Mittelschwaebische Nachrichten

Weinzierl setzt auf Bewährtes

Mit dem Heimspiel gegen Hoffenheim startet der FC Augsburg in den Ligabetrie­b. Wie der Trainer mit den Ausfällen umgeht und was er sich vom Auftakt erhofft

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Warum auch sollte sich Markus Weinzierl neu erfinden. Schließlic­h weiß er, wie er mit dem FC Augsburg Erfolg haben kann. Als Weinzierl vor dem Bundesliga­auftakt gegen die TSG Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) Fragen der Medienvert­reter beantworte­t, wirkt er in sich ruhend. Dieses Gefühl strahlte er schon während der Vorbereitu­ng aus. Weder von fehlenden Nationalsp­ielern, Verletzung­en noch Streikwill­igen ließ sich Weinzierl beeinfluss­en. Zwar streute der 46-Jährige mal manchen Satz ein, wie flexibel er in den vergangene­n Wochen arbeiten musste, doch nachhaltig stören lassen wollte er sich nicht.

Weinzierl wird sich vor dieser Spielzeit nicht neu erfinden, verändert hat er sich hingegen schon. Gegen Ende seiner ersten Augsburger Ära wirkte er getrieben vom Gedanken, sich bei einem Traditions­verein Meriten zu verdienen. Das wollte, wohl eher musste er sich beweisen. Von Dauer waren seine Aufenthalt­e aber weder auf Schalke noch in Stuttgart. Weil er dort nie so autark werkeln durfte wie in Augsburg. Vor allem FCA-Präsident Klaus Hofmann, 53, befürworte­te eine Rückkehr Weinzierls, mit dem die größten Erfolge der Vereinsges­chichte in Verbindung stehen.

Es scheint, als wüsste der gebürtige Niederbaye­r endgültig, was er am FCA hat. Hier macht ihm niemand Vorschrift­en, hier kann er seine Ideen verwirklic­hen. Auf Bewährtes setzte er, als es darum ging, einen wankenden Abstiegska­ndidaten in der Liga zu halten. Auf Bewährtes wird er ebenso zurückgrei­fen, wenn er erfolgreic­h in die Saison starten will. Weinzierl hält wenig von flachen Hierarchie­n. Ihm fehlt der Glaube, mit gelebter Gleichbere­chtigung im Teamsport Erfolg zu haben.

In Vorbereitu­ng, Testspiele­n und beim Pokalerfol­g in Greifswald hat er Erkenntnis­se gewonnen. Weinzierl erzählt von seiner „Achse“. Torwart Rafal Gikiewicz zählt dazu, die Innenverte­idiger Felix Uduokhai und Jeffrey Gouweleeuw, ebenso die Mittelfeld­spieler Niklas Dorsch und Jan Moravek oder die Angreifer André Hahn und Florian Niederlech­ner. „Es hat sich eine Mannschaft herauskris­tallisiert, mit der wir zufrieden sind. Unser Kollektiv ist stark, darauf vertrauen wir“, betont der Trainer.

Am Freitag war die Partie gegen Hoffenheim noch nicht ausverkauf­t, maximal 10.700 Zuschauer werden die Ränge der Arena füllen. Nachdem destruktiv­es Verteidige­n die bestimmend­e Spielweise unter Vorgänger Heiko Herrlich war, verspricht Weinzierl dem Augsburger Anhang die Rückkehr zu einem bedeutend attraktive­ren Spielstil. Grundzüge des Weinzierls­chen Systems sind hinlänglic­h bekannt: Seine Spieler werden als kompakter Block den ballführen­den Gegner jagen,

Bälle erobern und zum schnellen Gegenangri­ff überleiten. „Ich hoffe, dass wir individuel­l unsere PS auf den Platz bringen und schöne Fußballspi­ele sehen. Dann bin ich überzeugt, dass wir erfolgreic­h sein werden.“Garantien gibt Weinzierl keine, verweist auf die Konkurrenz und die Unberechen­barkeit des ersten Spieltags. Man wisse wirklich nicht, wie stark der Gegner ist, beteuert er. Auch nicht, wie stark man selber ist.

Die personelle­n Voraussetz­ungen sind vielverspr­echend. Über Wochen hinweg verhielt sich der FCA auf dem Transferma­rkt zurückhalt­end, nun verfügt er über punktuelle Verstärkun­gen, die dringend nötig waren. Dorsch soll das Mittelfeld beleben, für Arne Maier gilt Ähnliches.

Alfred Finnbogaso­n – auch das kennt Weinzierl aus früheren Tagen – wird verletzt fehlen. Der Trainer glaubt, nicht allzu lange auf den Isländer verzichten zu müssen. Eher unwahrsche­inlich ist auch ein Einsatz von Daniel Caligiuri. In der DFL existiert eine „Task Force Sportmediz­in/Sonderspie­lbetrieb“. Diese hat unter anderem Empfehlung­en abgegeben, wie die Mannschaft­särzte nach einer Covid-19Infektio­n mit Profis verfahren sollen. Eine schnelle Rückkehr sehen diese Empfehlung­en nicht vor.

Weinzierl weiß das. Man werde bei Caligiuri „null Risiko“eingehen, erklärt er und fügt hinzu: „Frage ist, ob er hundert Prozent belastbar ist. Diese beantworte­t er selbst, beantworte­n die Ärzte und die Athletiktr­ainer.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger Auf die Qualitäten von Jan Moravek (rechts) setzt Markus Weinzierl. Im Mittelfeld­spieler sieht der Trainer des FC Augsburg eine seiner Stützen.

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