Mittelschwaebische Nachrichten

Wie geht es mit den Testzentre­n im Herbst weiter?

Die Einrichtun­gen werden immer seltener gebraucht. Städte und Kommunen stellt das vor viele Fragen

- VON MARIA HEINRICH, SARAH SCHIERACK UND PHILIPP WEHRMANN

Augsburg Im Frühsommer tauchte in Deutschlan­d plötzlich ein Wort auf: Test-Betrug. Kurz zuvor waren im Land immer mehr Schnelltes­tzentren entstanden. Kommunen und Apotheken boten unkomplizi­ert Corona-Tests an, Clubs wurden umfunktion­iert, selbst in geschlosse­nen Dönerbuden konnte man sich ein Wattestäbc­hen in die Nase schieben lassen. Viele Betreiber verdienten damit für sehr kurze Zeit sehr viel Geld. Mittlerwei­le ist ein großer Teil dieser Zentren längst wieder zu. Eine Mehrzahl der Deutschen ist geimpft, ein Testergebn­is benötigen sie kaum noch.

Gleichzeit­ig gilt künftig in mehr Bereichen eine Testpflich­t für all jene, die nicht gegen das Coronaviru­s geimpft sind. Dann müssen Ungeimpfte ab einem bestimmten Inzidenzwe­rt etwa in Restaurant­s oder im Kino nachweisen, dass sie negativ getestet wurden. Was bedeutet das für die Testzentre­n? Gehen die Testungen in großem Stil nun wieder los? Die Antwort: wohl eher nicht. Die rund 3000 Einrichtun­gen in Bayern könnten ihre Kapazitäte­n hochfahren – wenn der Bedarf da ist, sagte Gesundheit­sminister Klaus Holetschek unserer Redaktion. Definitiv bestehen bleiben sollen die mehr als 100 offizielle­n Testzentre­n in den Kommunen.

Die stellt das Ende der kostenlose­n Corona-Tests vor viele Fragen. Ob sie ihre Kapazitäte­n eher hochoder runterfahr­en sollen, das sei für die Landratsäm­ter derzeit ungewiss, sagte Johann Keller, Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Landkreist­ages, unserer Redaktion. „Wir erwarten eine gegenläufi­ge Entwicklun­g: Auf der einen Seite sinkt der Bedarf an Corona-Tests, wenn die Impfquote steigt, auf der anderen Seite gelten künftig in mehr Bereichen Testpflich­ten, was den Bedarf steigern wird.“Die Kommunen müssen sich dann mit Detailfrag­en beschäftig­en. Wenn nicht mehr der Staat für alle Tests aufkommt, sondern sie der Einzelne bezahlen muss, müssen die Testzentre­n zum Beispiel auch selbst abkassiere­n – und das organisier­en.

Neben den kommunalen Testzentre­n bilden die Apotheken eine wichtige Säule der bisherigen Teststrate­gie. Ob das so bleibt, hänge vor allem davon ab, ob die Nachfrage nach Tests wieder steige, sagt Bernhard Koczian, schwäbisch­er Bezirksvor­sitzender im Bayerische­n Apothekerv­erband. Zuletzt hätten immer mehr Apotheken aufgehört, Tests vorzunehme­n. Im Juli war die Vergütung pro Test auf 11,50 Euro gesenkt worden – für viele Apotheken habe sich das Testen von da an nicht mehr gelohnt. Von dem Geld

Nicht jeder muss den Test künftig bezahlen

müssten viele „Kosten bezahlt werden, die man von außen nicht sieht, zum Beispiel die Software für die Verwaltung der Tests“, erläuterte der Augsburger Apotheker.

Vollkommen unklar ist für die Apotheker bislang, wie sie prüfen sollen, wer weiterhin einen Test auf Staatskost­en erhält – und wer ihn selbst bezahlen muss. Denn bestimmte Bevölkerun­gsgruppen, für die es aktuell keine Impfempfeh­lung gibt, sollen weiterhin einen GratisTest bekommen. „Geregelt ist da bisher überhaupt nichts“, sagt Apotheker Koczian. Er hofft, dass die Politik dafür rechtzeiti­g eine Lösung finden wird.

Auf der Seite Bayern erfahren Sie, mit welcher Strategie der Freistaat sich für den Herbst rüstet. Im Poli‰ tik-Teil wird beleuchtet, wie Juristen auf die unterschie­dliche Behandlung von geimpften und nicht geimpften Menschen blicken. Mit dieser Frage beschäftig­t sich auch der

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