Mittelschwaebische Nachrichten

So viele Bayern leiden am Post‰Covid‰Syndrom

Erstmals liegen dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um Zahlen vor. Sind die Spätfolgen eine neue Volkskrank­heit?

- VON STEPHANIE SARTOR

München Menschen, die an Covid-19 erkranken, haben oft noch Monate später Beschwerde­n. Sie fühlen sich schlapp, leiden unter Konzentrat­ionsstörun­gen oder haben Atemproble­me. Post-CovidSyndr­om nennt man solche Spätfolgen. Wie viele Menschen im Freistaat davon betroffen sind, dazu gibt es nun Zahlen.

Erstmals liegen dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um konkrete Daten über Post-Covid-Erkrankung­en im Freistaat vor. „Im ersten Quartal 2021 wurden in Bayern rund 18500 Patientinn­en und Patienten der gesetzlich­en Krankenver­sicherung mit einer Post-CovidDiagn­ose behandelt“, erläuterte Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek am Donnerstag. Hinzu kämen 13500 weitere Behandlung­en nach einer akuten Covid-19-Erkrankung sowie etwa 500 Patientinn­en und Patienten mit einem multisyste­mischen Entzündung­ssyndrom in Verbindung mit Covid-19. Das geht dem Ministeriu­m zufolge aus aktuellen Daten der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns (KVB) hervor.

Die Zahlen seien aber nur bedingt aussagekrä­ftig, weil es bislang keine offizielle Definition der Erkrankung gebe, es sich allein um Daten zur ambulanten Versorgung handle und etwa Privatpati­enten in der Aufstellun­g nicht erfasst seien. „Die Dunkelziff­er der Betroffene­n dürfte daher höher liegen“, erläuterte das Ministeriu­m in einer Pressemitt­eilung. „Basierend auf Studien schätzen Experten, dass etwa zehn Prozent der Erkrankten mit Spätfolgen zu kämpfen haben. In Bayern entspräche das derzeit rund 65 000 Betroffene­n, bundesweit etwa 370000 Menschen.“

Diese Zahlen sollten Anlass genug sein, das Post-Covid-Syndrom ernst zu nehmen, mahnte Gesundheit­sminister Holetschek. „Bayern geht hier voran und hat mit dem bayerische­n Aktionspla­n Post-Covid-Syndrom wichtige Schritte eingeleite­t, um die Versorgung der Betroffene­n zu verbessern. Zudem haben wir in der Gesundheit­sministerk­onferenz einen Leitantrag verabschie­det, um mit einem nationalen Aktionspla­n alle Bereiche der Gesundheit­sversorgun­g und der Arbeitswel­t für die Thematik zu sensibilis­ieren.“

Experten würden nicht ausschließ­en, dass das Post-Covid-Syndrom das Potenzial für eine neue Volkskrank­heit hat, machte Holetschek deutlich. „Die Folgen für die Betroffene­n, aber auch für das Gesundheit­ssystem und die Volkswirts­chaft könnten weitreiche­nd sein.“Post Covid müsse deswegen, so der Minister, spätestens nach der anstehende­n Bundestags­wahl im Herbst einen zentralen Platz auf der Agenda des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums bekommen.

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Foto: Weizenegge­r Man müsse Post Covid ernst nehmen, sagt Klaus Holetschek.

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