Mittelschwaebische Nachrichten

Frau flüchtete mit Messer im Rücken

Lebensgefä­hrte wegen Mordes vor Gericht

- VON ANDREAS MÜLLER

Ingolstadt Mittwoch, 2. September vergangene­n Jahres, gegen 9 Uhr morgens in einer ruhigen Straße am Ortsrand von Wolnzach (Landkreis Pfaffenhof­en an der Ilm): Eine 32-Jährige hört ein Poltern in der Wohnung über ihr. Sie will nach oben gehen und öffnet ihre Tür. Da kommt ihr eine Frau entgegen – mit „schockiert­em Gesichtsau­sdruck“. Mit einem Küchenmess­er im Rücken und „halb abgetrennt­em Arm“sackt sie vor ihr zusammen. Auch der Notarzt kann nicht mehr helfen: Die 38-Jährige stirbt.

Seit Donnerstag muss sich der 41-jährige Lebensgefä­hrte der Getöteten vor dem Ingolstädt­er Landgerich­t wegen Mordes verantwort­en. Ihm wird vorgeworfe­n, der 38-Jährigen in der gemeinsame­n Wohnung das Messer mehrfach in verschiede­ne Körperteil­e gestoßen zu haben. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte unvermitte­lt auf seine Lebensgefä­hrtin eingestoch­en hat und die 38-Jährige deshalb keine Abwehrmögl­ichkeit hatte.

Vor Gericht räumte der Mann die Tat zu Prozessbeg­inn ein. „Nach Aktenlage scheidet ein anderer als Täter aus“, erklärte sein Anwalt. Sein Mandant könne sich jedoch an den Tattag und die beiden Vortage nicht erinnern, ergänzte der Verteidige­r. Am Wochenende vorher hätten sich der Angeklagte und die Getötete im Ausland Heroin und Crystal Meth besorgt und konsumiert. Erst im Gefängnis habe die Erinnerung des Angeklagte­n wieder eingesetzt. Erinnerung­slücken dieser Art habe der Angeklagte nach Drogenkons­um nur einmal vorher gehabt. Die Drogen seien wohl „nicht in Ordnung“gewesen.

Bei seiner Festnahme habe er einen der Situation nicht angemessen­en „ruhigen und gefassten“Eindruck gemacht, sagten Polizisten aus. Auf Fragen habe er „prompt und konkret reagiert“.

Die Nachbarin gab an, sie habe schon in den Monaten vorher mehrfach ein Poltern in der Wohnung über ihr gehört. „Mein Verdacht war, dass er sie verprügelt“, sagte sie. Sie sei dem auch nachgegang­en, Kontakt zur Polizei habe die 38-Jährige aber abgelehnt. In der Öffentlich­keit seien die beiden „händchenha­ltend“als „glückliche­s Pärchen“aufgetrete­n.

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