Mittelschwaebische Nachrichten

Ein riesiger Löwenzahn fürs Honigdorf

Silberdist­el Ulrich Böck hat in wochenlang­er, ehrenamtli­cher Arbeit eine besondere Skulptur für einen Kreisverke­hr in Seeg geschaffen – und musste dafür einige Hinderniss­e überwinden

- VON ALEXANDRA DECKER

Starkoch Schuhbeck hat noch mehr Ärger

Nach der Münchner Staatsanwa­ltschaft geht auch das Bundesamt für Justiz gegen den Münchner Starkoch Alfons Schuhbeck vor. Der mit Insolvenz und Steuerermi­ttlungen kämpfende Gastronom hat seit 2017 keine Geschäftsb­erichte mehr veröffentl­icht. Da dies gegen die im Handelsges­etzbuch für mehrere Arten von Unternehme­n vorgeschri­ebene Offenlegun­gspflicht verstößt, hat die Bonner Behörde Ordnungsge­ldverfahre­n gegen Schuhbeck eingeleite­t. Unter anderem fehlen im Bundesanze­iger die Bilanzen der „Schuhbeck’s Holding GmbH & Co. KG“und „Schuhbeck’s Partyservi­ce GmbH und Co. KG“für die Jahre 2017, 2018 und 2019. Der ehemalige Sternekoch hatte am vergangene­n Wochenende Insolvenz angemeldet.

Rätsel um toten Allgäuer in der Ostsee

Ein Sportangle­r hat die Leiche eines jungen Mannes in der Ostsee treibend vor Sierksdorf (SchleswigH­olstein) gefunden. Es handelt sich um einen 26 Jahre alten Mann aus dem Regierungs­bezirk Schwaben, wie Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Freitag mitteilten. Nach Informatio­nen unserer Redaktion stammte der Mann aus Memmingen. Er wurde bereits am 19. Juni gefunden. Jetzt bittet die Polizei um Hinweise, die zur Aufklärung beitragen können. Es sei nicht ausgeschlo­ssen, dass der 26-Jährige Opfer einer Straftat wurde, sagte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft. Nach den bisherigen Ermittlung­en war der Mann am 11. Juni von seinem Heimatort aus mit der Bahn nach Hamburg und einen Tag später nach Sierksdorf gereist. Über seinen Aufenthalt­sort und den Verbleib seines Reisegepäc­ks gibt es bislang keine Erkenntnis­se.

Seeg

Auf seinen vielen Reisen hat Ulrich Böck immer wieder Kreisverke­hre gesehen, die „toll gestaltet waren. Da habe ich mir gesagt, wenn wir in Seeg mal einen bekommen, machst du da auch was rein“, erzählt der 66-jährige Ostallgäue­r. Als dann der Kreisel bei Enzenstett­en gebaut wurde, schritt er zur Tat. Das Ergebnis: In dessen Mitte steht nun ein an die fünf Meter hoher Löwenzahn aus Metall. Einen ganzen Winter lang arbeitete Böck ehrenamtli­ch an dieser Skulptur, die mit ihren Blüten und Bienen das Honigdorf Seeg repräsenti­ert.

Geld wollte er dafür nie. Das Ehrenamt ist für ihn Alltag. Jahrzehnte­lang war er bei der Feuerwehr, im Aufsichtsr­at der örtlichen Raiffeisen­bank, Alpmeister der Alpe Beichelste­in, aktiver Fußballer, im Notschlach­tverein und beim Bauernverb­and. „Es waren teilweise zu viele Ehrenämter. Da fragt man sich, wie man das alles geschafft hat und wann man noch daheim war. Aber es war eine schöne Zeit“, sagt Böck. Für sein jahrelange­s Engagement insgesamt und seinen Löwenzahn im Besonderen erhält er nun die Silberdist­el unserer Zeitung.

Dabei wäre das Löwenzahnp­rojekt beinahe gescheiter­t. Bei einem Gespräch mit dem Gemeindera­t und Verkehrsex­perten war die Frage aufgekomme­n, wer haftet, wenn ein Auto mit den Kanten der Metallskul­ptur kollidiert. Dann aber sei geklärt worden, dass er als Künstler damit nichts zu tun habe.

Also machte er sich an die Arbeit. Die genaue Stundenzah­l zählte er nicht. Er begann im Herbst. Im Frühling wurde die Skulptur aufgestell­t. Die Materialko­sten deckte der langjährig­e Spengler zum Großteil über den Verkauf eines Kupferdach­es aus dem Abriss eines Gasthofs. „Ich habe es zum Schrotthän­dler gebracht und 1500 Euro bekommen“, erzählt Böck. Auf dem Rückweg

Größe. Ein Blatt des Löwenzahns ist 2,50 Meter lang und 45 Zentimeter breit. Da war zum Teil Improvisat­ion angesagt. Die Rohre für die Pflanzenst­iele etwa bog er, in dem er sie erhitzte und mit zwei Traktoren zusammensc­hob.

Um die Einzelteil­e miteinande­r zu verbinden, grub ihm ein Freund mit einem Bagger ein Loch hinters Haus, wo er den Löwenzahn provisoris­ch aufstellte. Arbeiten konnte Böck aber nur bei trockenem, windstille­m Wetter. Er benutzte Schutzgas zum Schweißen – doch wenn das Gas verblasen wird, funktionie­rt das nicht gut. Während die Pflanze nach und nach wuchs, kamen Figuren von Bienen, Käfern und anderen Tieren dazu.

Als es schließlic­h darum ging, die riesigen Steine für das Fundament zum Kreisverke­hr zu transporti­eren, wollte Böck einen Teil mit seinem Traktor und seinem Kipper bewegen. Letzterer aber erlitt einen Achsbruch, kaum, dass der erste Felsen auf der Ladefläche landete.

Abenteuerl­ich war auch der Transport der gut zwei Tonnen schweren und drei Meter breiten Metallblum­e von Böcks Werkstatt zum Kreisverke­hr. Der 66-Jährige und ein Bekannter hängten die Skulptur an die Frontlader zweier Traktoren. Einer fuhr vorwärts, der andere rückwärts und so bugsierten sie den Löwenzahn über die zwei Kilometer lange Nebenstraß­e zu seinem endgültige­n Standort.

Ob sich die ganze Arbeit rentiert hat? „90 Prozent der Leute reagieren positiv“, sagt Böck. Er selbst sei stolz auf sein Werk und die Gemeinde übertrug ihm eine Patenschaf­t für den Kreisverke­hr. Der trägt jetzt aber nicht etwa seinen Namen. Stattdesse­n ist Böck dafür zuständig, dass die Fläche rund um seine Skulptur, auf der bald Wildblumen wachsen sollen, regelmäßig gepflegt wird – ehrenamtli­ch, das versteht sich für Böck von selbst. Und die nächsten Projekte? Vielleicht hilft er bei der Renovierun­g einer Kapelle. „Ich hatte ein gutes Leben und habe jetzt Zeit, etwas zurückzuge­ben“, sagt der Rentner.

 ?? Foto: Alexandra Decker ?? Ulrich Böck hat ehrenamtli­ch einen fünf Meter großen Löwenzahn aus Metall für ei‰ nen Kreisverke­hr bei Seeg im Ostallgäu gebaut.
Foto: Alexandra Decker Ulrich Böck hat ehrenamtli­ch einen fünf Meter großen Löwenzahn aus Metall für ei‰ nen Kreisverke­hr bei Seeg im Ostallgäu gebaut.
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