Mittelschwaebische Nachrichten
Hundstage
Wir leben in schwieriger Zeit. Nicht nur die Angst vor Inflation und Teuerung belastet unser Gemüt. Eine große Herausforderung besteht auch darin, mit der astronomischen und kalendarischen Situation richtig umzugehen: Denn wir befinden uns mitten in den Hundstagen.
Sobald das Sternbild des „Großen Hundes“mit dem Hundsstern Sirius über unseren Köpfen steht, leidet der Mensch seit der Antike unter der größten Hitze des Jahres. Regungslos liegt er im Schatten, bisweilen auch im Strandkorb oder im Wirkungsbereich von Klimaanlagen. Selbst hyperaktive Manager rechnen damit, dass sie während der Hundstage abgeschaltet sein dürfen. Das ist normal.
Probleme ergeben sich aber, wenn das Wetter während der Hundstage unbeständig bleibt. Der Wechsel von Sonne und Regen, von heißen und kühlen Tagen durchkreuzt sogar die Absicht von Politikern, demnächst einmal hundemäßig faul zu sein.
Immerhin schützt veränderliches Wetter während der Hundstage vor rasenden Tieren, wie sie der kursächsische Oberforst- und Wildmeister Johann Friedrich von Flemming beobachtet hat. In seinem Buch „Der Vollkommene Teutsche Jäger“(1719) schildert er das Hundstage-Verhalten seiner Jagdhunde: „Jhre schlimste Kranckheit, der sie unterworffen sind, ist das Rasen und Wüthen, welches ohnfehlbar seinen Ursprung von der grossen Hitze derer Hundstage hat, weil dem umbherlauffenden Hund die brennende Sonnen-Hitze zu solcher Zeit das Gehirn durch den Scheitel gleichsam als im Topffe kochet und Auffwallen des Geblüts verursachet.“