlich gibt es seit vergangenem Sommer im Kloster auch eine eigene Band, die sich in Corona-Zeiten formiert hat und gerne gefragt ist, da die Schwestern aus einem Haushalt stammen und somit problemlos auftreten können. Einmal im Monat wurden sie für Gottesdienste gebucht, wie die Priorin erzählt. Sie selbst ist neben den Schwestern Mechthild, Magdalena und Lucia übrigens Teil der vierköpfigen Band, da sie am Keyboard gebraucht werde. Ihre Idee, eben jene Gruppe für den Musikwettbewerb anzumelden, setzte Schwester Mechthild prompt in die Tat um. Während sie den Text entwarf, komponierte die 26-jährige Schwester Magdalena, die erst im vergangenen Jahr zu den Dominikanerinnen in Wettenhausen gestoßen war, die Melodie. Heraus kam wie gefordert ein fünf Minuten langes Stück, in dem die vier Sänger nach dem Refrain jeweils einen Solopart übernehmen und von ihrem Weg zu Gott singen.
Als Schwester Amanda das Stück zum ersten Mal hörte, „fand ich es ganz toll“, erzählt sie. Was folgte, waren lange Proben, mindestens einmal in der Woche und nicht unter einer Stunde. Managerin war Schwester Mechthild, „der mussten wir folgen“, sagt die Priorin und lacht darüber. Das Üben habe sie als sehr positiv empfunden, sie hätten sich gegenseitig gut kennengelernt Alt und Jung hätten sich gegenseitig korrigiert, ohne dass irgendjemand beleidigt sein musste.
Vor der finalen Aufnahme in der Schwesternkapelle hätten sie besonders intensiv geübt, trotzdem habe es einige Anläufe bis zur gelungenen Endversion gebraucht. Hubert Hafner, Geschäftsführer der KlosterEntwicklungs-GmbH, nahm den Song per Handy auf, schließlich sollten die Songs als „One-Take-Video“eingereicht werden. Unter dem Bandnamen „Schwester Mechthild Steiner und die Schwestern aus dem Kloster Wettenhausen“wurde der Song „Bester Bräutigam der Welt“veröffentlicht.
Dann hieß es einfach warten. Werbung für ihr Musik-Engagement hätten sie eigentlich kaum gemacht, sagt die Priorin. Dennoch wurde der Song beim Online-Voting der Renner, bis Mitte Juni stimmten so viele dafür, dass er unter 90 eingereichten Songs auf Platz zwei kam. Eine professionelle Jury bewertete anschließend ebenfalls alle Einsendungen, nach Zusammenzählung aus Jury- und Online-Wertung stand fest, dass die Klosterschwestern im Finale waren – nur die 21 Besten waren eingeladen. Dass die Liveshow ausgerechnet einen Tag vor Schwester Amandas Geburtstag über die Bühne ging, störte die Priorin überhaupt nicht. Im Gegenteil. „Dass ich dabei sein durfte, war das größte Fest“, sagt sie. Zu viert stiegen sie ins Auto und fuhren nach Mannheim. Nach einem ersten Soundcheck übernachtete das Quartett bei Patres eines befreundeten Klosters. Am Nachmittag darauf der große Auftritt in der Jugendkirche Samuel vor etwa 100 Zuschauern.
Just vor ihnen sei die jüngste Teilnehmerin des Wettbewerbs, ein 14-jähriges Mädchen, auf der Bühne gestanden. Für den Moderator die perfekte Überleitung auf die älteste Teilnehmerin Schwester Amanda. Ein wenig nervös sei sie schon gewesen, „ich hatte zum Glück das Keyboard vor mir, da hatte ich Halt“, sagt sie und lacht wieder herzlich. Aber nicht sie selbst sei entscheidend gewesen, sagt die Priorin bescheiden. Vor allem dank Schwester Magdalena, die so „frisch, fromm und lebendig ist“, hätten sie die Sympathien des Publikums gewonnen, das beim Refrain kräftig mitund sang. Erst am späten Abend wurden die Sieger gekürt, für die Priorin sei es „wahnsinnig spannend“gewesen. Dass es am Ende nicht zu einem Platz auf dem Podium gereicht hat, findet sie nicht schlimm. Allein, den anderen Teilnehmern zuhören zu dürfen und zu sehen, wie religiös Menschen sein könnten, sei für sie eine überwältigende Erfahrung gewesen.
Außerdem gelte für sie: „Dabei sein ist alles. Es ist einfach gut, was wir singen und dass wir singen durften.“
Ihr Lied ein zweites Mal zum Besten geben konnten die vier Wettenhauser Schwestern am nächsten Morgen – dem Geburtstag von Schwester Amanda – im Gottesdienst der befreundeten Patres. Die hätten ihre helle Freude gehabt.
Auch für Nicht-Geistliche bietet sich bald die Gelegenheit, die Schwestern live zu hören. Sie haben zugesagt, bei der Eröffnung des Landkreisfestivals am 29. Juli aufzutreten.
Internet
Unter www.augsburgerall gemeine.de/krumbach gibt es ein Vi deo zum Auftritt der Schwestern.