Mittelschwaebische Nachrichten
Die Frage der Woche Bei Erkältung weiter Maske tragen?
Ansteckende Krankheiten sind keine Privatangelegenheit. „Die Freiheit des einen hört da auf, wo die Freiheit des anderen anfängt“, wusste schon Kant. Wer krank ist, kann mit seinem Schnupfen, seinem Husten und manchmal sogar mit seiner Atemluft andere anstecken und ihre Freiheit einschränken. Da die meisten Mitmenschen vermutlich lieber gesund als krank wären, sollte man eine Infektion möglichst vermeiden. Wie das geht, haben wir in der Pandemie gelernt. Zu Hause bleiben. Wenn das nicht geht, sollte man Maske tragen. Der Seuchenlappen macht auch Grippe und Erkältung das Leben schwer. Wer sich ansteckt, sollte auch nach Corona Maske tragen. In China, Taiwan und Japan ist die Maske seit einem Pestausbruch vor über hundert Jahren selbstverständlich. Wer in der Grippesaison durch eine Straße in China ging, sah schon vor Corona mehr Leute mit
Maske als ohne. Die gesellschaftliche Erwartung zur Solidarität wiegt dort scheinbar schwerer als die Unannehmlichkeit für das Individuum. Davon könnte sich der individualistische Westen eine Scheibe abschneiden. Zumal die Einschränkungen durch den Mund-NasenSchutz für die meisten zu vernachlässigen sind. Aber Masken schützen nicht nur vor Infektion. Sie machen eine unsichtbare Krankheit klar sichtbar. So wissen die Leute im Bus, dass sie sich besser woanders hinsetzen. Bekanntschaften, die man auf der Straße trifft, wissen, dass gerade vielleicht eher ein Winken aus der Ferne angebracht ist. Des Weiteren ist das Leben deutlich einfacher, wenn die Hälfte des Gesichts verdeckt ist. Man muss es beim Rasieren oder Schminken nicht so genau nehmen und sich keine Sorgen um Mundgeruch machen. Knoblauch ist schließlich gut für die Abwehrkräfte.
Wichtiger Hinweis vorweg: Die Argumentation im zweiten Teil des Textes bezieht sich auf eine ferne Zukunft, wenn die Menschheit hoffentlich die Corona-Pandemie im Griff haben wird und sich genug Menschen impfen lassen konnten, damit endlich Herdenimmunität herrscht. Bis dieser Tag erreicht ist, sind Masken ein wichtiger Beitrag, um auch jene Menschen vor einer Corona-Infektion zu schützen, die sich bisher nicht impfen lassen können – zum Beispiel Kinder. Wer sich nicht impfen lassen will und damit auch nicht seinen Beitrag zur Herdenimmunität leisten möchte, sollte wenigstens so viel Solidarität zeigen und seine Maske tragen – egal ob mit Erkältungssymptomen oder ohne. Nachdem auch geimpfte Menschen das Coronavirus übertragen können, sollten diese ebenfalls weiter rücksichtsvoll sein und Masken aufsetzen, wo dies vorgeschrieben ist. So.
Aber wir werden ja noch träumen und uns schon einmal auf den Tag freuen dürfen, wenn unser Leben wieder maskenund dann hoffentlich auch coronafrei sein wird. Dann müssen wir uns wegen eines Schnupfens oder etwas Husten keine Sorgen mehr machen, weil dies dann bloß nur noch Anzeichen für eine leichte Erkältung sind – und auch dafür, dass unser Immunsystem mal wieder normal arbeiten darf. Dann müssen wir auch nicht sofort die Maske aus dem Keller holen. Durch die Pandemie hat unsere Gesellschaft viel über Hygiene und Rücksichtnahme gelernt. Das Wissen können wir dann auch bei Erkältungen anwenden. Händewaschen, Abstand halten, in die Armbeuge niesen – das hilft auch, um harmlose Infektionskrankheiten wie eine Erkältung nicht weiterzuverbreiten. Und wer stark erkältet ist, das gilt jetzt auch schon, der gehört einfach ins Bett – natürlich ohne Maske.