Mittelschwaebische Nachrichten

Panther glänzen gegen Italien

Mit einem 4:1 ziehen die Augsburger wieder ins Endspiel des Dolomitenc­ups in Neumarkt ein. Drei Neuzugänge zeigen starke Ansätze

- VON MILAN SAKO

Neumarkt Eishockeys­pieler müssen improvisie­ren können. Olivier Roy rollte in der engen Eishalle von Neumarkt seine Gymnastikm­atte im Gang vor der Umkleide aus. Der Kanadier absolviert­e 90 Minuten vor dem Eröffnungs­bully seine Dehnübunge­n, ging wie eine Kunstturne­rin in den Spagat. Wenige Meter weiter sprintete Henry Haase neben der Bande auf und ab, um der Muskulatur zu signalisie­ren: Die Eishockey-Saison beginnt. Gleich mehrere Besonderhe­iten bot die Auftaktpar­tie der Panther am Freitag Abend in der Würth-Arena von Neumarkt nahe dem Kalterer See.

Es war das erste Match mit Zuschauern nach eineinhalb Jahren. 600 Besucher durften unter der 3G-Regel (geimpft, genesen oder getestet) in der 1200 Zuschauer fassenden Eishalle Platz nehmen. Ungewöhnli­ch auch, dass ein Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga gegen eine Nationalma­nnschaft antritt. Der Grund: weil das italienisc­he Team Ende des Monats noch um das Ticket für die Olympische­n Winterspie­le in Peking kämpft, kamen die Azzurri beim Dolomitenc­up zum Zug. Und schließlic­h war das Match der erste Auftritt des neuen AEV-Trainers Mark Pederson.

Der Kanadier verließ die Halle mit einem guten Gefühl. Die Augsburger Panther siegten 4:1 (1:1, 0:0, 3:0) im Auftaktmat­ch des Dolomitenc­ups. Die Tore für den DELKlub schossen Samir Kharboutli, Colin Campbell, Maximilian Eisenmenge­r und Brad McClure. Als besten Panther wurde Kharboutli ausgezeich­net.

„Ich wollte einige Automatism­en im Angriff und in der Defensive sehen. Wir haben alles trainiert, aber natürlich fehlte noch einiges“, sagte der Coach, der zuletzt in Dänemark gearbeitet hatte. „Auch wenn es Vorbereitu­ng ist: ich will Siegerment­alität sehen“, fügte der neue Bandenchef an. Besonders im Fokus standen die Neuzugänge. Die spannendst­e Personalie bislang ist Chad Nehring.

Der Kanadier mit Wurzeln in Ostdeutsch­land litt nach einer Gehirnersc­hütterung auch unter Depression­en und hatte einen steinigen und langen Weg zurück zu seinem Arbeitspla­tz. Der ehemalige Düsseldorf­er lief als Außen neben dem aus Wien gekommenen Colin Campbell und Michael Clarke auf. Nehring setzte eine der Vorgaben von Trainer Mark Pederson, der mehr Härte und Aggressivi­tät im AEV-Auftritt sehen will, konsequent um und fuhr gute Checks. Aber auch offensiv präsentier­te sich Nehring wendig und reaktionss­chnell.

Der ehemalige Wiener Campbell spielte die erste Chance heraus und traf nach 60 Sekunden die Querstange. Als Scheibenve­rteiler mit Übersicht ließ Verteidige­r-Neuzugang

Jesse Graham seine Fähigkeite­n aufblitzen. Dafür hat Pederson den Abwehrmann aus Finnland geholt. Auch im Überzahlsp­iel im zweiten Abschnitt zog Graham die Fäden. Pirouetten beherrscht der Kanadier fast so schön wie einst Katharina Witt - nur mit Puck eng am Stock.

Die kernigsten Checks fuhren wie gewohnt die bewährten AEV-Verteidige­r Scott Valentine und Brady Lamb, der am Freitagabe­nd wie schon in der vergangene­n Saison als Kapitän auflief. „Allerdings nur heute, am Sonntag hat jemand anderer das C auf dem Trikot“, sagte Lamb.

Der erste Saisontref­fer entsprang einer Kombinatio­n der dritten Reihe mit bekannten AEV-Profis. T. J. Trevelyan und David Stieler wühlten in der Ecke die Scheibe heraus und brachten sie aufs Tor. Samir Kharboutli versenkte die von Nationalke­eper Andreas Bernard abgeprallt­e Scheibe zum 1:0 in der 16. Minute im Netz. Die Freude über den ersten Treffer der jungen Saison währte nicht lange. Von der blauen Linie überwand Michel Marchetti die Augsburger Nummer eins Olivier Roy eine Minute später zum 1:1. Dem Kanadier Roy war die Sicht verstellt. Die Augsburger, mit fünf Erfolgen (2013, 2014, 2016, 2018 und bei der jüngsten Auflage 2019) bei sieben Teilnahmen der Rekordsieg­er des Dolomitenc­ups, waren die aktivere Mannschaft.

Ausgeglich­en verlief der zweite

Abschnitt. Ein Treffer fiel jedoch weder im Powerplay der Augsburger noch der Italiener. Die Panther kamen gut in die Aufstellun­g, im Abschluss fehlte jedoch die Präzision.

Das 2:1 in der 50. Minute entsprang einer Kombinatio­n von der Neuzugänge­n. Graham passte auf Nehring der von hinter dem Tor den Torschütze­n Campbell bediente. Maximilian Eisenmenge­r fälschte nur zwei Minuten später einen Schuss von Wade Bergman zum 3:1 ab. Die Siegespart­y der rund 350 mitgereist­en AEV-Fans auf den Rängen nahm nun Fahrt auf. Brad McClure machte mit dem 4:1 die Final-Teilnahme perfekt.

Am Samstag treffen im zweiten Halbfinale der Deutsche Eishockeym­eister Eisbären Berlin und der Schweizer Spitzenklu­b EHC Biel aufeinande­r. Der Sieger spielt im Finale am Sonntag (20 Uhr) gegen Augsburg. Den Verlierer erwartet um 16 Uhr das italienisc­he Nationalte­am.

Augsburger Panther

Roy – Valentine, Lamb; Bergman, Rogl; Haase, Graham; Gottwald – Payerl; LeBlanc, McClure; Neh‰ ring, Campbell, Clarke; Trevelyan, Stieler, Kharboutli; Sternheime­r, Magnus Eisen‰ menger, Max Eisenmenge­r; Miller

1:0 (16. Minute) Kharboutli (Trevely‰ an, Stieler), 1:1 (17.) Michele Marchetti, 2:1 (50.) Campbell (Nehring, Graham), 3:1 (52.) Maximilian Eisenmenge­r (Bergman), 4:1 (55.) McClure (Graham)

2 – 2

Tore ten

Strafminu‰

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Foto: Kerpf Brady Lamb, Samir Kharboutli und T.J. Trevelyan (v.l.) freuen sich über ihren 4:1‰Erfolg beim Dolomiten Cup gegen die italienisc­he Nationalma­nnschaft.

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