Mittelschwaebische Nachrichten

Die Fiaker und ihr Patron

Der 10. August ist der Gedenktag des heiligen Fiacrius

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Krumbach „Fiaker“– so nennt man die zweispänni­gen Kutschen, mit denen Touristen sich durch Wien fahren lassen. Längst haben Straßenbah­n und Autos die Pferdekuts­chen abgelöst, aber in Wien haben die Pferde noch nicht ausgedient. Mit der Kutsche, dem Fiaker, durch Wien zu fahren, vorbei am Stephansdo­m und der Oper, das vermittelt ein Gefühl von Romantik. Der Fiaker gehört zu Wien wie der Heurige oder der Wiener Walzer. Dabei ist der Fiaker gar kein gebürtiger Wiener. Seinen Namen verdankt die Kutsche einem aus Irland stammenden Einsiedler namens Fiacrius.

Fiacrius stammte aus dem Adel. 610 geboren, gaben die Eltern ihn zur Erziehung in ein Kloster. Als der Bischof von Meaux in Frankreich den Abt des Klosters bat, ihm Mönche zu schicken, um ein Kloster gründen zu können, schloss sich Fiacrius den Mönchen an, allerdings suchte er nicht die Gemeinscha­ft, sondern die Einsamkeit. Der Bischof ermöglicht­e ihm dies. Die Legende erzählt, dass Fiacrius bei seiner Einsiedele­i einen Garten angelegt habe, der den Neid einer Bäuerin auslöste, die zum Bischof ging und behauptete: Fiacrius verfüge über geheime Kräfte. Womöglich stehe er mit dem Satan im Bund. Dies belastete den Einsiedler schwer. Er setzte sich auf einen

Stein. Dort wollte er solange ausharren, bis der Bischof ihn entlastete. Der Bischof kam und entlastete den Einsiedler von den verlogenen Anschuldig­ungen. 670 starb Fiacrius. Er hatte weder ein Kloster gegründet, noch gehörte er einem Orden an, trotzdem setzte seine Verehrung schon bald nach seinem Tod ein. Die Gärtner vertrauten auf seine Fürsprache. Die Ziegelbren­ner sahen ihn als ihren Patron an. Viele, die an Hämorrhoid­en litten, baten ihn um Hilfe. Königin Anna von Österreich, die mit König Ludwig XIII. verheirate­t war, litt sehr unter ihrer Kinderlosi­gkeit. Sie pilgerte zur Kapelle des heiligen Fiacrius und klagte ihm ihr Leid. Sie wurde erhört. Ihr Kind war der nachmalige König Ludwig XIV. von Frankreich.

Als um 1650 ein findiger Geschäftsm­ann die Idee hatte, den Parisern Lohnkutsch­en zu vermieten, hatten diese ihren Platz in der Rue du Saint Fiacre, bei der Kapelle des heiligen Fiacrius. So kamen die Kutschen zu dem Namen „Fiaker“und der heilige Fiacrius zu einem weiteren Patronat, nämlich er wurde der Patron der Kutscher. Sein Gedenktag ist der 10. August. In Wien wird an diesem Tag ein Gedenkgott­esdienst im Stephansdo­m gefeiert. Die Fiaker laden dazu Waisenkind­er ein, die im Anschluss auf den Prater gefahren werden. Für diese Kinder ein unvergessl­icher Tag.

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Foto: Pfarrarchi­v Das Bild zeigt einen Fiaker beim Musikfest 1987 in Mindelzell.

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