Mittelschwaebische Nachrichten
Hier kommt der stärkste Dreizylinder der Welt
261 PS im Kleinwagen: Mit dem GR Yaris hat Toyota einen Wolf im Schafspelz auf die Straße gebracht. Eine schnelle Runde
GR steht bei Toyota für Gazoo Racing. Unter diesem Titel laufen die Motorsportaktivitäten – und so heißen auch die besonders athletischen Modelle. Nach dem GR Supra haben die Japaner jetzt den Yaris aufgefahren. Ein Auto mit 261 PS und Motorsporttechnik. Eine Rennsemmel, die von 0 auf 100 in 5,5 Sekunden hetzt – und das für einen vergleichsweise günstigen Preis von 33 200 Euro.
Länger, breiter höher: Zwar handelt es sich jeweils nur um rund fünf Zentimeter mehr im Vergleich zur Serie, aber die machen den Unterschied. Der GR steht stämmiger und muskulöser da. Mit der um hinten zehn Zentimeter höheren Dachlinie wird der Anpressdruck auf der Hinterachse auf ganz „natürliche“Art und Weise gesteigert. Nachgeholfen haben die Techniker beim Sound. Hier werkelt ein „Active Noise Control System“. Klingt geheimnisvoll, ist aber nichts anderes als ein Mikrofon, das den Klang des Dreizylinders aus dem Motorraum ins Innere überträgt. Bereinigt von störenden Nebengeräuschen.
Testfahrt auf einem ehemaligen NATO-Flugplatz in der Nähe von Bad Kreuznach: Die Instruktorin ist niemand anderes als Isolde Holderied, die zweimalige Rallye-Weltmeisterin. Die Toyota-Markenbotschafterin begrüßt mit einem satten „Servus!“Aha, eine Bayerin! Genauer gesagt kommt sie aus Oberammergau, dem weiß-blauen Passionsspiel- und Lüftlmalerei-Zentrum. Bevor es auf den Kurs geht, erklärt sie kurz den Yaris und was er kann. Und da kommt sogar eine gestandene Rallye-Europa- und Weltmeisterin ins Schwärmen. „Der Motor ist schon ein feines Stück“, sagt Holderied.
Das ist keine Übertreibung. Denn das Aggregat hat sich vom Start weg einen Superlativ gesichert, der nicht so schnell fallen dürfte. Der 1,6-Liter Turbobenziner gilt mit seinen 261 PS als der stärkste Dreizylinder der Welt. Und der hat im GR Yaris leichtes Spiel. Eine Pferdestärke ist hier für 4,9 Kilogramm Gewicht zuständig. Ab 3000 Umdrehungen schiebt er voller Inbrunst an. Das kann doch kein Dreizylinder sein?
Und ist es doch! Die Skepsis des Testfahrers gegenüber dieser „kastrierten Motor-Technologie“wird mit dem GR Yaris auf den Kopf gestellt. Der Motor macht tatsächlich so viel Spaß wie ein Sechszylinder.
Auf die Straße gebracht wird die Power von einem eigens entwickelten Allradsystem, das mit drei Fahrstufen aufwartet. Track, Sport und Normal. Der wesentliche Unterschied ergibt sich bei der Kraftverteilung. Im Rennstrecken-Modus galoppieren die Pferdestärken im Verhältnis 50:50 an Vorder- und Hinterachse. Bei Sport schieben 70 Prozent der Leistung von hinten an, und in der Stellung Normal wird aus dem Allradler ein Fronttriebler mit dem Verhältnis 60:40.
Wer sich das Performance-Paket für einen Aufpreis von knapp 5000 Euro gönnt, hat noch mehr Spielmöglichkeiten. Zwei zusätzliche Sperrdifferenziale ermöglichen es sogar, das Drehmoment innerhalb der Achsen zu verschieben. Mit dem Torque Vectoring genannten Verfahren werden die Innenräder in Kurven abgebremst, die Außenräder hingegen beschleunigt. Dadurch flitzt das Auto noch agiler um die
Kurven. Dem Yaris ist dabei egal, um welche Krümmung es sich handelt. Ob die Formel-1-würdige lang gezogene Rechtskurve, die gleich zwei Mal zumacht, oder die Haarnadelkurven im spitzen Winkel gesteckt – das interessiert doch den GR Yaris nicht. Er saust herum, wie der sprichwörtliche Lump am Stecken. Da will man gar nicht mehr aussteigen – aber die Chefin meint schon. Über das Walkie-Talkie bittet Isolde zur Abkühl-Runde.
Leider!