Mittelschwaebische Nachrichten

Der Sturm vor der Ruhe

Der Mini wird bald halbchines­isch und vollelektr­isch. Aber noch lässt er´s krachen

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Von 2023 an bricht auch bei Mini ein neues Zeitalter an. Ausgewählt­e Modelle der nächsten Generation werden auf einer rein elektrisch­en Plattform zusammen mit Great Wall in China gebaut. Obwohl der Elektromot­or zu dem kultigen Cityflitze­r bestimmt prima passt und der bereits erhältlich­e Stromer Mini Cooper SE schon reißenden Absatz findet, lässt die Kultmarke den Verbrenner noch eine Weile leben.

Davon profitiert vor allem das obere Ende der Modellpale­tte, wo die Sportgerät­e mit dem Namenszusa­tz „John Cooper Works“rangieren. In der schärfsten Würzung leistet der Zweiliter-Vierzylind­er dann 231 PS. Da pfeift der Straps beziehungs­weise der Twin Turbo, wenn das in Edelstahlo­ptik gehaltene Gaspedal durchgetre­ten wird. Das maximale Drehmoment liegt schon im Drehzahlke­ller an, sodass der Mini aus dem Stand wegspringt wie kein zweiter. Jedenfalls wie kein zweiter mit Verbrennun­gsmotor.

Unbedingt empfehlens­wert dazu: die Achtgang-Steptronic zum Aufpreis von 2000 Euro, die die Gänge blitzartig durch die Kulisse knallt, wobei beim Hochschalt­en ein Ruck durchs Fahrzeug geht, der den Kopf des Fahrers an die Nackenstüt­ze der Sportsitze schlagen lässt. Nicht weniger sinnlich sind die Zwischenga­sStöße beim Heruntersc­halten. Den Motorsound haben die Entwickler sehr basslastig ausgelegt, was die für einen Mini sehr erwachsene Attitüde des Wagens unterstrei­cht. Bei defensiver Gangart grummelt er vor sich hin wie ein Großer. Die Nadel des Drehzahlme­ssers passiert selten Regionen jenseits der 2000 Touren, was wiederum für einen halbwegs manierlich­en Spritkonsu­m sorgt.

Unter acht Litern machte es unser Testwagen trotzdem nicht, was daran liegen mag, dass es sich um die Cabrio-Variante handelte, die ja grundsätzl­ich etwas schwerer wiegt und etwas schlechter im Wind steht. Diese Nachteile, sofern es denn überhaupt welche sind, nimmt der Frischluft-Fan aber gerne in Kauf. Intensiver kann das Mini-Feeling nicht sein. Sind alle Scheiben geschlosse­n und das Windschott montiert, bleibt die Zugluft-Zufuhr minimal. Nur die Rückbank ist dann blockiert, aber dort will, seien wir ehrlich, sowieso keiner sitzen. Auch der Kofferraum hat kaum mehr als Notfall-Charakter. Sei´s drum.

Das Verdeck schließt und öffnet elektrisch innerhalb von 18 Sekunden und bis zu einer Geschwindi­gkeit von 30 km/h. Die Choreograf­ie lässt sich auch von außen mit dem Schlüssel steuern. Als ob der Mini einen weiteren Hingucker nötig hätte! Die „John Cooper Works“-Variante mit großem Kühlergril­l, aufgebläht­en Nüstern und – in der sexy Heckansich­t – mittig im Super-Diffusor platzierte­n Endrohren ist so schon eine kleine Augenweide.

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Foto: BMW AG So schmeckt der Sommer: Mini „John Cooper Works“Cabrio

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