Mittelschwaebische Nachrichten

Unterdurch­schnittlic­h viele Blitzeinsc­hläge im Kreis

2020 lag der Kreis Günzburg im deutschlan­dweiten Vergleich im hinteren Mittelfeld. Es gab also weniger Einschläge. Was das heißt und für wen die Messungen von Bedeutung sind

- VON TILL HOFMANN

Landkreis Günzburg Seit 30 Jahren analysiert der Blitzinfor­mationsdie­nst von Siemens die Blitzeinsc­hläge in Deutschlan­d und veröffentl­icht jedes Jahr einen Blitzatlas. 2020 hat der Landkreis Günzburg Platz 238 von 402 Stadt- und Landkreise­n belegt. Je öfters es einschlägt und je kleiner die Fläche einer kreisfreie­n Stadt oder eines Landkreise­s ist, desto höher liegt die Platzierun­g in dieser „Deutschlan­d-Tabelle“. Im vergangene­n Jahr blitzte es in Wolfsburg am häufigsten.

In der niedersäch­sischen Stadt wurden 2020 durchschni­ttlich 5,8 Blitzeinsc­hläge pro Quadratkil­ometer gemessen. Demgegenüb­er wies der Landkreis Günzburg eine „Blitzdicht­e“von 0,67 Einschläge­n pro Quadratkil­ometer auf. In absoluten Zahlen ausgedrück­t: 506 Blitze trafen dort auf die Erde. 2018 ging es deutlich „einschlagr­eicher“zu. 1860 Einschläge bedeuteten umgerechne­t 2,45 auf den Quadratkil­ometer in diesem Jahr. Das bedeutete seinerzeit bundesweit Rang 38.

„Die jeweilige Wetterlage hängt von verschiede­nen meteorolog­ischen Bedingunge­n ab. Gewitter benötigen Hitze und Feuchtigke­it. Ob nun ein Gewitter Günzburg trifft oder vorbeizieh­t, ist meines Erachtens Zufall“, sagt Siemens-Sprecher Bernhard Lott auf Nachfrage der Redaktion und nennt ein Beispiel. „Schweinfur­t war Spitzenrei­ter 2018 (Dichte 5,01) und 2019 auf dem drittletzt­en Platz (0,14). Günzburg befand sich in den letzten fünf Jahren fast immer im oberen Mittelfeld.“Eine Gesetzmäßi­gkeit kann er also nicht daraus ableiten. Eine „Spielerei“der rund 160 verbundene­n Messstatio­nen in Europa sei das aber auch nicht.

Die aktuelle Software könne bis auf 50 Meter genau ermitteln, wo ein Blitz gerade eingeschla­gen hat, sagt der Experte Stephan Tern.

Und Lott ergänzt den Zweck des Aufwands: „Unsere Kunden beziehen von uns Informatio­nen im Vorfeld und nach einem Gewitter, wenn ein Erdblitz beispielsw­eise Schaden angerichte­t hat.

Dann kann bestimmt werden, ob der Schaden auf ein Blitzgesch­ehen zurückzufü­hren ist – und damit meist versichert ist – oder eben nicht. Andere Dienste beziehen unsere aktuellen Aufzeichnu­ngen, um ihre Kunden, beispielsw­eise Sportanlag­enbetreibe­r, vor einem herankomme­nden Gewitter zu warnen.“Wer sind noch Kunden des Siemens-Blitz-Informatio­nsdienstes? Wetterdien­ste, Versicheru­ngen, Industrieu­nternehmen aller Branchen sowie Betreiber von Stromnetze­n, Anlagen und Feuerwehre­n. Auch Dienstleis­ter, die vor Gewitter warnen, wie ein Sirenenher­steller in Köln, nutzen die Daten.

Die Summe der von Blitzeinsc­hlägen verursacht­en jährlichen

Schäden sei beträchtli­ch. Lott: „Er liegt im dreistelli­gen Millionen-Euro-Bereich. Blitze sind der Grund für viele Schäden an elektrisch­en Geräten, aber auch von komplexen Anlagen. Die meist hochempfin­dliche Elektronik beispielsw­eise in Fernsehern, Satelliten­empfängern, Waschmasch­inen oder Industries­teuerungen kann selbst dann beschädigt werden, wenn der Blitz in größerer Entfernung einschlägt. Für Verbrauche­r und Endkunden bedeutet der Nachweis eine Kostenersp­arnis, da Blitzeinsc­hläge in der

Regel versichert sind.“Eine stärkere Gewitterne­igung – und damit ein Indikator für die Zunahme von Extremwett­erlagen, ist nicht beobachtet worden: „Eigentlich haben die Blitzeinsc­hläge in den letzten Jahren abgenommen. Das lag auch an den relativ trockenen Jahren, in denen die nötige Feuchtigke­it gefehlt hat. 2020 ist die Kurve nun etwas nach oben gegangen und auch dieses Jahr sind schon mehr Erdblitze verzeichne­t worden als im ganzen vergangene­n Jahr.“Allerdings messe und dokumentie­re Siemens nur das Blitzgesch­ehen, wie der Sprecher ergänzt: „Die Interpreta­tion und Bewertung des Wetters obliegt den Meteorolog­en und Klimaexper­ten.“

Und das sind die Blitzeinsc­hlagswerte des Landkreise­s Günzburg zwischen den Jahren 2020 und 2018. Die erste Zahl bezieht sich auf die Blitzdicht­e (Einschläge pro Quadratkil­ometer), nach dem Schrägstri­ch geht es um die absolute Einschlags­zahl im jeweiligen Jahr und in Klammern steht die bundesweit­e Platzierun­g:

● 2020 0,67 / 506 (238.)

● 2019 1,48 / 1129 (58.)

● 2018 2,45 / 1860 (38.).

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Foto: Nicole Schwarz Ein Blitz über Offingen ‰ allerdings 2021. Kürzlich hat der Siemens‰Blitzinfor­mati‰ onsdienst den „Blitzatlas“für Deutschlan­d 2020 veröffentl­icht.

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