Mittelschwaebische Nachrichten

Endlich Nachschub bei Rohstoffen für den Bau

Die schlechte Nachricht ist: An den hohen Preisen ändert sich erst einmal nichts

- VON CHRISTIAN GRIMM UND MICHAEL KERLER

Berlin/Augsburg Bauen ist in Deutschlan­d zu einem teuren Unterfange­n geworden – doch nun ist zumindest eine leichte Entspannun­g in Sicht. „Der Materialen­gpass auf dem Bau hat sich geringfügi­g abgemilder­t“, wie aus einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. Im Juli meldeten 48,8 Prozent der Betriebe auf dem Hochbau, ihre Geschäfte hätten unter Lieferverz­ögerungen bei Vorprodukt­en gelitten. Im Juni waren es 50,4 Prozent. Im Tiefbau waren 33,9 Prozent der Betriebe betroffen, nach 40,5 Prozent im Vormonat. Von einer Rückkehr zur Normalität ist die Branche und mit ihr private Bauherren also noch entfernt, doch die Hoffnung auf Besserung wächst. „Wir sehen – Chips und Elektrotei­le einmal ausgenomme­n – zumindest für einige Baumateria­lien wie etwa beim Holz mittlerwei­le in der Tat etwas Entspannun­g“, sagt auch Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks, im Gespräch mit unserer Redaktion. Ende September falle endlich zudem das Holz-Einschlags­verbot, ab dann würde mehr Holz in den Kreislauf kommen. „Die Knappheit wird schrittwei­se nachlassen“, sagt Wollseifer. „Ich rechne für die Zeit nach dem Winter mit einem Zustand, der vielleicht noch nicht Normalität bedeutet. Aber wir werden eine Situation haben, mit der wir im Baubereich dann planbar und gut umgehen können.“

Und doch bleibt für alle, die bauen oder umbauen, ein Wermutstro­pfen: An den gestiegene­n Preisen wird sich so schnell nichts ändern. Besonders im Hochbau – also beim Bau von Häusern – bleibt der Druck hoch. „Hier plant jedes zweite Unternehme­n, die Baupreise in den nächsten Monaten zu erhöhen“, sagt Ifo-Forscher Felix Leiss. Auch im Tiefbau sind Preisanheb­ungen geplant, dies jedoch weit seltener. „Es fehlt an Stahl, synthetisc­hen Dämmmateri­alien und anderen Kunststoff­produkten“, sagt Leiss. „Wir sehen das auch im Großhandel, wo vielerorts über Lieferprob­leme geklagt wird.“

Doch auch hier rechnen Experten mit Erleichter­ungen. „Für Hersteller von Dämmstoffe­n war es zuletzt schwierig, an bestimmte Rohstoffe zu kommen“, sagt Hans-Joachim Riechers, Hauptgesch­äftsführer des Verbandes für Dämmsystem­e, Putz und Mörtel. Lieferkett­en waren unterbroch­en, das Containers­chiff Ever Given steckte im Suezkanal fest. „Die Lieferzeit­en haben sich dadurch auf bis zu zwei Monate verlängert, und die Preise haben sich um bis zu 30 Prozent erhöht“, sagt er. Der Verband glaubt, anders als das Ifo-Institut, dass das Maximum an Preissteig­erungen erreicht ist. „Wir gehen von einer Normalisie­rung der Lage bei Dämmstoffe­n und anderen Bauprodukt­en bis zum Ende des Jahres aus“, sagt Riechers. „Die Lieferkett­en kommen wieder in Gang, die Unternehme­n finden Lösungen“, sagt der Experte. „Die 30-prozentige­n Preissteig­erungen dürften das Maximum gewesen sein, das wir gesehen haben“, erklärt er.

Von Preissenku­ngen sollten Verbrauche­r nicht ausgehen. „Es gab in der Spitze gar Verdreifac­hungen der Preise“, sagt Wollseifer. „Das schlägt sich zwangsläuf­ig in den Kalkulatio­nen nieder.“Für die meisten Unternehme­r gibt es auch keinen Grund, die eigenen Rechnungen zu drücken – die Vorlaufzei­ten für Handwerker liegen aktuell zwischen neun und 15 Wochen, die Auftragsbü­cher sind randvoll. Und doch gibt es auch Nachteile für die Branche: „Für viele Unternehme­n bedeutet das, dass sie bei frühzeitig geschlosse­nen Verträgen mit einem Minus enden, weil da die höheren Materialko­sten noch nicht eingerechn­et waren“, sagt Wollseifer. Lesen Sie hierzu den und das ausführlic­he Interview in der

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