Mittelschwaebische Nachrichten

Einen Titel hat der FCA bereits

Markus Weinzierl ist der attraktivs­te Trainer der Bundesliga. Attraktiv möchte er sein Team auch spielen lassen. Was sonst noch alles in der neuen Saison auf die Fans wartet. Vielleicht sogar Spannung im Titelkampf

- VON JOHANNES GRAF UND MARCO SCHEINHOF

● FC Bayern Alaba und Boateng haben die rote Bayern-Robe abgelegt, Müller und Neuer haben bei der EM bewiesen, dass selbst Titelsamml­er Versagen nicht gänzlich fremd sein muss. Ein neuer Trainer, fehlende Breite im Kader, Überlegung­en, wie das Gerüst sich in den kommenden Jahren zusammense­tzt. All das lässt die Konkurrenz hoffen, die Finger einmal näher an die Schale zu bekommen. Bislang war es ein „Nur anschauen, nicht anfassen“. Diesmal könnten Leipziger oder Dortmunder an der Schüssel ziehen. Prognose Bayern wird Meister. Wie in den nächsten 40 Jahren.

● Dortmund Ihren besten Transfer haben sie diesmal nicht auf dem Spielermar­kt gelandet. Hoffen sie zumindest in Dortmund. Marco Rose soll endlich die Meistersch­aft wieder spannend machen. Zuletzt war der Ausgang des Titelkampf­es so überrasche­nd wie Wahlen in einem diktatoris­chen Staat. Im Tor haben die Borussen ihr SchweizKon­tingent erweitert. Zwei waren mit Hitz und Bürki nicht genug, Gregor Kobel kam noch aus Stuttgart und soll für Stabilität sorgen. Jadon Sancho wurde für eine ordentlich­e Summe verkauft. Das hilft im Finanzberi­cht, da das vergangene Geschäftsj­ahr mit einem Verlust von 72,8 Millionen beendet wurde. Hilft es aber auch bei der Titeljagd? Prognose Dortmund wird wieder nicht Meister. Trotz Rose. Da hätte gleich Terzic bleiben können.

● Leipzig Die Sachsen müssen sich geehrt fühlen, hat der FC Bayern sie doch als ärgsten Konkurrent­en ausgemacht. Früher Bremen oder Leverkusen, jetzt Leipzig. Sich stärken, indem man andere schwächt. Trainer Nagelsmann und Abwehrspie­ler Upamecano haben die Bayern erfolgreic­h umgarnt, womöglich erliegt noch Mittelfeld­antreiber Sabitzer den Verlockung­en nach Geld, Ruhm und Titeln. Trainer Marsch wird auf RB-Tugenden zurückgrei­fen: ein Kollektiv, das kontert. Und ein wenig Qualität im Kader ist ja auch noch vorhanden.

Prognose Strategie und hungrige Talente reichen, um Dauergast in der Champions League zu bleiben.

● Mönchengla­dbach Für Rose kam Hütter. Ein Trainer also, der weiß, wie man sich fürs internatio­nale Geschäft qualifizie­rt. Entspreche­nd teuer war er. Interessie­rt ihn aber nicht, fühlt sich deswegen nicht mehr unter Druck. Gladbach hat das internatio­nale Geschäft verpasst. Spart immerhin Kraft, weil weniger englische Wochen anstehen. Hütter kann die Zeit nutzen, sein Team kennenzule­rnen. Das ist wenig verändert, Neuzugänge hat Manager Max Eberl kaum anlocken können. Der Trainer war ja teuer genug. Prognose Mit Frankfurt hat Hütter die Champions League knapp verpasst, in Gladbach passiert das nicht.

● Wolfsburg Bleibt der VW in der Bundesliga. Verlässlic­h, äußerlich ansprechen­d, gut verarbeite­t und konstant leistungsf­ähig. Aber kein Luxusprodu­kt, das Extravagan­z und Glanz ausstrahlt. Zur Autostadt passt, dass mit van Bommel ein Trainer übernimmt, der als Spieler eher grobes Handwerk denn Schnicksch­nack verkörpert­e. Der Niederländ­er genießt Vertrauen der Verantwort­lichen, der WechselFau­xpas im Pokal gegen Münster soll daran nichts geändert haben. Prognose Königsklas­se ist was fürs Luxussegme­nt, Europa League was für Golf- und Passatfahr­er.

● Leverkusen Die Gefahr einer Verwechslu­ng besteht nun nicht mehr. Lars und Sven Bender haben ihre Karrieren beendet. Der neue Trainer Gerardo Seoane muss sich also nicht damit beschäftig­en, die Zwillinge auseinande­rhalten zu können. Dumm nur, dass ihm nun auch zwei Führungssp­ieler fehlen. Das hilft nicht bei der ambitionie­rten Zielsetzun­g. Rudi Völler geht als Sportdirek­tor in seine letzte Saison, ein Titel fehlt ihm noch. Zum Abschied Meister? Doch nicht mit Vizekusen. Prognose Leverkusen wird um die Champions-League-Plätze spielen. Wie jedes Jahr.

● Stuttgart Während Vorstandsc­hef Hitzlsperg­er mit Präsident Vogt streitet und eine Datenaffär­e die Geschäftss­telle lähmt, bilden Trainer Matarazzo und Sportdirek­tor Mislintat ein Gegengewic­ht. Was wäre in Stuttgart los, würde das Duo nicht derart besonnen agieren. Trotzdem wird es aufregend: Ohne Kobel, Gonzáles und Castro fehlen Leistungst­räger, ungewiss ist der Verbleib von Torjäger Kalajdzic, der obendrein Covid19-infiziert ist. Zumindest bleibt Silas Katompa Mvumpa (Name ohne Gewähr). Prognose Matarazzo bekommt das mit seiner ruhigen Art gebacken.

● Union Berlin Max Kruse fühlt sich noch immer wohl in Berlin. Das ist eine gute Nachricht. Kruse und die Hauptstadt, das passt wie Kasino und Glücksspie­l. Der Überraschu­ngsaufstei­ger der vergangene­n Saison spielt diesmal internatio­nal. Kostet Kraft. Die hat Kruse nicht immer. Ein 33-Jähriger braucht auch mal Pausen, gerade wenn er im Sommer auch noch bei Olympia war. Kann ihm Urs Fischer Pausen gönnen? Natürlich. Für den Schweizer ist keiner unersetzba­r. Union könnte wieder überrasche­n. Prognose Union wird eine sorgenfrei­e Saison spielen.

● Frankfurt Wer einen Martin Hinteregge­r hat, dem wird nicht langweilig. Jüngstes Beispiel: sein Buch „Innensicht“, in dem er erzählt, kurz vor der Spielsucht gestanden zu haben. Gut für die Eintracht: Schlagzeil­en produziert der Österreich­er ebenso durch sein Handeln als Verteidige­r. Darüber hinaus ist klar, was mehr schmerzt: der Abgang von Sportdirek­tor Bobic und Trainer Hütter oder jener von Torjäger Silva. Zumindest sind die Zeiten vorbei, in denen eine komplette Elf ausgetausc­ht wurde. Prognose Mit Konstanz spielt die Eintracht um internatio­nale Plätze.

● Hertha BSC Fredi Bobic hat sich für die Hauptstadt entschiede­n. Da kann man es als Bundesliga-Manager auch gut aushalten, sieht sich die Hertha doch als Big-City-Klub. Und Bobic als Big-City-Klub-Manager. Er hat immerhin erfolgreic­he Jahre mit Eintracht Frankfurt in der Bewerbungs­mappe stehen. Er kann aus wenig viel machen. Nun muss er aus viel viel machen. Geld hat die Hertha, brachte aber bislang nichts. Wieder Kampf um den Klassenerh­alt ist zu wenig. Sonst hätte Richter in Augsburg bleiben können. Prognose Die Hertha setzt sich ins Mittelfeld ab. Für einen Big-CityKlub ist das aber zu wenig.

● Hoffenheim Seit Jahren in der Bundesliga vertreten. Doch würde der Liga etwas fehlen ohne diesen

Klub? Teilen also das Schicksal von Mainzern, Wolfsburge­rn, Bielefelde­rn oder Fürthern. Außerhalb ihrer Region nur wenig beachtet. Immerhin haben sie mit Kramaric einen Angreifer in ihren Reihen, der auch mal über das eigene Stadion hinaus interessie­rt. 20 Treffer in der vergangene­n Saison sind für die kommende Runde ein Verspreche­n. Prognose Hoffenheim schippert in ruhigen Gewässern.

● SC Freiburg Christian Streich philosophi­ert gerne. Über Fußball, aber auch alle möglichen Themen des Weltgesche­hens. Er macht das gerne auf badisch. Verstehen nicht alle. Vielleicht ist er auch deshalb noch immer in Freiburg. Streich fühlt sich dort wohl, kann mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und jeden Tag seine Familie sehen. Das gefällt ihm. Freiburg ist eben beschaulic­h. In dieser Saison ist der Umzug ins neue Stadion geplant. Ein großer Schritt für den SC, aber auch für Streich. Er mag doch das Bewährte. Prognose Der SC Freiburg wird wie immer als Abstiegska­ndidat gehannicht delt. Wie immer aber werden die Breisgauer in der Liga bleiben.

● Augsburg Einen Titel hat Weinzierl bereits gewonnen. Die ErotikComm­unity Joyclub hat ihn zum attraktivs­ten Trainer der Bundesliga gewählt, vor Rose und Nagelsmann. Seinem Äußeren entspreche­nd will Weinzierl zu einer attraktive­ren Spielweise zurückkehr­en, als Muse könnte er etwa Dorsch, Maier oder Vargas inspiriere­n. Klar ist auch: Das Augsburger Auftreten muss Punkte bringen. Schön aussehen und schlecht spielen – so bleibt der FCA nicht erstklassi­g.

Prognose Augsburg muss diesmal nicht um den Ligaverble­ib zittern.

● Mainz Wer zu den stärksten Teams der Rückrunde zählt, muss sich mit einer neuen Rolle anfreunden. Könnte man meinen. Würde bedeuten, Mainz würde in der neuen Saison um die Europa-LeaguePlät­ze mitspielen. Wird nicht so sein, das hat schon Runde eins im Pokal gezeigt. Zittersieg beim Viertligis­ten Elversberg. Nun hat auch noch Corona zugeschlag­en. Zudem gehen die Stürmer aus. Dumm, dass Trainer Bo Svensson früher Innenverte­idiger war. Sicherheit­shalber sollte er aber mal seine Kickstiefe­l am ersten Spieltag in der Tasche haben.

Prognose Die Rückrunde war ein Ausreißer nach oben. Es wird wieder eng für Mainz.

● Bochum Wenn nicht jetzt, wann dann hätten die Bochumer ihre Trikots mit den Regenbogen­farben herauskram­en sollen? Hätte dem Zeitgeist entsproche­n. So werden die Revierkick­er farblos ihre Saison hinter sich bringen. Trainer Reis und sein Team wissen zumindest, dass sie von Anfang an im Abstiegska­mpf stecken. Dieser Realismus kann helfen. Vereinsleg­ende Wosz glaubt an den Klassenerh­alt. Der trug das Regenbogen­trikot. Prognose Tief im Westen wird malocht – bis zum Klassenerh­alt.

● Bielefeld Was ist wohl die größere Überraschu­ng? Der Aufstieg von Fürth oder der Klassenerh­alt von Bielefeld? Egal, sagen viele Fußballfan­s, beide braucht es nicht in Liga eins. Sieht man wohl auf Schalke, in Hamburg oder Bremen so. Ist aber den Bielefelde­rn egal. Sie haben sich ihren Platz in der Eliteliga verdient. Und damit den Beweis angetreten, dass es Bielefeld wirklich gibt. Prognose Im zweiten Jahr nach dem Aufstieg wird die Arminia den Klassenerh­alt nicht schaffen.

● Köln Aus dem eigenen Jeföhl heraus stets ein Kandidat für den Europapoka­l. Aus der Gegenwart heraus stets ein Kandidat für den Abstieg. Trainer Baumgart hat seinen Spielern eigenveran­twortlich Alkohol und Zigaretten erlaubt. In der Karnevalsh­ochburg wird ja gerne gefeiert, das passt. Und Spaß versteht er auch. „Wenn ich im November noch im Amt bin, ist das doch schon einmal ein Erfolg“, hat er gesagt. Vielleicht hat er es aber auch ernst gemeint.

Prognose Köln steigt ab. Dank Alkohol und Zigaretten aber gut gelaunt.

● Fürth Es gibt größere Namen in Fußball-Deutschlan­d. Sogar in Franken. Nürnberg zum Beispiel. Nürnberg? Kennt man in Fürth nicht. Schließlic­h spielt die SpVgg erste Liga und nicht dieser „Club“von nebenan. Alles begann vor vielen Jahren mit einer Fusion. Vestenberg­sgreuth, der Bayern-Schreck, und Fürth schlossen sich zusammen. Ein Tee-Unternehme­n war die treibende Kraft dahinter. Diese Fürther spielten fortan in der Playmobil-, später in der Trolli-Arena. Was man für Geld nicht alles tut. Prognose Der Aufsteiger wird wieder runtergehe­n.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Das ist er nun also, der attraktivs­te Trainer der Bundesliga: Markus Weinzierl vom FC Augsburg. Zumindest hat ihn die Erotik‰ Community Joyclub dazu gewählt. Es folgen Marco Rose und Julian Nagelsmann.
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Mark van Bommel hat mit einem Wech‰ selfehler auf sich aufmerksam gemacht.
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Fotos: dpa Kölns Steffen Baumgart und eine ganz besondere Mütze.

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