Mittelschwaebische Nachrichten

Hundstage

- VON ERICH PAWLU redaktion@mittelschw­aebische‰nachrichte­n.de

Wir leben in schwierige­r Zeit. Nicht nur die Angst vor Inflation und Teuerung belastet unser Gemüt. Eine große Herausford­erung besteht auch darin, mit der astronomis­chen und kalendaris­chen Situation richtig umzugehen: Denn wir befinden uns mitten in den Hundstagen.

Sobald das Sternbild des „Großen Hundes“mit dem Hundsstern Sirius über unseren Köpfen steht, leidet der Mensch seit der Antike unter der größten Hitze des Jahres. Regungslos liegt er im Schatten, bisweilen auch im Strandkorb oder im Wirkungsbe­reich von Klimaanlag­en. Selbst hyperaktiv­e Manager rechnen damit, dass sie während der Hundstage abgeschalt­et sein dürfen. Das ist normal.

Probleme ergeben sich aber, wenn das Wetter während der Hundstage unbeständi­g bleibt. Der Wechsel von Sonne und Regen, von heißen und kühlen Tagen durchkreuz­t sogar die Absicht von Politikern, demnächst einmal hundemäßig faul zu sein.

Immerhin schützt veränderli­ches Wetter während der Hundstage vor rasenden Tieren, wie sie der kursächsis­che Oberforst- und Wildmeiste­r Johann Friedrich von Flemming beobachtet hat. In seinem Buch „Der Vollkommen­e Teutsche Jäger“(1719) schildert er das Hundstage-Verhalten seiner Jagdhunde: „Jhre schlimste Kranckheit, der sie unterworff­en sind, ist das Rasen und Wüthen, welches ohnfehlbar seinen Ursprung von der grossen Hitze derer Hundstage hat, weil dem umbherlauf­fenden Hund die brennende Sonnen-Hitze zu solcher Zeit das Gehirn durch den Scheitel gleichsam als im Topffe kochet und Auffwallen des Geblüts verursache­t.“

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