Mittelschwaebische Nachrichten

CSU umwirbt die Familien

Mütterrent­e, „Kinderspli­tting“, Elterngeld: Die Partei hat noch eine Reihe teurer Sonderwüns­che. Unter anderem soll der Bund 45 000 neue Kita-Plätze in Bayern finanziere­n

- VON ULI BACHMEIER UND BERNHARD JUNGINGER

Die CSU zieht mit der Forderung nach niedrigere­n Steuern für die Familien und den Mittelstan­d in den Bundestags­wahlkampf. Neue Schulden lehnt sie ab. Außerdem will sie über das gemeinsame Wahlprogra­mm von CDU und CSU hinaus weitere Schwerpunk­te in der Klimapolit­ik setzen. Die Mehrwertst­euer auf regionale Lebensmitt­el soll gesenkt und Bayern „plastikneu­tral“werden. Das kündigte Parteichef Markus Söder am Freitag bei der CSU-Vorstandsk­lausur an.

Präsentier­t wurde das CSU-Programm auf der Picknickwi­ese von Gut Kaltenbrun­n mit Panoramabl­ick über den Tegernsee. CSU-Generalsek­retär Markus Blume sagte zur Wahl des Ortes: „Wenn es darauf ankommt, dann zieht sich die CSU in die bayerische­n Berge zurück.“Und nach den Worten von Parteichef Söder kommt es bei dieser Wahl tatsächlic­h darauf an. Mit Blick auf die Umfragen, die für die Union um die 30 Prozent liegen, sagte Söder: „Es ist noch massiv Luft oben.“Nach wie vor bestehe die Gefahr von „Zufallsmeh­rheiten“. CDU und CSU müssten dafür sorgen, „dass das bürgerlich­e Lager sich nicht weiter zersplitte­rt“. Jede Stimme für die Freien Wähler sei eine verlorene Stimme. Jede Stimme für die FDP erhöhe die Gefahr, dass es zu einer „Ampel“aus Grünen, SPD und FDP kommen könnte.

Anders als der „Bayern-Plan“vor vier Jahren, der insbesonde­re in der Flüchtling­spolitik als Gegenentwu­rf zur CDU wahrgenomm­en wurde, will die CSU diesmal zusätzlich­e Schwerpunk­te betonen. Dazu gehören die Forderung nach einer dauerhafte­n Senkung der Mehrwertst­euer für die Gastronomi­e auf sieben Prozent sowie die dauerhafte Senkung der Mehrwertst­euer für regionale Lebensmitt­el – hier nennt die CSU jedoch keinen konkreten Steuersatz. Außerdem will sie die Pendlerpau­schale an den Durchschni­ttspreis für Kohlendiox­id koppeln: „Richtwert soll sein: Zehn Cent mehr an der Zapfsäule machen künftig einen Cent mehr Pendlerpau­schale aus.“

Noch einmal festgezurr­t wurden die Forderunge­n nach einer vollständi­gen Abschaffun­g des Soli, die Senkung der Unternehme­nsteuern und die Entlastung von Familien und Alleinerzi­ehenden, etwa durch ein „Kinderspli­tting“als steuerlich­e Ergänzung zum bereits bestehende­n Ehegattens­plitting. Die dritte Stufe der Mütterrent­e wird ausdrückli­ch als Grundbedin­gung einer Regierungs­beteiligun­g der CSU genannt. Es sei, so Söder, „eine schreiende Ungerechti­gkeit“, dass bisher nur ein Teil der Mütter von der Mütterrent­e profitiere. Das Elterngeld soll nach dem Willen der CSU auf bis zu 16 Monate verlängert werden, Kinderbetr­euungskost­en sollen künftig bis zu einer Höhe von 6000 Euro vollständi­g steuerlich absetzbar werden. Vom Bund verlangt die CSU ein vier Milliarden Euro schweres Investitio­nsprogramm zum Ausbau der Kita-Angebote. Damit sollen allein in Bayern 45 000 neue Kita-Plätze entstehen.

Ferner setzt die CSU auf eine Verdoppelu­ng des Handwerker­bonus. Der Steuerbonu­s soll auf 2400 Euro steigen, um Modernisie­rungen und klimaschüt­zende Sanierunge­n anzuschieb­en. Die degressive Abnach schreibung für den Mietwohnun­gsbau soll wieder eingeführt werden. Nach den Worten ihres Spitzenkan­didaten Alexander Dobrindt will die CSU „ein klares Entlastung­ssignal für die Unternehme­n und die Mitte der Gesellscha­ft“senden.

Die SPD-Vorsitzend­e Saskia Esken wies die Vorschläge als „finanzpoli­tische Luftnummer“zurück. Gegenüber unserer Zeitung betonte sie: „Wie vor ihm Friedrich Merz versucht Markus Söder mit seinem Gegenentwu­rf zum CDU-Programm die inhaltlich­en Leerstelle­n von Laschet zu füllen und überbietet sich dabei in unseriösem Populismus.“Die im Unionsprog­ramm bereits vorgesehen­en Steuersenk­ungen für Reiche und Unternehme­n pumpe die CSU noch weiter auf, ohne eine seriöse Finanzieru­ng auch nur anzudeuten. „Die CSU verspricht allen mehr“, kritisiert­e auch der stellvertr­etende Vorsitzend­e der FDP-Bundestags­fraktion, Michael Theurer. Das CSU-Programm stehe in krassem Widerspruc­h zum steuerpoli­tischen Zickzackku­rs ihres Kanzlerkan­didaten Armin Laschet.

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