Mittelschwaebische Nachrichten
Wie geht es mit den Testzentren im Herbst weiter?
Die Einrichtungen werden immer seltener gebraucht. Städte und Kommunen stellt das vor viele Fragen
Augsburg Im Frühsommer tauchte in Deutschland plötzlich ein Wort auf: Test-Betrug. Kurz zuvor waren im Land immer mehr Schnelltestzentren entstanden. Kommunen und Apotheken boten unkompliziert Corona-Tests an, Clubs wurden umfunktioniert, selbst in geschlossenen Dönerbuden konnte man sich ein Wattestäbchen in die Nase schieben lassen. Viele Betreiber verdienten damit für sehr kurze Zeit sehr viel Geld. Mittlerweile ist ein großer Teil dieser Zentren längst wieder zu. Eine Mehrzahl der Deutschen ist geimpft, ein Testergebnis benötigen sie kaum noch.
Gleichzeitig gilt künftig in mehr Bereichen eine Testpflicht für all jene, die nicht gegen das Coronavirus geimpft sind. Dann müssen Ungeimpfte ab einem bestimmten Inzidenzwert etwa in Restaurants oder im Kino nachweisen, dass sie negativ getestet wurden. Was bedeutet das für die Testzentren? Gehen die Testungen in großem Stil nun wieder los? Die Antwort: wohl eher nicht. Die rund 3000 Einrichtungen in Bayern könnten ihre Kapazitäten hochfahren – wenn der Bedarf da ist, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek unserer Redaktion. Definitiv bestehen bleiben sollen die mehr als 100 offiziellen Testzentren in den Kommunen.
Die stellt das Ende der kostenlosen Corona-Tests vor viele Fragen. Ob sie ihre Kapazitäten eher hochoder runterfahren sollen, das sei für die Landratsämter derzeit ungewiss, sagte Johann Keller, Geschäftsführer des Bayerischen Landkreistages, unserer Redaktion. „Wir erwarten eine gegenläufige Entwicklung: Auf der einen Seite sinkt der Bedarf an Corona-Tests, wenn die Impfquote steigt, auf der anderen Seite gelten künftig in mehr Bereichen Testpflichten, was den Bedarf steigern wird.“Die Kommunen müssen sich dann mit Detailfragen beschäftigen. Wenn nicht mehr der Staat für alle Tests aufkommt, sondern sie der Einzelne bezahlen muss, müssen die Testzentren zum Beispiel auch selbst abkassieren – und das organisieren.
Neben den kommunalen Testzentren bilden die Apotheken eine wichtige Säule der bisherigen Teststrategie. Ob das so bleibt, hänge vor allem davon ab, ob die Nachfrage nach Tests wieder steige, sagt Bernhard Koczian, schwäbischer Bezirksvorsitzender im Bayerischen Apothekerverband. Zuletzt hätten immer mehr Apotheken aufgehört, Tests vorzunehmen. Im Juli war die Vergütung pro Test auf 11,50 Euro gesenkt worden – für viele Apotheken habe sich das Testen von da an nicht mehr gelohnt. Von dem Geld
Nicht jeder muss den Test künftig bezahlen
müssten viele „Kosten bezahlt werden, die man von außen nicht sieht, zum Beispiel die Software für die Verwaltung der Tests“, erläuterte der Augsburger Apotheker.
Vollkommen unklar ist für die Apotheker bislang, wie sie prüfen sollen, wer weiterhin einen Test auf Staatskosten erhält – und wer ihn selbst bezahlen muss. Denn bestimmte Bevölkerungsgruppen, für die es aktuell keine Impfempfehlung gibt, sollen weiterhin einen GratisTest bekommen. „Geregelt ist da bisher überhaupt nichts“, sagt Apotheker Koczian. Er hofft, dass die Politik dafür rechtzeitig eine Lösung finden wird.
Auf der Seite Bayern erfahren Sie, mit welcher Strategie der Freistaat sich für den Herbst rüstet. Im Poli tik-Teil wird beleuchtet, wie Juristen auf die unterschiedliche Behandlung von geimpften und nicht geimpften Menschen blicken. Mit dieser Frage beschäftigt sich auch der