Mittelschwaebische Nachrichten
„Emotional ein schwarzer Tag für mich“
Simon Geschke wird nach einem positiven Test isoliert. Das hat auch auf das Rad-Team Auswirkungen
Tokio
Corona-Schock für das deutsche Olympia-Team: Einen Tag vor seinem Start beim Straßenrennen ist Radsportler Simon Geschke als erster deutscher Athlet nach einem positiven Test von den Sommerspielen in Tokio ausgeschlossen worden. Das teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Freitag mit. „Ich fühle mich körperlich gut, aber emotional ist das ein sehr schwarzer Tag für mich. Jetzt bleibt mir nur, den Jungs ein starkes Rennen zu wünschen“, sagte Geschke, der vor der Tokio-Reise gegen Corona geimpft worden war.
Alle anderen deutschen Fahrer und Betreuer wurden negativ getestet. Der 35-Jährige betonte, alle „Hygieneregeln nach bestem Wissen und Gewissen eingehalten“zu haben. So kurz vor dem Wettbewerb aus dem Rennen genommen zu werden, sei wirklich hart.
Geschke war zunächst im täglichen Antigen-Test positiv getestet worden. Ein anschließender PCRTest bestätigte das Ergebnis. Am Samstag hätte Geschke als Helfer von Medaillenhoffnung Maximilian Schachmann im enorm anspruchsvollen Straßenrennen starten sollen. „Das ist kein guter Auftakt für unser Team bei diesen Spielen. Wir hoffen aber, dass die Mannschaft um Maximilian Schachmann dennoch ein gutes Rennen fahren kann, auch wenn uns Geschke natürlich fehlen wird“, sagte Sportdirektor Patrick Moster.
Die deutsche Mannschaft wird nun maximal zu dritt an den Start gehen, wobei die Teilnahme von Geschkes Zimmerkollegen Emanuel Buchmann noch offen ist. Der Ravensburger wurde zwar zunächst negativ getestet, musste sich aber in der Nacht zum Samstag ins gut 100 Kilometer entfernte Tokio zu einer weiteren PCR-Testung begeben. Grünes Licht dürfte der frühere Vierte der Tour de France somit wohl erst am Renntag erhalten. Würde auch Buchmann fehlen, müssten Schachmann und Nikias Arndt die 234 Kilometer lange Strecke mit fast 5000 Höhenmetern als einzige deutsche Starter bewältigen.
Geschke war am Montag nach dem Ende der Tour de France direkt von Paris nach Tokio geflogen und hatte am Donnerstag gemeinsam mit seinen Teamkollegen trainiert. „Ich freue mich sehr auf das Rennen“, schrieb Geschke bei Instagram. Der Berliner teilte zudem mit, arg unter dem Jetlag zu leiden. Durch den positiven Test muss sich Geschke nun auf eine eigens eingerichtete Isolierstation begeben und darf das Land zunächst nicht verlassen. Die Behörden müssen nun entscheiden, wie lange die Quarantäne andauert.
Zuvor hatten die Organisatoren am Eröffnungstag 19 neue CoronaFälle veröffentlicht. Das ist der bisherige Höchstwert seit Beginn der Erfassung der Tests am 1. Juli. Zu den Betroffenen gehören der Mitteilung zufolge drei Athletinnen oder Athleten, die nicht aus Japan kommen.
Der portugiesische WeltklasseSurfer Federico Morais teilte am Freitag selbst mit, dass er wegen einer Corona-Infektion nicht bei der olympischen Premiere seiner Sportart dabei sein kann. Auch die tschechischen Vorrunden-Gegnerinnen der deutschen Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Margareta Kozuch mussten ihre OlympiaHoffnung aufgeben. und an andere, vermeintlich saubere Sportlerinnen und Sportler vergeben. All die Emotionen sind dann aber längst erlebt, Prämien ausgeschüttet, Werbeverträge erfüllt und beendet. Das Leben geht weiter. Manchmal schicken die nachträglich erwischten Dopingsünder noch nicht einmal die Medaillen zurück. Es dopen doch eh alle, wieso soll ausgerechnet ich jetzt bestraft werden ...?
Vielleicht mag es mancher oder manchem beim Anblick außergewöhnlicher Leistungen in den kommenden Tagen durch den Kopf gehen, ob da alles mit rechten Dingen zugeht. Es hat doch jeder aber auch das Recht, sich von den Leistungen verzaubern zu lassen? Richtig oder falsch gibt es hier nicht. Vielleicht ist der Mittelweg der richtige, wie langweilig. Einige Sieger, die wir heute bejubeln, werden später in den Laboren entzaubert. Egal. Lasset die Spiele beginnen.