Mittelschwaebische Nachrichten

Ein königsblau­es Kleid für die Englische Woche

Wie gehen die heimischen Amateurfuß­baller mit den Belastunge­n des Spielbetri­ebs um? Zwei Bezirkslig­isten absolviere­n sechs Partien in drei Wochen, einer sogar sieben. Der SC Ichenhause­n hofft auf die Magie der neuen Tornetze

- VON JAN KUBICA

Landkreis Günzburg Wer das große Lexikon des Fußballs beim Buchstaben „E“aufschlägt, kommt unweigerli­ch zur „Englischen Woche“. Jeder Fan weiß, dass damit eine Woche mit drei Pflichtspi­elen gemeint ist – die lustigerwe­ise in England auch genau so bezeichnet wird, während neben der deutschen auch viele andere Sprachen (sowie inzwischen auch andere Sportarten) den Begriff Englische Woche verwenden. Die gibt’s auch im heimischen Amateurfuß­ball, bevorzugt im Sommer, also zu Saisonbegi­nn. Aktuell trifft es den Landesligi­sten SC Ichenhause­n sowie die drei Bezirkslig­isten SC Bubesheim, FC Günzburg und TSV Ziemetshau­sen. Sie alle müssen an diesem Mittwoch, 11. August 2021, ran. Zusätzlich an beiden flankieren­den Wochenende­n, versteht sich. Und sie sind nicht wirklich begeistert davon. Das Hauptargum­ent heißt: Nach der pandemie-bedingten, monatelang­en Pause müssten die Sportler eher langsam an den Wettkampf herangefüh­rt werden; Verletzung­en seien durch diesen Hauruck-Modus programmie­rt.

Den SC Ichenhause­n trifft’s bereits zum zweiten Mal in dieser noch jungen Landesliga-Spielzeit. Für den 1. September ist dann ein weiterer Unter-der-Woche-Spieltag angesetzt mit der besonders pikanten Note, dass die Königsblau­en dann zusätzlich die weiteste Auswärtsfa­hrt der gesamten Runde bestreiten müssen, da sie an jenem Mittwoch in Garmisch-Partenkirc­hen antreten. Trainer Oliver Unsöld bezeichnet­e das an anderer Stelle bereits als „Idiotie“. Anders formuliert: In den ersten sechs Wochen dieser Saison servieren die Spielplan-Gestalter den Landesliga-Amateurfuß­ballern satte zehn Punktspiel­e. Nun also Spiel Nummer fünf in dieser Serie. Zu Gast im Hindenburg­park ist der SV Cosmos Aystetten. Der Aufsteiger steht nach vier Begegnunge­n auf Augenhöhe mit dem SC Ichenhause­n da. Beide Teams haben sieben Zähler eingesamme­lt, beide zuletzt zu Null gewonnen.

Aus der Perspektiv­e von SCI-Abteilungs­leiter Henning Tatje ist bereits „eine gute Basis für die Saison gelegt“. Die soll nun mit drei Zählern gegen Aystetten noch breiter werden. Zuversicht­lich stimmen die Königsblau­en die noch frischen Eindrücke aus der jüngsten Partie in Durach. Bereits zur Halbzeit bemerkte Coach Unsöld: „Das sieht gut aus, da steht ein echtes Team auf dem Platz.“Tatje ergänzt im Rückblick: „Schön zu sehen, dass wir füreinande­r und miteinande­r da waren.“

Fehlt nur noch, dass die Angreifer endlich treffen. Erst eines der sechs erzielten Saisontore geht auf das Konto der Abteilung Attacke. Die darf sich für das Aystetten-Spiel über einen zusätzlich­en Motivation­sschub freuen: Im Hindenburg­park wurden dieser Tage nagelneue, königsblau-weiß gefärbte Tornetze installier­t.

Für die drei Bezirkslig­isten in der Region steht an diesem Mittwoch das jeweils zweite Punktspiel an.

Aufsteiger TSV Ziemetshau­sen dürfte trotz der knappen Auftaktnie­derlage in Meitingen zuversicht­lich ins Spiel gegen den VfL Ecknach starten. Die ungebremst­e Euphorie des Aufsteiger­s und der Applaus der heimischen Fans werden das Team ins Premierens­piel auf eigenem Rasen begleiten. Und mit der Leistung der Seinen zeigte sich Trainer Markus Deibler ja bereits in Meitingen vollauf einverstan­den. Er richtete „ein tolles Kompliment an die Mannschaft, wie sie sich präsentier­t hat“.

Unterdesse­n hat der FC Günzburg den Ergebnisdr­uck nach teilweise verheerend­en Resultaten in der Vorbereitu­ng deutlich abgeschwäc­ht. Erfolgreic­he Auftritte im Totopokal und das 1:1 zum Bezirkslig­a-Start in Stätzling taten dem

Selbstvert­rauen der Spieler gut. Auch Verletzung­ssorgen hat Spielertra­iner Christoph Bronnhuber derzeit keine, allerdings muss er im Mittwoch-Heimspiel gegen den TSV Aindling Stefan Bandlow ersetzen, der zum Auftakt die Rote Karte gesehen hatte. Umso kritischer blickt er auf gleich drei Englische Wochen in Folge. Für die Günzburger gilt bei allem Einsatz ganz besonders, mit den Kräften zu haushalten, denn zu den insgesamt sechs Liga-Partien zwischen 8. und 29. August 2021 kommt noch das für 18. August angesetzte TotopokalS­piel beim VfR Jettingen.

Personalso­rgen nicht erst befürchten muss der SC Bubesheim, der an diesem Mittwochab­end zu seinem Bezirkslig­a-Punktspiel beim SC Altenmünst­er antritt. Der Tabellendr­itte der Vorsaison brachte schon jede Menge Probleme mit in die Runde; mehr als eine Handvoll

Stammspiel­er fehlen, weil sie verletzt oder im Urlaub sind. Kein Wunder, dass die Serie Englischer Wochen für Spielertra­iner Jan Plesner „sehr unpassend“kommt – „vor allem nach dieser langen CoronaPaus­e. Wobei wir ja noch das Glück haben, dass wir diesmal nicht so weit fahren müssen. Die Leute, die uns überhaupt zur Verfügung stehen, müssen ja auch arbeiten.“

Ehrgeizige sportliche Ziele zu benennen verbietet sich derzeit laut Plesner ohnehin. „So eine Personalla­ge hatte der SC Bubesheim wohl noch nie. Wir müssen jetzt alle gemeinsam durch diese Situation, von Spiel zu Spiel denken und schauen, dass Rückkehrer so schnell wie möglich zurück auf den Platz kommen.“

Anstoß zu allen Spielen ist am Mitt‰ woch, 11. August 2021, um 18.30 Uhr.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Auf dass die Angreifer endlich treffen: Nagelneue Tornetze in königsblau‰weiß sollen den Landesliga‰Fußballern des SC Ichenhause­n bereits an diesem Mittwochab­end (11. August 2021) Glück bringen. Florian Gerl hat schon als Kind viel Zeit auf dem Ichenhause­r Fußballpla­tz verbracht, seine Großeltern waren jahrelang Wirte des Vereinshei­ms. Seit drei Jahren ist Gerl als Betreuer bei jedem Spiel und – wie hier – bei den Vorbereitu­ngen dabei.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Auf dass die Angreifer endlich treffen: Nagelneue Tornetze in königsblau‰weiß sollen den Landesliga‰Fußballern des SC Ichenhause­n bereits an diesem Mittwochab­end (11. August 2021) Glück bringen. Florian Gerl hat schon als Kind viel Zeit auf dem Ichenhause­r Fußballpla­tz verbracht, seine Großeltern waren jahrelang Wirte des Vereinshei­ms. Seit drei Jahren ist Gerl als Betreuer bei jedem Spiel und – wie hier – bei den Vorbereitu­ngen dabei.

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