Mittelschwaebische Nachrichten
Vorletzter: Schwächelt der Tourismus im Kreis?
Bayernweit steigen die Zahlen im Tourismus, der Landkreis Günzburg bildet eine der wenigen Ausnahmen. Obwohl die Gäste nur kurz in der Region bleiben, gibt es laut Regionalmarketing keinen Grund, sich Sorgen zu machen
Landkreis Günzburg Der Juni, als erster Monat ohne Lockdown im Jahr 2021, brachte für den Tourismus in Bayern einen leichten Aufschwung im Vergleich zum Vorjahresmonat. Doch nicht überall schlägt sich dieser positive Trend durch. So bildet der Landkreis Günzburg eine der wenigen negativen Ausnahmen, er landet bayernweit gar auf dem vorletzten Platz. Woran liegt das? Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, hatten im Juni 2021 bayernweit 11.337 Beherbergungsbetriebe geöffnet. Zu den Beherbergungsstätten zählen allerdings nur Unterkünfte und Campingplätze mit zehn oder mehr Gästebetten beziehungsweise Stellplätzen. Insgesamt meldeten diese Betriebe etwa 1,9 Millionen Gästeankünfte, das sind im Vergleich zum Vorjahresmonat 10,4 Prozent mehr, und circa 6,2 Millionen Übernachtungen – das entspricht 14,1 Prozent mehr im Vergleich zum Juni 2020.
In fast allen Regierungsbezirken lagen die Gästeankünfte und Übernachtungen im Juni über dem Niveau des Vorjahresmonats – mit einer Ausnahme: Schwaben. Dort gab es einen Rückgang bei den Gästeankünften um 1,0 Prozent. Doch auch im Kreis Günzburg ist die Situation äußerst unterschiedlich. Während im Landkreis Neu-Ulm fast 13.000 Gäste ankamen (und damit annähernd 40 Prozent mehr als im Vorjahresmonat), gibt es im Landkreis Günzburg keinen Grund zur Freude. Zwar kamen im Juni 2021 mehr als 19.000 Gäste an, das sind aber fast 30 Prozent weniger als im Juni des vergangenen Jahres. Insgesamt übernachteten fast 35.000 Gäste im Landkreis Günzburg im Juni dieses Jahres – das sind 27,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Lediglich der Landkreis Fürth hat bayernweit mit einem Rückgang von 28,3 Prozent einen noch schlechteren Wert.
Monika Rubik vom Regionalmarketing Günzburg ist trotz dieser Zahlen nicht besorgt. Sie hat eine Erklärung für den vergleichsweise starken Rückgang. Da der Landkreis Günzburg bis Anfang Juni eine Inzidenz über 100 aufwies, konnten hier die Beherbergungsbetriebe für Urlauber und touristischen Angebote erst ab dem 9. Juni 2021 öffnen – im Gegensatz zu vielen bayerischen Landkreisen, die wegen des niedrigeren Inzidenzwertes bereits ab Ende Mai wieder den Tourismus hochfahren konnten. „Leider konnte der Landkreis Günzburg damit in den diesjährigen Pfingstferien keine Urlaubsgäste begrüßen, im Vorjahr dagegen konnten Urlauber ihre Pfingstferien vom 2. bis 13. Juni 2020 in der Familien- und Kinderregion verbringen“, sagt Rubik.
Knapp 30.000 der Übernachtungsgäste im Juni 2021 im Kreis Günzburg kamen aus Deutschland. Sie blieben durchschnittlich 1,8 Tage. In Gesamtschwaben liegt dieser Wert bei 3,7 Tagen. Die geringe Aufenthaltsdauer ist laut Rubik leicht zu erklären. „Das sind die vielen Legoland-Besucher, die zwei Tage im Park sind und eine Nacht im Feriendorf verbringen. Das drückt die Aufenthaltsdauer nach unten.“Ein Blick in den Landkreis verrät, dass die Aufenthaltsdauer von Ort zu Ort unterschiedlich ist. Während in der Stadt Günzburg diese 1,5 Tage beträgt, sind es in Krumbach deren 3,2 Tage. Die Gäste im Krumbad drücken diese Zahlen nach oben, weil diese häufig länger bleiben. Die Bettenauslastung der 80 geöffneten Betriebe im Landkreis mit insgesamt 5146 Betten betrug knapp 20 Prozent. Sowohl bei der Auslastung als auch bei der Übernachtungsdauer ist der Kreis Günzburg damit schwabenweit Schlusslicht. In Schwaben lag die Auslastung im Juni 2021 bei über 39 Prozent. Auch diese vergleichsweise schlechten Zahlen treibt Monika Rubik keine Sorgenfalten auf die Stirn: „2019 hatten wir über das gesamte Jahr eine Bettenauslastung von 53,5 Prozent. Die jetzigen Zahlen sind nicht Normalfall und werden sich wieder erholen.“Fakt sei, dass der Landkreis das Jahr über eine unterschiedliche Auslastung habe. So waren im schwächsten
Wintermonat Januar 2019 knapp 20 Prozent der Betten belegt, in den Sommermonaten kletterte diese Zahl auf 70 Prozent. Im ersten Halbjahr 2021 wurden bayernweit insgesamt knapp 4,1 Millionen Gästeankünfte und mehr als 14,7 Millionen Übernachtungen gemeldet. Somit lagen sowohl die Ankunftsals auch die Übernachtungszahlen unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums (Gästeankünfte -51,0 Prozent, Übernachtungen -37,7 Prozent). Dass die Zahlen im ersten Halbjahr 2021 geringer als 2020 ausfallen, ist wenig verwunderlich. Dieses Jahr konnten die bayerischen Beherbergungsbetriebe für Urlauber und die touristischen Angebote frühestens ab dem 21. Mai wieder öffnen – abhängig vom Inzidenzwert. Damit waren unter anderem touristische Übernachtungen für fast fünf Monate verboten. Hingegen dauerte im Vorjahr der erste Lockdown „nur“2,5 Monate von Mitte März bis Ende Mai.
In Schwaben kamen im ersten Halbjahr 2021 mehr als 630.000 Gäste an, 52 Prozent weniger als 2020. Sie blieben im Schnitt vier Tage, was 2,5 Millionen Übernachtungen entspricht und eine Auslastung von 21 Prozent bedeutet. Im Kreis Günzburg kamen im ersten Halbjahr knapp 32.000 Menschen an, 49 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2020. Insgesamt wurden hier etwa 72.000 Übernachtungen gezählt, das entspricht einem Rückgang von fast 39 Prozent. Die Bettenauslastung lag bei etwas mehr als elf Prozent, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei 2,2 Tagen.