Mittelschwaebische Nachrichten
Endlich Nachschub bei Rohstoffen für den Bau
Die schlechte Nachricht ist: An den hohen Preisen ändert sich erst einmal nichts
Berlin/Augsburg Bauen ist in Deutschland zu einem teuren Unterfangen geworden – doch nun ist zumindest eine leichte Entspannung in Sicht. „Der Materialengpass auf dem Bau hat sich geringfügig abgemildert“, wie aus einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. Im Juli meldeten 48,8 Prozent der Betriebe auf dem Hochbau, ihre Geschäfte hätten unter Lieferverzögerungen bei Vorprodukten gelitten. Im Juni waren es 50,4 Prozent. Im Tiefbau waren 33,9 Prozent der Betriebe betroffen, nach 40,5 Prozent im Vormonat. Von einer Rückkehr zur Normalität ist die Branche und mit ihr private Bauherren also noch entfernt, doch die Hoffnung auf Besserung wächst. „Wir sehen – Chips und Elektroteile einmal ausgenommen – zumindest für einige Baumaterialien wie etwa beim Holz mittlerweile in der Tat etwas Entspannung“, sagt auch Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, im Gespräch mit unserer Redaktion. Ende September falle endlich zudem das Holz-Einschlagsverbot, ab dann würde mehr Holz in den Kreislauf kommen. „Die Knappheit wird schrittweise nachlassen“, sagt Wollseifer. „Ich rechne für die Zeit nach dem Winter mit einem Zustand, der vielleicht noch nicht Normalität bedeutet. Aber wir werden eine Situation haben, mit der wir im Baubereich dann planbar und gut umgehen können.“
Und doch bleibt für alle, die bauen oder umbauen, ein Wermutstropfen: An den gestiegenen Preisen wird sich so schnell nichts ändern. Besonders im Hochbau – also beim Bau von Häusern – bleibt der Druck hoch. „Hier plant jedes zweite Unternehmen, die Baupreise in den nächsten Monaten zu erhöhen“, sagt Ifo-Forscher Felix Leiss. Auch im Tiefbau sind Preisanhebungen geplant, dies jedoch weit seltener. „Es fehlt an Stahl, synthetischen Dämmmaterialien und anderen Kunststoffprodukten“, sagt Leiss. „Wir sehen das auch im Großhandel, wo vielerorts über Lieferprobleme geklagt wird.“
Doch auch hier rechnen Experten mit Erleichterungen. „Für Hersteller von Dämmstoffen war es zuletzt schwierig, an bestimmte Rohstoffe zu kommen“, sagt Hans-Joachim Riechers, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Dämmsysteme, Putz und Mörtel. Lieferketten waren unterbrochen, das Containerschiff Ever Given steckte im Suezkanal fest. „Die Lieferzeiten haben sich dadurch auf bis zu zwei Monate verlängert, und die Preise haben sich um bis zu 30 Prozent erhöht“, sagt er. Der Verband glaubt, anders als das Ifo-Institut, dass das Maximum an Preissteigerungen erreicht ist. „Wir gehen von einer Normalisierung der Lage bei Dämmstoffen und anderen Bauprodukten bis zum Ende des Jahres aus“, sagt Riechers. „Die Lieferketten kommen wieder in Gang, die Unternehmen finden Lösungen“, sagt der Experte. „Die 30-prozentigen Preissteigerungen dürften das Maximum gewesen sein, das wir gesehen haben“, erklärt er.
Von Preissenkungen sollten Verbraucher nicht ausgehen. „Es gab in der Spitze gar Verdreifachungen der Preise“, sagt Wollseifer. „Das schlägt sich zwangsläufig in den Kalkulationen nieder.“Für die meisten Unternehmer gibt es auch keinen Grund, die eigenen Rechnungen zu drücken – die Vorlaufzeiten für Handwerker liegen aktuell zwischen neun und 15 Wochen, die Auftragsbücher sind randvoll. Und doch gibt es auch Nachteile für die Branche: „Für viele Unternehmen bedeutet das, dass sie bei frühzeitig geschlossenen Verträgen mit einem Minus enden, weil da die höheren Materialkosten noch nicht eingerechnet waren“, sagt Wollseifer. Lesen Sie hierzu den und das ausführliche Interview in der