Mittelschwaebische Nachrichten
„Für uns ist eine Welt untergegangen“
Erstmals seit 21 Jahren bleibt das deutsche Hockeyteam ohne Olympia-Medaille
Tokio Deutschlands frustrierte Hockey-Herren schmissen die Schläger von sich und sanken enttäuscht zu Boden. Nach einem Hitze-Drama ohne Happy End kehrt die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes erstmals seit 21 Jahren ohne Medaille von Olympischen Spielen in die Heimat zurück. Das DHB-Team verlor am Donnerstag in Tokio das kleine Finale gegen Indien mit 4:5 (3:3) und ging als Vierter leer aus. „Für uns ist heute eine kleine Welt untergegangen“, beschrieb Bundestrainer Kais al Saadi die Gefühlslage.
Zuletzt war Deutschland 2000 in Sydney ohne Edelmetall geblieben. Danach hatte es 2004 in Athen und 2016 in Rio jeweils Bronze sowie 2008 in Peking und 2012 in London Gold gegeben. Nachdem zuvor schon die Damen eine Medaille verpasst hatten, steht der ansonsten sehr erfolgreiche Verband dieses Mal mit leeren Händen da. „Wir hätten hier viel mehr verdient gehabt. Es ist unfassbar bitter und unglaublich traurig, dass wir uns für die harte Arbeit nicht belohnt haben“, sagte Stürmer Florian Fuchs mit gequälter Miene. In einem hitzigen Match bei Temperaturen von 33 Grad erzielten Timur Oruz in der 2. Minute, Niklas Wellen (24.), Benedikt Furk (25.) und Lukas Windfeder (48.) die deutschen Tore. Für Indien trafen Simranjeet Singh (17./34.), Hardik Singh (27.), Harmanpreet Singh (29.) und Rupinder Pal Singh (31.) per Siebenmeter. „Dieses Spiel dürfen wir eigentlich nicht verlieren. Wir waren zu blöd“, haderte Routinier Martin Häner nach seinem 270. und letzten Länderspiel.
Auch für Kapitän Tobias Hauke war es ein bitterer Auswahl-Abschied. „Für mich war es das. Ich werde nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen“, verkündete der 33-Jährige und gewährte danach Einblick in sein Innerstes: „Ich bin gerade absolut leer. Das ist die härteste Niederlage, die ich in meinem Leben hatte. Es tut richtig weh.“Auch wenn in der Mannschaft eine Zäsur ansteht, sieht Hauke gute Perspektiven für die Zukunft.
„Das deutsche Hockey ist super aufgestellt, aber es gibt einige Baustellen. Die müssen in den nächsten drei Jahren aufgearbeitet werden.“Al Saadi rechnet durchaus mit weiteren Rücktritten. „Die ältesten Spieler, die über Jahre ihre Knochen hingehalten haben, gehen jetzt in den verdienten Hockey-Ruhestand. Wir verabschieden Riesen-Persönlichkeiten“, sagte der Bundestrainer.