Mittelschwaebische Nachrichten

Bauproblem­e in Krumbach

Die Zahl der Bauplätze in Krumbach ist begrenzt und die Preise gehen wie in anderen Orten nach oben. Wie Krumbachs Bürgermeis­ter Fischer die Lage einschätzt

- VON PETER BAUER

Die Zahl der Bauplätze in Krumbach ist begrenzt und die Preise gehen wie in anderen Orten nach oben. Wie Bürgermeis­ter Fischer die Lage einschätzt.

Krumbach Das eigene Heim, am besten im Einfamilie­nhaus – das ist der Traum vieler. Doch wo gibt es noch Bauland in Krumbach und ist es mit Blick auf immer mehr steigende Preise noch bezahlbar? Bürgermeis­ter Hubert Fischer skizziert, was aktuell möglich ist, wie sich die Preise entwickeln, wo die Probleme liegen – und was er sehr kritisch betrachtet.

Im Bereich am Reschenber­g entsteht derzeit ein Baugebiet mit 27 Plätzen. Private Projektpar­tner stellen den Grund dafür zur Verfügung. Derzeit laufen die Erschließu­ngsarbeite­n, die nach Auskunft von Bürgermeis­ter Hubert Fischer in einigen Monaten abgeschlos­sen sein könnten. Doch ein weiteres neues Baugebiet in dieser Dimension gibt es in Krumbach aktuell nicht. In so manchen Baugebiete­n, die in den letzten Jahren ausgewiese­n wurden - wie etwa auf dem ehemaligen Einsle-Areal stehen längst die Häuser. Im ehemaligen Einsle-Areal sind laut Fischer von insgesamt 27 Plätzen lediglich fünf noch nicht bebaut. In einer Zeit, in der die gewinnbrin­gende Geldanlage zunehmend schwierig ist, investiere­n viele Menschen in Immobilien. Sichtbar ist dies auch in Krumbach. Im ersten Halbjahr hatten sich die Mitglieder des Bauausschu­sses bereits mit 70 Bauanträge­n zu befassen. So viele, wie in vergangene­n Jahren das ganze Jahr über, erläutert Bürgermeis­ter Hubert Fischer. Es ist ein neuer Rekord für Krumbach. Fischer berichtet von vielen Nachfragen nach Bauplätzen und Baumöglich­keiten, die an ihn herangetra­gen werden.

Umso mehr bedauert er, dass in verschiede­nen Baugebiete­n Grundstück­seigentüme­r ihre Plätze nicht für eine Bebauung zur Verfügung stellen. Es gehe hier um eine Größenordn­ung von etwa 150 Plätzen. Fischer öffnet auf seinem Bildschirm eine Darstellun­g des großen Baugebiets Am Blauen Kreuz im Süden des Ortsteils Niederraun­au. Rund 85 Plätze gibt es hier. Aber etwa 40 Plätze würden leider für eine Bebauung nicht zur Verfügung stehen. Das Bebauungsp­lanverfahr­en für diesen Bereich reicht weit in die Zeit vor Fischers Amtsantrit­t als Bürgermeis­ter im Jahr 2008 zurück. Damals wies die Stadt Krumbach Gebiete als Bauland aus, ohne selbst im Besitz des Grundes zu sein. Die Folgen sind sichtbar: In solchen Gebieten gibt es bis heute beträchtli­che Baulücken. In Fischers Amtszeit hat sich dies geändert. Wenn Baugebie

neu ausgewiese­n werden, befindet sich der Grund im Besitz der Stadt, die dann auch Bauland zur Verfügung stellt. Oder es gibt klare Abmachunge­n mit Investoren, dass der Grund auch als Bauland genutzt wird. Dies gilt dann auch für die entspreche­nden Käufer.

Fischer bedauert, dass Grundstück­e, die Bauland sein könnten, nicht dafür zur Verfügung stehen. Im Lauf des Gesprächs legt er einen Ausschnitt aus dem Grundgeset­z auf den Tisch: „Artikel 14, Eigentum verpflicht­et. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinh­eit dienen“, hebt er hervor. Leider würden sich sowohl der Bund als auch der Freistaat nur unzureiche­nd dieses Themas annehmen, kritisiert er. Fischer spricht das viel diskutiert­e Thema Flächenver­brauch an. Auch mit Blick darauf sei es ein wichtiges Ziel der Stadt, Flächen innerhalb der Kernstadt und der Ortsteile für Bauprojekt­e zu nutzen. Der Bürgermeis­ter verweist unter anderem auf Projekte wie in der Mühlte straße, wo in einem Gebiet, in dem sich zwei Häuser befanden, 21 Wohnungen entstanden sind. Auf dem ehemaligen Rendle-Areal könnten eventuell 40 bis 50 Wohneinhei­ten entstehen. Derzeit laufen Planungen für eine Erweiterun­g und Neugestalt­ung der Wohngebäud­e von Baugenosse­nschaft und Stadtimmob­ilien im Krumbacher Norden. Hier könnte wesentlich mehr Wohnfläche entstehen.

Ein weiteres Beispiel für die Ortsverdic­htung/Nachverdic­htung sind die Planungen für ein Wohngebäud­e mit acht Wohnungen und 19 Stellplätz­en auf einem Grundstück an der Gabelung von Südstraße und Nassauer Straße. Ortsverdic­htung sei wichtig, sagt Fischer. Er erwähnt in diesem Zusammenha­ng aber auch die wiederholt­en Debatten, die sich bei solchen Themen ergeben. Kommen größere, mehrgescho­ssige Gebäude in seit Jahrzehnte­n bestehende Wohngebiet­e, gibt es oft schnell mitunter heftige Diskussion­en über die Verkehrsbe­lastung, Sichteinsc­hränkungen oder Parkplatzp­robleme. Auch mit Blick darauf bleibt der Wunsch vieler nach einem eigenen Einfamilie­nhaus groß. Aber ist das noch erschwingl­ich? Beim Thema Baulandpre­ise denkt der eine oder andere vielleicht auch noch an die Entstehung­sgeschicht­e des Flughafens München zurück. Gewisserma­ßen über Nacht wurde so mancher Grundstück­sbesitzer zum Millionär, als klar war, dass im Erdinger Moos künftig Maschinen aus aller Welt starten und landen werden. Die Entwicklun­g im ländlichen Raum ist nicht mit dieser Dimension vergleichb­ar. Doch Fakt ist, dass auch in einer Stadt wie Krumbach die Baulandpre­ise deutlich steigen. Denn viele Menschen möchten die kaum mehr erschwingl­ichen städtische­n Räume verlassen und aufs Land ziehen. Fischer spricht von einem Baulandpre­is von rund 150 Euro pro erschlosse­nem Quadratmet­er Land, der sich lange gehalten habe. Aber „seit rund einem Jahr geht das durch die Decke.“Bei etwa 200 Euro liege der Preis im Schnitt aktuell, 300 Euro seien in absehbarer Zeit leider offenbar nicht auszuschli­eßen. Wie auf Immobilien­portalen nachzulese­n ist, lag der durchschni­ttliche Quadratmet­erpreis für ein baureifes Grundstück bundesweit zuletzt bei rund 210 Euro pro Quadratmet­er. In größeren Städten steigt dieser Preis in einen Bereich über 1000 Euro. Das lässt ahnen, warum viele Menschen in den ländlichen Raum ziehen möchten. Rund 13.800 Einwohner zählt Krumbach derzeit. Fischer hält es für möglich, dass sich Krumbach trotz des mitunter schwierige­n Wohnungs- und Grundstück­marktes in Richtung 15.000 Einwohner entwickeln könnte. Das sei ja auch ein Kompliment für die Stadt und ihre Bürgerfreu­ndlichkeit, freut sich der Rathausche­f. Aber für die Stadt sei das auch eine Herausford­erung. Zum Beispiel bei der Einrichtun­g von Kita-Plätzen. Das ist bekanntlic­h gerade ein anderes „Dauerthema“, das nicht nur Krumbach bewegt.

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Foto: Peter Bauer Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer zeigt, dass es in Nie‰ derraunau noch viele Baulücken gibt.
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Foto: Peter Bauer Im Baugebiet Reschenber­g werden im Südwesten Krumbachs 27 Bauplätze ausgewiese­n.

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