Mittelschwaebische Nachrichten
Enttäuschung und Zoff
Bilanz des Teams auf der Bahn fällt nicht wie erwartet aus. Dazu plaudert Expertin Kristina Vogel zu viel
Izu Maximilian Levy nahm Emma Hinze in den Arm und strich ihr tröstend über die Haare. Und der Routinier, der selbst emotional Abschied vom Bahnradsport nahm, hatte offenbar die richtigen Worte gewählt. So huschte der niedergeschlagenen Weltmeisterin nach dem geplatzten Medaillentraum bei den Olympischen Spielen im Sprint doch ein kleines Lächeln über das Gesicht. Zumindest für einen Moment.
„Die Enttäuschung ist schon groß. Es war wieder so knapp. Ich wollte schon eine Medaille gewinnen, egal welche. Der vierte Platz ist halt undankbar“, sagte Hinze nach dem Abschluss der olympischen Bahnrad-Wettbewerbe und ergänzte: „Ich konnte aber einfach nicht mehr.“So blieb ihr die Sprint-Krone von Kristina Vogel, der Olympiasiegerin von Rio, verwehrt. Als Gold-Hoffnung und DreifachWeltmeisterin war Hinze nach Japan gereist. Dort bekam sie den Druck zu spüren, wie sie selbst einräumte: „Ich habe schon gemerkt, dass alle auf mich gucken und gegen mich fahren. Das kann man auch als Kompliment sehen.“Unter dem Strich blieb für sie eine Silbermedaille im Teamsprint zum Auftakt.
Enttäuscht war auch die zwei Jahre jüngere Teamkollegin Lea Sophie Friedrich als Fünfte. „Bei mir sitzt der Schmerz zu tief, als etwas Gutes darin zu sehen. Ich hätte gerne eine
Medaille gehabt. Man steckt sich manchmal auch die Ziele zu hoch“, sagte Friedrich.
So gingen die deutschen BahnradAsse am letzten Tag leer aus und blieben in der Endabrechnung mit einmal Gold für den Frauen-Vierer und Silber im Teamsprint hinter den Erwartungen zurück. Davon kann bei Levy nicht die Rede sein, der in seinem letzten Olympia-Finale Platz sechs im Keirin belegte. Die Attacke des nun siebenmaligen Olympiasiegers Jason Kenny (Großbritannien) hatte Levys Renntaktik zunichtegemacht. „Es war gut und wichtig für mich, dass ich diese Spiele noch gemacht habe. Eigentlich wollte ich nach Rio aufhören“, sagte der viermalige Olympia-Teilnehmer, der einmal Silber und zweimal Bronze in seiner Karriere eingefahren hatte.
Aber der Altstar ist nicht aus der Welt. Levy wird den Posten des Junioren-Bundestrainers übernehmen. Das plauderte Rekord-Weltmeisterin Kristina Vogel als ZDFExpertin aus, was Levy nicht gefiel: „Das ist alles im Gespräch, aber Kristina sollte vielleicht erst einmal mit mir darüber reden. Ich habe gehört, sie erzählt da einiges, was den Leuten merkwürdig aufstößt.“Auch Bundestrainer Detlef Uibel war nicht gut auf Vogel zu sprechen, die einen Taktiktrainer für das deutsche Team gefordert hatte.