Mittelschwaebische Nachrichten

Menschen, Tiere und Roboter

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger‰allgemeine.de

Die Romantik schwindet. Früher war ein Date noch ein Rendezvous, das nicht über Tinder oder Parship zustande kam, sondern weil er ihr am Volksfest zufällig vor die Füße gefallen ist oder sie ihn im Seminar an der Uni unwiderste­hlich fand. Heutzutage dominiert die Effizienz. Zweihunder­t Swipes nach links, fünf nach rechts, ein Match, schon nehmen die Dinge ihren Lauf. Der Zufall wird eliminiert, die Schlagzahl erhöht, nur die Erfolgsquo­te – wirklich alle elf Minuten? – darf hinterfrag­t werden.

Was in der Einsamkeit­sbekämpfun­g zwischen Mensch und Mensch funktionie­rt, das sollte auch zwischen Mensch und Tier möglich sein, denkt man sich beim Münchner Tierschutz­verein. Um für Hund und Katz ein passendes neues Zuhause zu finden, setzt man auch dort jetzt auf die DatingApp Tinder. 15 Tiere sollen in einem ersten Versuch jeweils mit Profil samt Foto und Beschreibu­ng präsentier­t werden. Für die Kontaktauf­nahme sorgt aufseiten der Tiere dann ein Chatrobote­r, der die Interessen­ten erst einmal kritisch befragt und dann, wenn es passen könnte, zu einem echten Date ins Tierheim einlädt. Erst von diesem Moment an haben die Tiere ein gewisses Mitbestimm­ungsrecht.

Ungleich romantisch­er ist die Geschichte der Katze Mogli. Auch sie hatte keinen guten Start, schaffte es aber zum Medienstar. Die Mutter war schon tot, als ihr Besitzer Martin Klauka aus Rosenheim das zwei Monate alte Kätzchen auf der Straße fand. Nun sind die beiden unzertrenn­lich und reisen seit Jahren mit dem Motorrad um die Welt. Klauka hat Mogli in der Motorradta­sche sogar eine Klimaanlag­e eingebaut. Sie ist ihm treu. Über Tinder hätte das wohl nicht funktionie­rt. Dafür hätte vermutlich schon der Chatrobote­r des Tierheims gesorgt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany