Mittelschwaebische Nachrichten
Bauprobleme in Krumbach
Die Zahl der Bauplätze in Krumbach ist begrenzt und die Preise gehen wie in anderen Orten nach oben. Wie Krumbachs Bürgermeister Fischer die Lage einschätzt
Die Zahl der Bauplätze in Krumbach ist begrenzt und die Preise gehen wie in anderen Orten nach oben. Wie Bürgermeister Fischer die Lage einschätzt.
Krumbach Das eigene Heim, am besten im Einfamilienhaus – das ist der Traum vieler. Doch wo gibt es noch Bauland in Krumbach und ist es mit Blick auf immer mehr steigende Preise noch bezahlbar? Bürgermeister Hubert Fischer skizziert, was aktuell möglich ist, wie sich die Preise entwickeln, wo die Probleme liegen – und was er sehr kritisch betrachtet.
Im Bereich am Reschenberg entsteht derzeit ein Baugebiet mit 27 Plätzen. Private Projektpartner stellen den Grund dafür zur Verfügung. Derzeit laufen die Erschließungsarbeiten, die nach Auskunft von Bürgermeister Hubert Fischer in einigen Monaten abgeschlossen sein könnten. Doch ein weiteres neues Baugebiet in dieser Dimension gibt es in Krumbach aktuell nicht. In so manchen Baugebieten, die in den letzten Jahren ausgewiesen wurden - wie etwa auf dem ehemaligen Einsle-Areal stehen längst die Häuser. Im ehemaligen Einsle-Areal sind laut Fischer von insgesamt 27 Plätzen lediglich fünf noch nicht bebaut. In einer Zeit, in der die gewinnbringende Geldanlage zunehmend schwierig ist, investieren viele Menschen in Immobilien. Sichtbar ist dies auch in Krumbach. Im ersten Halbjahr hatten sich die Mitglieder des Bauausschusses bereits mit 70 Bauanträgen zu befassen. So viele, wie in vergangenen Jahren das ganze Jahr über, erläutert Bürgermeister Hubert Fischer. Es ist ein neuer Rekord für Krumbach. Fischer berichtet von vielen Nachfragen nach Bauplätzen und Baumöglichkeiten, die an ihn herangetragen werden.
Umso mehr bedauert er, dass in verschiedenen Baugebieten Grundstückseigentümer ihre Plätze nicht für eine Bebauung zur Verfügung stellen. Es gehe hier um eine Größenordnung von etwa 150 Plätzen. Fischer öffnet auf seinem Bildschirm eine Darstellung des großen Baugebiets Am Blauen Kreuz im Süden des Ortsteils Niederraunau. Rund 85 Plätze gibt es hier. Aber etwa 40 Plätze würden leider für eine Bebauung nicht zur Verfügung stehen. Das Bebauungsplanverfahren für diesen Bereich reicht weit in die Zeit vor Fischers Amtsantritt als Bürgermeister im Jahr 2008 zurück. Damals wies die Stadt Krumbach Gebiete als Bauland aus, ohne selbst im Besitz des Grundes zu sein. Die Folgen sind sichtbar: In solchen Gebieten gibt es bis heute beträchtliche Baulücken. In Fischers Amtszeit hat sich dies geändert. Wenn Baugebie
neu ausgewiesen werden, befindet sich der Grund im Besitz der Stadt, die dann auch Bauland zur Verfügung stellt. Oder es gibt klare Abmachungen mit Investoren, dass der Grund auch als Bauland genutzt wird. Dies gilt dann auch für die entsprechenden Käufer.
Fischer bedauert, dass Grundstücke, die Bauland sein könnten, nicht dafür zur Verfügung stehen. Im Lauf des Gesprächs legt er einen Ausschnitt aus dem Grundgesetz auf den Tisch: „Artikel 14, Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“, hebt er hervor. Leider würden sich sowohl der Bund als auch der Freistaat nur unzureichend dieses Themas annehmen, kritisiert er. Fischer spricht das viel diskutierte Thema Flächenverbrauch an. Auch mit Blick darauf sei es ein wichtiges Ziel der Stadt, Flächen innerhalb der Kernstadt und der Ortsteile für Bauprojekte zu nutzen. Der Bürgermeister verweist unter anderem auf Projekte wie in der Mühlte straße, wo in einem Gebiet, in dem sich zwei Häuser befanden, 21 Wohnungen entstanden sind. Auf dem ehemaligen Rendle-Areal könnten eventuell 40 bis 50 Wohneinheiten entstehen. Derzeit laufen Planungen für eine Erweiterung und Neugestaltung der Wohngebäude von Baugenossenschaft und Stadtimmobilien im Krumbacher Norden. Hier könnte wesentlich mehr Wohnfläche entstehen.
Ein weiteres Beispiel für die Ortsverdichtung/Nachverdichtung sind die Planungen für ein Wohngebäude mit acht Wohnungen und 19 Stellplätzen auf einem Grundstück an der Gabelung von Südstraße und Nassauer Straße. Ortsverdichtung sei wichtig, sagt Fischer. Er erwähnt in diesem Zusammenhang aber auch die wiederholten Debatten, die sich bei solchen Themen ergeben. Kommen größere, mehrgeschossige Gebäude in seit Jahrzehnten bestehende Wohngebiete, gibt es oft schnell mitunter heftige Diskussionen über die Verkehrsbelastung, Sichteinschränkungen oder Parkplatzprobleme. Auch mit Blick darauf bleibt der Wunsch vieler nach einem eigenen Einfamilienhaus groß. Aber ist das noch erschwinglich? Beim Thema Baulandpreise denkt der eine oder andere vielleicht auch noch an die Entstehungsgeschichte des Flughafens München zurück. Gewissermaßen über Nacht wurde so mancher Grundstücksbesitzer zum Millionär, als klar war, dass im Erdinger Moos künftig Maschinen aus aller Welt starten und landen werden. Die Entwicklung im ländlichen Raum ist nicht mit dieser Dimension vergleichbar. Doch Fakt ist, dass auch in einer Stadt wie Krumbach die Baulandpreise deutlich steigen. Denn viele Menschen möchten die kaum mehr erschwinglichen städtischen Räume verlassen und aufs Land ziehen. Fischer spricht von einem Baulandpreis von rund 150 Euro pro erschlossenem Quadratmeter Land, der sich lange gehalten habe. Aber „seit rund einem Jahr geht das durch die Decke.“Bei etwa 200 Euro liege der Preis im Schnitt aktuell, 300 Euro seien in absehbarer Zeit leider offenbar nicht auszuschließen. Wie auf Immobilienportalen nachzulesen ist, lag der durchschnittliche Quadratmeterpreis für ein baureifes Grundstück bundesweit zuletzt bei rund 210 Euro pro Quadratmeter. In größeren Städten steigt dieser Preis in einen Bereich über 1000 Euro. Das lässt ahnen, warum viele Menschen in den ländlichen Raum ziehen möchten. Rund 13.800 Einwohner zählt Krumbach derzeit. Fischer hält es für möglich, dass sich Krumbach trotz des mitunter schwierigen Wohnungs- und Grundstückmarktes in Richtung 15.000 Einwohner entwickeln könnte. Das sei ja auch ein Kompliment für die Stadt und ihre Bürgerfreundlichkeit, freut sich der Rathauschef. Aber für die Stadt sei das auch eine Herausforderung. Zum Beispiel bei der Einrichtung von Kita-Plätzen. Das ist bekanntlich gerade ein anderes „Dauerthema“, das nicht nur Krumbach bewegt.