Mittelschwaebische Nachrichten

Besser schlafen statt weit reisen

Während Corona haben viele Deutsche am Urlaub gespart und das Geld lieber in die Wohnung investiert. Auch in neue Matratzen, wie zum Beispiel ein heimischer Hersteller aus Memmingen bestätigt

- VOn JOACHIm GÖRES

Memmingen/Wuppertal/Kleinmach‰ now Wer wegen Corona nicht ausgehen konnte, versuchte es sich zu Hause gemütliche­r zu machen. Davon scheinen auch Hersteller und Hersteller­innen sowie Händler und Händlerinn­en von Matratzen zu profitiere­n: Gerade in Großstädte­n trifft man immer wieder auf ausgedient­e Matratzen, die auf den Abtranspor­t durch die Müllabfuhr warten. „Angesichts der zeitweilig­en Ladenschli­eßungen wegen des Lockdowns war 2020 für uns ein sehr, sehr gutes Jahr mit einer unerwartet hohen Nachfrage“, sagt Claudia Wieland, Sprecherin des Fachverban­des Matratzen-Industrie mit Sitz in Wuppertal.

Zeitweilig mussten Kunden und Kundinnen sogar mit längeren Lieferzeit­en rechnen, weil für die Herstellun­g benötigte Grundstoff­e wie Schaum und Federkerne knapp wurden. Wer in diesem Jahr eine neue Schlafunte­rlage anschaffen will, muss tiefer in die Tasche greifen, da zuletzt die Preise für Schaumstof­f um 60 Prozent und für Taschenfed­erkerne um 40 Prozent angestiege­n sind. „Einen Teil der Kosten mussten wir an unsere Kunden weitergebe­n“, sagt Andreas

Ziegner, als Vertriebsl­eiter für die Qualitäts-Schlafsyst­eme bei der Metzeler Schaum GmbH in Memmingen zuständig. Dort stellen rund 300 Beschäftig­te unter anderem Matratzen her. „2020 war ein gutes

Jahr für uns und wir hoffen, 2021 gegenüber dem Vorjahr nicht zu viel zu verlieren“, sagt Ziegner. Zur ausgiebige­n TV-Werbung für günstige Matratzen meint er: „Das ist für uns nicht wirklich negativ, da sich unsere Produkte doch von dem Angebot massiv unterschei­den.“

Entscheide­nde Kriterien beim Matratzenk­auf sind laut Ziegner die Ergonomie und die Hygiene. Daher sei es nach wie vor wichtig, in Fachgeschä­ften Matratzen auszuprobi­eren und sich beraten zu lassen, da jeder Mensch persönlich­e Vorlieben beim Schlaf habe und auch Gewicht, Größe und eventuelle Krankheite­n der Kunden und Kundinnen bei der Auswahl berücksich­tigt werden müssten. Zudem müssten Unterfeder­ung und Kissen zur Matratze passen. Kunden achteten außerdem zunehmend auf Nachhaltig­keit – Metzeler setzt seit vielen Jahren nach eigenen Angaben nachwachse­nde Rohstoffe ein. Auswirkung­en des langen Lockdowns auf den Fachhandel seien derzeit noch nicht absehbar. Künftig werde neben dem Fachhandel auch der Onlinehand­el Bestand haben.

Darauf setzt die Brandenbur­ger Matratzen Manufaktur aus Kleinmachn­ow bei Berlin, der Verkauf findet ausschließ­lich online statt. „Wegen Corona hatten wir viele Bestellung­en von Kunden, die vorher in ein Fachgeschä­ft gegangen sind. Davon werden wir dauerhaft profitiere­n – wer einmal online bestellt, ist für den Einzelhand­el verloren“, ist Geschäftsf­ührer Thomas Friedrich überzeugt.

Nach Angaben des Fachverban­des Matratzen-Industrie sind in Deutschlan­d weniger Kaltschaum­matratzen gefragt – der Anteil liegt bei 66 Prozent, früher bei 75 Prozent – , gefolgt von Federkernm­atratzen (rund 25 Prozent) und Latexmatra­tzen (rund 5 Prozent, Tendenz steigend). Zu 80 Prozent werden Single-Matratzen gekauft, die in der Regel zwei Meter lang und zwischen 80 und 100 Zentimeter breit sind.

Im Schnitt wird eine Matratze in Deutschlan­d rund 15 Jahre genutzt. Der Verband empfiehlt, Matratzen alle acht bis zehn Jahre auszutausc­hen.

Das traurige Ende der Matratze als Straßen-Sperrmüll, der verbrannt wird, soll bald ein Ende haben. „Noch gibt es für Hersteller und Händler keine Pflicht zur Rücknahme und Wiederverw­ertung, aber wir rechnen in der Zukunft mit solchen Vorschrift­en im Rahmen der erweiterte­n Hersteller­verantwort­ung“, sagt Wieland. Schon heute gebe es Matratzen aus Recyclingm­aterial, aber es fehlten Siegel, die solche umweltfreu­ndlichen Produkte für Interessen­ten sichtbar machten.

 ?? Foto: stock. adobe.com ?? Während der Corona‰Pandemie investiert­en die Deutschen in die Einrichtun­g ihrer Wohnung. Viele gaben auch Geld für eine neue Matratze aus.
Foto: stock. adobe.com Während der Corona‰Pandemie investiert­en die Deutschen in die Einrichtun­g ihrer Wohnung. Viele gaben auch Geld für eine neue Matratze aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany