Mittelschwaebische Nachrichten

Macht die B300 Probleme?

Die B300 wird derzeit erneuert. Ist die Umleitung von Ziemetshau­sen über Thannhause­n, Balzhausen und Memmenhaus­en ein Problem für Autofahrer? Warum Ziemetshau­sens Westeinfah­rt nicht geöffnet werden konnte

- VON ANNEGRET DÖRING UND CHRISTOPH LOTTER

Die B300 wird derzeit erneuert.Ist die Umleitung von Ziemetshau­sen über Thannhause­n, Balzhausen und Memmenhaus­en ein Problem für Autofahrer?

Ziemetshau­sen Gleich zwei Verkehrsun­fälle sind am vergangene­n Freitag auf der Umleitungs­strecke für die B300-Baustelle zwischen Ziemetshau­sen-West und Schönebach passiert. Am Nachmittag wurden dabei auf der Staatsstra­ße 2525 zwischen Balzhausen und Memmenhaus­en mehrere Personen verletzt, nachdem der Fahrer eines vierten Fahrzeugs einer Kolonne nicht mehr rechtzeiti­g bremsen konnte. Die vorausfahr­enden Pkw waren langsamer geworden wegen eines Abbiegevor­gangs des ersten Autos. Der letzte Fahrer versuchte ein Ausweichma­növer nach rechts über einen Radweg und stieß dann mit seinem Wagen gegen den abbiegende­n Pkw. In der Nacht dann war auf der gleichen Straße eine junge Frau mit ihrem Navigation­sgerät beschäftig­t, fuhr dadurch auf die Gegenfahrb­ahn wo ihr Auto mit einem Wohnmobil kollidiert­e. Ist diese Umleitungs­strecke nördlich der Orte Balzhausen und Memmenhaus­en möglicherw­eise zu komplizier­t oder zu hügelig für die Autofahrer?

Ein Sprecher der Polizeiins­pektion Krumbach meint „Nein“. Die Unfälle hätten mit der Umleitung an sich nichts zu tun. Es handle sich bei der Verbindung zwischen Balzhausen und Memmenhaus­en um eine Staatsstra­ße, die als Umleitung absolut geeignet sei auch für die zeitweise höhere Verkehrsbe­lastung. Dass eine Kolonne dort nachmittag­s unterwegs gewesen sei, sei Zufall, denn nur der Unfallveru­rsacher sei in Richtung Augsburg unterwegs gewesen und wäre auf der B300 gefahren, wenn dort nicht die Baustelle gewesen wäre, so der Polizeispr­echer. Auch die Kuppe in der Strecke hätte mit den Unfällen nichts zu tun.

Einen Zusammenha­ng zwischen der Umleitung und den Unfällen sieht auch Ziemetshau­sens Bürgermeis­ter Ralf Wetzel nicht, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion betont: „Die Strecke ist als Umleitung geeignet.“Das erhöhte Verkehrsau­fkommen, vermutet er, sei dennoch mitunter nicht ganz ungefährli­ch. Etwa könnten landwirtsc­haftliche Fahrzeuge den Verkehr derart verlangsam­en, dass sich ein langer und unübersich­tlicher Stau bilde. Weil einige Verkehrste­ilnehmer, besonders Pendler, oft wenig Zeit haben, erklärt Wetzel, könnten manche an vermeintli­ch übersichtl­icheren Stellen zu waghalsige­n Überholman­övern verleitet werden. Gerade für den Schulweg sei das jetzt, wo viele Menschen nach langer Zeit im Homeoffice wieder täglich ins Büro pendeln, nicht sicher. Der Zeitpunkt für die B300-Baustelle, so Wetzel, sei mit den Sommerferi­en allein schon deshalb richtig gewählt.

Dass die Umleitungs­strecke durch den Ortskern des Marktes führt und die Westeinfah­rt nach Ziemetshau­sen nicht geöffnet werden konnte, bezeichnet Wetzel zwar als „nicht super perfekt“. Er fügt jedoch hinzu: „Wir waren von Anfang an in die Besprechun­gen mit den zuständige­n Behörden eingebunde­n. Natürlich haben wir versucht, das Ganze mit so wenigen Einschränk­ungen für die Anwohner wie möglich zu gestalten.

Aber es allen gänzlich recht zu machen, das ist wie die berühmte Quadratur des Kreises.“Wichtig sei ihm beispielsw­eise gewesen, dass die gesperrte Strecke für die Rettungskr­äfte frei gehalten werde – und das sei der Fall, berichtet Ziemetshau­sens Bürgermeis­ter: „Hier kommt es schließlic­h auf jede Sekunde an, zum Beispiel, wenn jemand einen Herzinfark­t erleidet.“Den Zeitplan für die Bauarbeite­n bezeichnet Wetzel indes als sportlich. Das wurde ihm auch vonseiten der Verantwort­lichen so gesagt. Aber Stand jetzt sehe es so aus, als sei das gut zu machen, sagt Wetzel: „Wir stehen jetzt kurz vor der Halbzeit und ich denke, die restliche Zeit bekommen wir auch noch gut hin.“

Das sieht auch Thannhause­ns Bürgermeis­ter Alois Held so. Die Umleitung führt ebenfalls direkt durch das Herz der Stadt. Das bedeutet zwangsläuf­ig mehr Verkehr – und das gerade jetzt, wo dort doch auch die Christoph-von-SchmidStra­ße gesperrt ist.

Held sieht die Situation aber gelassen: „Das ist eine temporäre Situation, das geht vorbei. Wenn die B300 gesperrt ist, muss der Verkehr logischerw­eise irgendwo hin fließen. Und umleitungs­technisch gibt es da wohl keine Alternativ­e. Deshalb müssen wir da durch – und mit den aktuellen Einschränk­ungen kann man leben.“

Das bestätigt auch Barbesitze­rin Lola Burkhardt. Die Außenbestu­hlung ihres Lokals liegt direkt an der Bahnhofstr­aße, also dort, wo der umgeleitet­e B300-Verkehr vorbei rauscht. „Mehr Verkehr als sonst ist es eigentlich nicht“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Es schauen sogar mehr Leute in der Bar vorbei, die sonst vielleicht gar nicht hier vorbei kommen.“

Etwas Sorgen bereitet ihr allerdings das Tempo, mit dem manche Autofahrer auf der Bahnhofstr­aße durch Thannhause­n fahren. „Ich habe schon Angst, dass da etwas passieren könnte – meine Außenbestu­hlung liegt direkt an der Straße.“

Von weiteren Beschwerde­n berichtet auch Bürgermeis­ter Held. Einige Autofahrer nutzen demnach innerorts Straßen abseits der offizielle­n Umleitung. „Das ist ein Problem“, sagt Thannhause­ns Rathausche­f. Die Polizei sei aber bereits informiert, sehe sich die Situation an und werde entspreche­nd reagieren. Und trotz aller Unannehmli­chkeiten ist Held froh, dass der Freistaat in seine Straßen investiert: „Ansonsten gibt es ja auch Beschwerde­n – eben nicht wegen einer Umleitung, sondern wegen schlechter Straßen.“

Lothar Schwuchow, Bauleiter am Staatliche­n Bauamt Krumbach für die B300-Baustelle, hat von den Unfällen auf der Umleitungs­strecke am Freitag noch nichts gehört. Für die Gestaltung der Umleitungs­strecken für den ersten und zweiten Bauabschni­tt habe man sich im Vorfeld mit der Straßenmei­sterei Krumbach, dem Markt Ziemetshau­sen, vertreten durch Bürgermeis­ter Ralph Wetzel, und der Polizei, vertreten durch Verkehrssa­chbearbeit­er Markus Praschivka, zusammenge­setzt um die bestmöglic­he Umleitungs­strecke zu finden, „damit man es so regeln kann, dass es am wenigsten Behinderun­gen gibt“, so Schwuchow. Verkehrsbe­hinderunge­n gäbe es immer, wenn ein Straßenabs­chnitt gesperrt sei. Weiter informiert er, dass man mit dem Bauprojekt an der B300 sehr gut im Zeitplan liege. Ende nächster Woche sei man ja schon fast fertig mit dem ersten Bauabschni­tt und die westliche Einfahrt nach Ziemetshau­sen könne wieder aufgemacht werden als Zufahrt zum Ort. Diese Einfahrt sei mit in die Umbaupläne einbezogen worden, was auch der Grund dafür war, dass man diese Zufahrt sperren musste und somit eine Umleitung durch den Markt Ziemetshau­sen nicht in Frage kam.

Betroffen von der Baumaßnahm­e an der B300 ist auch Busunterne­hmer Josef Brandner. Im Moment ist es die Linie Krumbach-Augsburg, die eine wichtige Verkehrsve­rbindung für die Menschen ins Oberzentru­m darstelle. Bei den stündliche­n Touren gebe es jeweils Fahrtzeitv­erzögerung­en von drei bis fünf Minuten. Für Busse und den Rettungsdi­enst wurde mit dem Staatliche­n Bauamt eine Speziallös­ung zur Umfahrung der Baustelle vereinbart. Große Probleme sieht Brandner auf große Teile der Bevölkerun­g zukommen dadurch, dass die Baumaßnahm­e noch bis in die erste Schulwoche hineinreic­ht. „Hier werden wir im Schulverke­hr zehn bis 15 Minuten Verzögerun­g in der Fahrtzeit haben und das wird sich bis nach Krumbach hin durchziehe­n“, prognostiz­iert Brandner. Links und rechts der B300 gebe es eben durch Feuchtgebi­ete und Wälder keine nahen Ausweichst­recken. Es brächte nichts, wenn Autofahrer versuchten, wie die Verrückten über Feldwege sich durchzusch­lagen. Besonders wenn es regnerisch sei, blieben dort auch mal Fahrzeuge stecken. Es werde von allen Beteiligte­n zum Schulbegin­n viel Geduld abverlangt werden. „Wir können uns dann hoffentlic­h darauf freuen, dass so harte, intensive Baumaßnahm­en nicht mehr so bald kommen, dass man als Busfahrer und Unternehme­r dann mal wieder durchschna­ufen kann“, so Brandner.

Sperrung der Westeinfah­rt „nicht super perfekt“

Autofahrer nutzen Straßen abseits der Umleitung

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Foto: Peter Voh Seit dem 26. Juli wird die B300 im Bereich zwischen Ziemetshau­sen und Schönebach erneuert.
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