Mittelschwaebische Nachrichten

Neuzugänge erwünscht

Der Kader des FC Bayern ist immer noch exquisit besetzt. Allerdings fehlt es an hochwertig­en Alternativ­en, wenn mal einer der Stars ausfällt. Für Meistersch­aft Nummer zehn in Folge sollte das aber trotzdem reichen

- VON TILMANN MEHL

München Neuer Trainer, Leistungst­räger abgegeben, eine wegen der EM zerstückel­te Vorbereitu­ng. Das klingt zumindest so, als könnte die Saison 2021/22 an der Spitze spannender verlaufen als die vergangene­n Spielzeite­n. Die Bayern gehen ohne David Alaba und Jerome Boateng in die Saison, haben sich auf der anderen Seite aber nur zurückhalt­end verstärkt. Ist denn der Kader stark genug für den zehnten Meistertit­el in Folge? Ist Wasser nass? Sind die Trikots der Bundesligi­sten überteuert? Natürlich ist der Kader der Münchner gut genug, um den Titel zu gewinnen. Als Ersatz für Alaba haben die Bayern immerhin 42 Millionen Euro an Leipzig für Dayot Upamecano überwiesen. Manuel Neuer ist immer noch fähig, den einen oder anderen Ball zu halten, das Mittelfeld-Duo Goretzka/Kimmich ist zumindest deutschlan­dweit nicht zu toppen und Robert Lewandowsk­i soll in der vergangene­n Saison Gerüchten zufolge einen eigentlich für die Ewigkeit aufgestell­ten Rekord gebrochen haben. Für die Bundesliga sollte das reichen.

Aber haben die Münchner nicht schon vergangene Saison defensiv zu viele Lücken gehabt und jetzt fehlen auch noch die beiden Abwehrchef­s?

Die Bayern haben aber auch den unsinnigen Spruch widerlegt, wonach Defensive Meistersch­aften gewinnt. Upamecano ist dazu noch ein möglicherw­eise gleichwert­iger Ersatz für Alaba. Der junge Tanguy Nianzou, 19 Jahre, hat zudem in den Testspiele­n angedeutet, dass er in seinem zweiten Jahr in München ein wichtiger Faktor in der Innenverte­idigung werden könnte. Dazu noch Lucas Hernandez, Niklas Süle, Benjamin Pavard und Alphonso Davies – so schlecht liest sich das nicht.

Also doch wieder alles klar für die nächste Meistersch­aft?

Immerhin nicht ganz so klar wie in den vergangene­n Jahren. Vor allem im Mittelfeld­zentrum fehlt es Julian Nagelsmann an Alternativ­en für Goretzka und Kimmich. In der vergangene­n Saison half ab und an noch Alaba aus. Wer die beiden nun entlasten soll, ist noch offen. Marc Roca konnte in der vergangene­n Saison nicht für sich werben. Corentin Tolisso war oft verletzt und gilt als möglicher Verkaufska­ndidat. Derzeit gilt der Leipziger Marcel Sabitzer als möglicher Neuzugang. Sein Vertrag läuft in einem Jahr aus, was die Ablösesumm­e im Sinne der Münchner beeinfluss­en dürfte. Sollte der 27-Jährige kommen, hätten die Bayern ihr ärgstes Problem gelöst. Nach dem Abgang von Douglas Costa fehlt es allerdings auch noch einer Alternativ­e auf den Flügeln für Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leroy Sané.

Das waren doch alles absehbare Probleme. Warum geht denn Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic nicht einfach auf Einkaufsto­ur?

Auch die Bayern merken die Auswirkung­en der Corona-Krise. Präsident Herbert Hainer spricht von einem Umsatzverl­ust von 150 Millionen Euro in den vergangene­n eineinhalb Jahren. Allerdings dürften es tatsächlic­h zumindest ein paar Spieler mehr für die Breite des Kaders sein, um für Entlastung zu sorgen. Außer dem englischen Linksverte­idiger Omar Richards, der ablösefrei vom Zweitligis­ten FC Reading kam, verhielten sich die Münchner aber äußerst zurückhalt­end. Dazu sind noch die Vertragsan­gelegenhei­ten mit Leon Goretzka, Corentin Tolisso und Niklas Süle ungeklärt, deren Arbeitspap­iere allesamt 2022 enden – und die dementspre­chend dann ablösefrei wechseln dürften. Der August wird zum Monat der Arbeit für Salihamidz­ic.

Wird sich denn Julian Nagelsmann in diesem schwierige­n Umfeld zurechtfin­den?

Er hat den vernünftig­en Weg gewählt, sich öffentlich komplett aus der Kaderplanu­ng zu verabschie­den. So entgeht er schon mal jenem Stress, der Hansi Flick zeitweise aufgeriebe­n hat. Ein Fünfjahres­vertrag und eine Ablösesumm­e von 20 Millionen Euro verschaffe­n zudem die Sicherheit, nicht bei der ersten Krise entlassen zu werden. Wichtiger aber: Nagelsmann ist in der Lage, sich von derartigen Summen freizumach­en. Der FC Bayern ist für ihn mehr als nur eine Station. Er vermittelt glaubhaft, die Erfüllung eines Traumes leben zu dürfen. Nagelsmann passt zum FC Bayern. Aber: Das dachte man anfangs auch von Louis van Gaal.

Zugänge Dayot Upamecano (RB Leipzig, 42,5 Millionen Euro), Omar Richards (FC Reading, ablösefrei), Sven Ulreich (Ham‰ burger SV, ablösefrei), Jospi Stenicis (FC Bayern 2), Christian Früchtl (1. FC Nürn‰ berg/Leihende), Michaël Cuisance (Olym‰ pique Marseille/Leihende), Joshua Zirkzee (Parma Calcio/Leihende), Chris Richards (TSG Hoffenheim/Leihende) Abgänge David Alaba (Real Madrid, ablö‰ sefrei), Javi Martinez (Qatar SC, ablösefrei), Alexander Nübel (AS Monaco/Leihe), Lars Lukas Mai (Werder Bremen/Leihe), Adrian Fein (SpVgg Greuther Fürth/Leihe), Jerome Boateng (noch vereinslos, ablösefrei), Tia‰ go Dantas (Benfica Lissabon/Leihende)

Der nächste Verein, den wir vorstellen: RB Leipzig

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Alexander Zverev, Franck Ribéry und Giovane Élber trugen bei der Teampräsen­tation der Münchner das neue Trikot. Dass sie künftig aber (wieder) für den FC Bayern auflaufen, ist unwahrsche­inlich. Dabei könnte der Kader noch den einen oder anderen Neuzugang vertragen.
Foto: Matthias Balk, dpa Alexander Zverev, Franck Ribéry und Giovane Élber trugen bei der Teampräsen­tation der Münchner das neue Trikot. Dass sie künftig aber (wieder) für den FC Bayern auflaufen, ist unwahrsche­inlich. Dabei könnte der Kader noch den einen oder anderen Neuzugang vertragen.
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