Mittelschwaebische Nachrichten
Byebye, Bio!
Alfred Biolek war Moderator, Koch, Gastgeber und begnadeter Selbstdarsteller. Im deutschen Fernsehen galt er über Jahrzehnte als Marke. Jetzt ist er friedlich eingeschlafen
Köln
Es gibt im deutschen Fernsehen inzwischen gefühlt mindestens so viele Kochsendungen wie Krimis. Also zu viele. Manchmal beschleicht einen sogar das Gefühl, als würde das heutige Programm fast nur mehr aus diesen Zutaten – Brutzeln und Meucheln – bestehen und darum ein wenig fad nach Einerlei schmecken.
Einer, der diesen Eindruck bestätigen würde, ist Alfred Biolek. Bio, wie er von Freund und Feind genannt wurde. Dabei hat er uns diese, um im Bild zu bleiben, TV-Suppe mit eingebrockt. Zumindest, was Kochsendungen betrifft.
„Alfredissimo!“hieß seine. Sie lief über einige Jahre. Eigentlich war es eine Genuss-Show. Von Ausnahmen abgesehen wurde bevorzugt und reichlich Wein getrunken. Was man sich in der oft lustbefreiten gegenwärtigen Fernseh-Welt gar nicht mehr vorstellen kann. Berühmt und oft parodiert wurde Bio’s charakteristisches „Mmmh“, wenn er die Menüs seiner Gäste probierte.
Jahre danach, als er aus dem TVGeschäft längst ausgestiegen war, sagte der in Freistadt in der heutigen Republik geborene Moderator und Hobbykoch rückblickend: „Wenn man sich die anderen Kochshows ansieht und diese mit ,Alfredissimo!’ vergleicht, fällt auf, dass die anderen überwiegend reine Kochshows sind. Bei mir wurde gekocht, bei mir wurde aber auch geredet, man lernte einen Gast kennen. Man sah, wie ich mit diesem Gast umging – nicht wie in einer Talkshow, sondern privat in der Küche.“
Und genau das war sein Geheimnis. Bio war ein begnadeter, hoch gebildeter und trotzdem publikumsnaher Gastgeber – einer, der weltläufiges Flair ins deutsche Fernsehen brachte. Er hatte keine Angst vor seinen Gästen, er führte sie auch nicht vor. Stattdessen genoss er das kulinarische Zusammensein und begegnete jedem Star auf Augenhöhe. Und die Stars ihm. Bio, so könnte man sagen, war der letzte Grandseigneur im deutschen Fernsehen.
Der Wahlkölner, eng mit dem WDR verbandelt, war aber nicht nur einer der Pioniere der Kochund Talkshows in Deutschland. Mit Rudi Carrell entwickelte und produzierte er zum Beispiel auch die
Samstagabendshow „Am laufenden Band“, die vielleicht erfolgreichste Sendung der 1970er Jahre. Parallel sammelte er im „Kölner Treff“Moderationserfahrung und bekam 1978 seine eigene Sendung, „Bio’s Bahnhof“. Sie wurde Kult.
Aufregung um Biolek gab es 1991. Damals wurden er und Entertainer Hape Kerkeling als homosexuell geoutet. Das, ausgelöst durch den ebenfalls schwulen Regisseur Rosa von Praunheim, empfand er als „unfair“, kommentierte es später aber so: „Es hat wehgetan, aber es hat die Verspannung gelöst.“
Bio’s TV-Ära endete 2007 mit der letzten Folge von „Alfredissimo!“. „Meine Zeit ist jetzt zu Ende“, sagte er trocken wie ein Weißburgunder. Es brachte ihm Respekt ein. Denn Bio gehörte zu den Fernsehleuten, die selbstbestimmt ihren Abschied zelebrierten und wussten, wann der Zeitpunkt gekommen war, um aufzuhören.
Genauso entspannt wie mit seinen Gästen und seinem TV-Abschied ging der Gourmet übrigens mit dem Thema Tod um. Alfred Biolek hatte keine Angst davor. „Wenn man so alt ist wie ich, ist das nicht so dramaTschechischen tisch. Wenn ich morgen etwas bekomme, das mich umbringt, dann ist das für mein Alter eigentlich nicht ungewöhnlich“, meinte er.
Dass das Älterwerden nichts für Feiglinge ist, hatte Biolek vor elf Jahren zu spüren bekommen. Nach einem Treppensturz war er im Koma gelegen, hatte einen Gedächtnisverlust und erholte sich davon nur langsam. Am Freitag nun hat er daheim in Köln im Alter von 87 Jahren für immer seine Augen geschlossen. Er sei eingeschlafen, teilte sein Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie mit. Zuletzt hatte Biolek sehr zurückgezogen gelebt.
Viele Freunde und Kollegen aus der Fernseh- und Showbranche zeigten sich jetzt bestürzt über seinen Tod. Der WDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Tom Buhrow beispielsweise erklärte: „Mit Alfred Biolek verlieren wir ein Allroundtalent des deutschen Fernsehens.“Bio’s Freund und Kollege Hape Kerkeling sagte: „Alfred war ein ganz Großer unserer Zunft! Er hat dem deutschen Fernsehen das Miefige und Plüschige genommen und ihm Weltläufigkeit verliehen. Er fehlt.“
Mann reist mit mehr als 910 000 Euro Bargeld
Ein 48 Jahre alter Mann ist mit mehr als 910000 Euro im Auto von den Niederlanden nach Deutschland gefahren. Bei einer Kontrolle auf der A3 in der Nähe der Grenze bei Emmerich fanden die Beamten das Bargeld in mehreren Tragetaschen im Kofferraum und hinter dem Autoradio, wie die Bundespolizei am Freitag mitteilte. Das Geld wurde sichergestellt, gegen den 48-Jährigen werde nun wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt. Die Beamten kontrollierten den Mann am Mittwoch, er durfte später weiterreisen.