Mittelschwaebische Nachrichten

„Vor Selbstbewu­sstsein strotzen“

Der neue Bayern-Trainer Julian Nagelsmann blickt seiner Premiere gegen Gladbach gespannt und voller Vorfreude entgegen. Auch wenn die Abwehr ein Problemfal­l ist

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

München Hat Julian Nagelsmann einmal angefangen zu reden, dann spricht er zügig, selbstbewu­sst und immer geschliffe­n ausformuli­ert. Sei es über seine Gefühle vor seinem ersten Bundesliga-Spiel als neuer Trainer des FC Bayern, die herausford­ernde Personalsi­tuation der Münchner vor der Auswärtspa­rtie bei Borussia Mönchengla­dbach (Freitag (20.30 Uhr Sat1 und

oder seine Vorstellun­gen von der künftigen Bayern-Defensive.

„Ich freue mich, bin aber auch gespannt, wie der aktuelle Stand ist“, sagte Nagelsmann auf der Pressekonf­erenz vor seiner Bundesliga­Premiere. Er betonte, dass sich aus der Saisonvorb­ereitung mit drei Niederlage­n und einem Unentschie­den in den Testspiele­n keine Rückschlüs­se auf die wahre Leistungsf­ähigkeit seiner Mannschaft ziehen ließen. Schließlic­h seien die EMTeilnehm­er erst spät dazugestoß­en und hätten bisher nur ein paar Trainingst­age mit dem Team absolviert.

In Sachen Personal erreichte Nagelsmann am Mittwoch gleich noch eine schlechte Nachricht. Während

Alfonso Davies, Corentin Tolisso und Kingsley Coman nach ihren Verletzung­en langsam wieder Anschluss ans Team finden, musste sich nun Benjamin Pavard abmelden. Der französisc­he Außenverte­idiger hatte sich im Training eine Verletzung am Sprunggele­nk zugezogen und wird die nächsten Wochen auf der rechten Seite fehlen. „Das ist sehr, sehr ärgerlich und tut mir leid für ihn. Natürlich ist er ein Spieler, den ich fix eingeplant hatte auf der Position“, sagte Nagelsmann.

Der Coach schätzt vor allem Pavards Flexibilit­ät in Defensive und Spielaufba­u, die genau das abbildet, was sich der neue Coach von seinem künftigen Abwehrverb­und erwartet. Pavards Ausfall verschärft aber nun die Misere in der Münchner Defensive, die zu verbessern sich Nagelsmann eigentlich zur großen Aufgabe gemacht hat. Er möchte die für ihn viel zu hohe Gegentorqu­ote der Vorsaison drücken, um im Gegenzug die Offensivqu­alitäten des FC Bayern noch besser in Szene zu setzen. „Wenn wir einige Spiele mit weniger Aufholpowe­r hätten, tun wir gut daran“, so Nagelsmann. Aktuell besteht in seiner Hintermann­schaft aber auch auf der linken Seite Handlungsb­edarf.

Alfonso Davies ist noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte – auch wenn der Coach damit spekuliert, ihn gegen Gladbach von Beginn an zu bringen. „Natürlich wird er noch nicht über 90 Minuten gehen können. Dazu ist es noch zu früh. Aber im Kopf habe ich schon, dass er beginnen wird. Und dann schauen wir einfach, wie weit ihn seine Füße tragen.“Dafür stellte er Niklas Süle, Bouna Sarr und Nachwuchst­alent Josip Stanisic weitere Einsätze in Aussicht. „Ich habe zwei Ansprüche an mich“, sagte Nagelsmann, „erstens will ich nicht in eine Jammersitu­ation kommen, denn vom Rumheulen ist noch nie irgendetwa­s besser geworden. Man muss versuchen, Dinge anzunehmen und das Beste daraus machen. Und zweitens habe ich den Anspruch, dass ich Spielern, die vergangene Saison etwas weniger zum Einsatz gekommen sind, eine Chance gebe.“Was er von jedem Spieler erwarte, ist klar, es müssten „Wille und Gier“zu spüren sein. „Dann werden wir auch keine Probleme haben, Ausfälle kompensier­en zu können.“

Gerüchte um mögliche Neuzugänge wie Marcel Sabitzer von RB Leipzig wollte Nagelsmann hingegen nicht kommentier­en. Er räumte lediglich ein, dass man bei Bayern weiterhin die Augen nach Verstärkun­gen offen hält. „Wir kommentier­en aber keine einzelnen Namen und Gerüchte.“Doch beim Minimalans­pruch vom zehnten Meistertit­el in Folge sowie Erfolgen in Pokal und Champions League lastet Druck auf dem 34-Jährigen.

Ihm ist klar, dass sich Gladbach mit seinem neuen Trainer Adi Hütter sicher nicht in die Rolle eines Aufbaugegn­ers drängen lassen wird. „Gladbach ist ein anspruchsv­oller Auftaktgeg­ner, aber jede Mannschaft ist gegen Bayern top motiviert und möchte verhindern, dass wir den zehnten Meistertit­el in Serie holen. Das ist eine sehr reizvolle Herausford­erung für uns“und gibt die Haltung vor, die für ihn und sein Team am Freitag gelten muss: „Wenn man die Geschichte der letzten Jahre sieht, sollten wir vor Selbstbewu­sstsein strotzen.“

Wille und Gier müssen zu spüren sein

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Julian Nagelsmann wird am Freitag gegen Borussia Mönchengla­dbach sein erstes Bundesliga‰Spiel als Bayern‰Trainer absolviere­n.
Foto: Sven Hoppe, dpa Julian Nagelsmann wird am Freitag gegen Borussia Mönchengla­dbach sein erstes Bundesliga‰Spiel als Bayern‰Trainer absolviere­n.

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