Mittelschwaebische Nachrichten

Einst Hoffnungst­räger – und jetzt?

Klaus Iohannis führt seit sieben Jahren Rumänien als Staatschef. Seit seiner Amtsüberna­hme begleitete­n ihn viele Hoffnungen und Erwartunge­n. Nicht alle davon haben sich bis heute erfüllt

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Postkommun­isten politisch zusammenar­beiteten, bleibt meist unerwähnt. Die Corona-Beschränku­ngen brachten Iohannis keine Sympathiep­unkte. Die Folge: Die PSD gewann die Parlaments­wahlen, ohne eine echte Opposition­sarbeit zu leisten, ohne Spitzenkan­didaten und ohne klare Ideen zu haben.

Iohannis war nie ein Mann, der die Massen begeistert­e. Er gilt als hölzern. Ein größeres Problem ist, dass er in den sieben Jahren seiner Amtszeit die wichtigste­n Themen nicht entschloss­en angepackt hat. Über das Thema Flüchtling­spolitik spricht in Rumänien kaum jemand – Menschen ertrinken in der Donau an der rumänisch-serbischen EUGrenze, aber niemand nimmt Stellung. Armutsmigr­ation gilt als normal. Über fünf Millionen Rumänen – fast 25 Prozent der Bevölkerun­g –

Millionen Rumänen sind ausgewande­rt

sind in den Westen ausgewande­rt. Im Jahr 2021 sind Gender-Themen und sexuelle Aufklärung an den Schulen weiterhin tabu, obwohl Rumänien die meisten minderjähr­igen Mütter in Europa aufweist.

Auch die Chance zu einer historisch­en Versöhnung zwischen Rumänen und Ungarn nutzte der Präsident nicht. Stattdesse­n heizte er die Stimmung mit populistis­chen Parolen gegen die ungarische Minderheit im Land an.

Für seine verbleiben­den drei Jahre als Präsident Rumäniens wird Klaus Iohannis – stolzer Franz-Josef Strauß-Preisträge­r 2018, KaiserOtto­und Karlspreis­träger 2020 – versuchen müssen, seine eigene Partei möglichst geräuschlo­s zu reformiere­n. Denn offene interne Machtkämpf­e würden nur der sozialdemo­kratischen PSD und den Rechtsextr­emisten in die Karten spielen. Wer ihm im Amt folgt, ist kaum absehbar. Viele Rumänen wünschen sich, dass Laura Kövesi ihre Arbeit in der Korruption­sbekämpfun­g in Rumänien eines Tages vollenden kann – als Präsidenti­n.

Istvan Deak, 36, rumä‰ nisch‰ungarische­r Jour‰ nalist, arbeitet derzeit über ein Austauschp­rogramm in unserer Redaktion.

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