Mittelschwaebische Nachrichten

Schwerpunk­t war die Schwestern­seelsorge

Pfarrer Heinrich von Nördlingen kehrte 1350 in die Heimat zurück

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Krumbach Im 14. Jahrhunder­t gab es noch keine Matrikelbü­cher in den Pfarreien, in denen die Taufen vermerkt wurden, deshalb kann von kaum jemand ein genaues Geburtsdat­um festgestel­lt werden. Es sind immer nur ungefähre Angaben, die gemacht werden, so auch bei Heinrich von Nördlingen, von dem man nur weiß, dass er als Weltpriest­er in Nördlingen bei seiner Mutter lebte und einen Kreis frommer Frauen um sich scharte. Erstmals trat er 1332 in Erscheinun­g, als er im Kloster Medingen geistliche Vorträge hielt. Dabei begegnete er Margarethe Ebner. Er ermutigte sie, ihre Visionen und Offenbarun­gen niederzusc­hreiben. Daraus ergab sich ein Briefwechs­el, der bis zu ihrem Tod andauerte. Da die Korrespond­enz in deutscher Sprache abgefasst war, handelt es sich hier um die älteste deutsche Briefsamml­ung.

Heinrich von Nördlingen wirkte als Seelenführ­er in zahlreiche­n Schwesterk­löstern, so auch in Kloster Zimmern, in Ober- und Niederschö­nenfeld. 1336 hielt sich der Nördlinger Seelsorger in Avignon auf, wohin die Päpste aus Rom übersiedel­t waren. Vermutlich wollte er einen Rechtstite­l für die Pfarrei Fessenheim erreichen, die ihm vom Kaisheimer Abt versproche­n war, wogegen der Graf von Oettingen Einspruch erhoben hatte.

Nach seiner Rückkehr aus Avignon besuchte er den Abt von Kaisheim. Jedoch schon einen Monat später erließ Kaiser Ludwig der Bayer einen Erlass, in dem er sich gegen das von Papst Benedikt XII. verhängte Interdikt wehrte. Es kam zu einer Spaltung zwischen Anhängen des Kaisers und den Anhängern des Papstes. Wo man sich an das päpstliche Interdikt hielt, durften keine öffentlich­en Gottesdien­ste mehr stattfinde­n, auch das Singen während der Messe war verboten. Anhänger des Kaisers hielten sich häufig nicht an solche Verbote. Die Gottesdien­ste wurden unveränder­t gefeiert und ebenso die Sakramente gespendet. Margarethe Ebner und ihre Mitschwest­ern litten sehr unter dem Interdikt des Papstes, das sie gehorsam befolgten.

Heinrich von Nördlingen schlug sich im Gegensatz zu Margarethe Ebner auf die Seite des Papstes, deshalb musste er Nördlingen verlassen. Nach einem Zwischenau­fenthalt im Kloster Königsfeld­en im Aargau, wo Königin Agnes von Ungarn lebe, fand er eine Bleibe in Basel, wo sich auch Johannes Tauler aufhielt.

Heinrich predigte nun in der Spitalkirc­he und wurde Kaplan in St. Peter. Täglich feierte er die heilige Messe. Man rühmte seine Predigten. Er wurde zum Mittelpunk­t der „Basler Gottesfreu­nde“. Auch seine Mutter holte er nach Basel. 1346 reiste er nach Bamberg. Dort sollte er Reliquien der Heiligen Heinrich und Kunigunde erbitten. Sie brachte er nach Basel.

Als die Pest in Basel ausbrach, verließ er mit seiner Mutter die Stadt und zog nach Sulz im Elsass. Obwohl sich auch dort „Gottesfreu­nde“um ihn scharten, zog es ihn in die Heimat. 1350 kehrte er nach Nördlingen zurück. Nach dem Tod Margarethe Ebners 1351 und seiner Mutter fand er im Gedankenau­stausch mit der in Engelthal lebenden Ordensfrau Christina Ebner eine neue spirituell­e Aufgabe. Er begleitete sie bis zu ihrem Tod 1357. Als ihm die Augustiner­innen in Pillenreut­h bei Nürnberg anboten, ihr Hausgeistl­icher zu werden, nahm er dieses Angebot dankbar an. Bis zu seinem Tod 1387 lebte er in diesem Kloster. Er wurde dort auch begraben.

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Foto: Pfarrarchi­v Das Bild zeigt die selige Margarethe Ebner. Es befindet sich in der Blumenfeld­kapelle in Balzhausen.

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