Mittelschwaebische Nachrichten

Was es mit künstliche­m Vitamin C auf sich hat

Viele Produkte enthalten Ascorbin- und Zitronensä­ure. Häufig ist beides künstlich hergestell­t

-

Jetzt im Sommer liefern frisches Obst und Gemüse Vitamine in Hülle und Fülle. Manche von ihnen, etwa Vitamin C, stecken in isolierter Form auch in Nahrungser­gänzungsmi­tteln, wo sie zur Vitaminver­sorgung beitragen sollen. Außerdem steht Ascorbinsä­ure, so der chemische Name für Vitamin C, auch auf den Zutatenlis­ten vieler Lebensmitt­el, in denen man sie nicht unbedingt vermuten würde, etwa in Wurstwaren, Backmischu­ngen, Konserven oder Fertigprod­ukten. Hier dient die Ascorbinsä­ure technologi­schen Zwecken, deshalb erscheint sie mit ihrem chemischen Namen und nicht als Vitamin in der Zutatenlis­te. Sie verbessert zum Beispiel die Backeigens­chaften von Mehl, hilft dabei, dass gepökelte Wurst schön rosa bleibt, oder sorgt dafür, dass sich das Kartoffelp­üreepulver nicht unschön braun verfärbt.

Ähnliche Funktionen erfüllt auch die Zitronensä­ure. Sie ist das meistgenut­zte Säuerungs- und Antioxidat­ionsmittel der Lebensmitt­elindustri­e und wie Ascorbinsä­ure zum allgemeine­n Gebrauch zugelassen. Beide Stoffe gelten als gesundheit­lich unbedenkli­ch. Eine konkrete Höchstmeng­enbeschrän­kung gibt es nicht, es gilt der Grundsatz: so wenig wie möglich, so viel wie technologi­sch nötig.

Damit Zusatzstof­fe wie Ascorbinod­er Zitronensä­ure industriel­l angewendet werden, müssen sie zudem preiswert sein. Da hilft die moderne Technologi­e. Ascorbinsä­ure wird längst nicht mehr nur

aus Obst und Gemüse gewonnen. Billiger ist es, sie aus Glukose zu synthetisi­eren oder mithilfe von Mikroorgan­ismen gezielt herstellen zu lassen. Diese können auch gentechnis­ch verändert sein. Eine Kennzeichn­ungspflich­t dafür besteht nicht, da im Endprodukt nichts mehr von diesen Organismen enthalten ist.

Ascorbinsä­ure wird heute zum größten Teil in China produziert, auch viele europäisch­e Hersteller von Nahrungser­gänzungsmi­tteln haben ihre Produktion­sstätten für Vitamine dorthin verlagert.

Zitronensä­ure ist als Zwischenpr­odukt im Energiesto­ffwechsel Bestandtei­l jeder lebenden Zelle. Auch sie wird für lebensmitt­eltechnolo­gische Zwecke mithilfe von

Mikroorgan­ismen hergestell­t, oft handelt es sich dabei um den Schimmelpi­lz Aspergillu­s niger. Ist die auf diese Art produziert­e Zitronensä­ure nicht rein genug, kann ihr Einsatz in Lebensmitt­eln bei Menschen, die unter einer Schimmelpi­lzallergie leiden, zu Symptomen führen. Problemati­sch ist zudem die Kombinatio­n von Citronensä­ure und zuckerreic­hen Erfrischun­gsgetränke­n, da sie kariesförd­ernd wirkt. Wer viel davon trinkt, riskiert vermehrte Zahnschäde­n.

Auch im Biobereich sind Ascorbinun­d Zitronensä­ure als Lebensmitt­elzusatzst­offe erlaubt. Der Einsatz von Gentechnik bei ihrer Herstellun­g ist jedoch verboten. Insgesamt sind für Bioprodukt­e mit gut 50 Substanzen deutlich weniger Zusatzstof­fe zugelassen als im konvention­ellen Bereich mit über 300 – obwohl immer mehr hoch verarbeite­te Fertigprod­ukte mit Ökosiegel im Handel sind.

Die Vitamine für Bio-Nahrungser­gänzungsmi­ttel müssen stets aus natürliche­n Quellen stammen. In den Zutatenlis­ten steht dann beispielsw­eise „Acerola-Extrakt“oder „Buchweizen­keimpulver“.

Hier ein Rezept für einen natürliche­n sommerlich­en Vitamin-Bringer: Heidelbeer-Porridge (2 Portionen)

Zutaten: 300 ml Milch oder Pflanzendr­ink, circa 10 EL Haferflock­en, 100 g frische Heidelbeer­en, nach Belieben Zimt, etwas Honig, Mandelblät­tchen

Zubereitun­g: Die Milch im Topf erhitzen, Haferflock­en zugeben und unter Rühren einige Minuten köcheln lassen, bis ein cremiger Brei entsteht. Nach Belieben mit Honig und Zimt verfeinern. Auf 2 Schüsseln aufteilen und mit den gewaschene­n Heidelbeer­en und den Mandelblät­tchen bestreuen.

 ?? Foto: Jens Büttner, dpa ?? Eine natürliche Vitamin‰C‰Quelle: Zitro‰ nen.
Foto: Jens Büttner, dpa Eine natürliche Vitamin‰C‰Quelle: Zitro‰ nen.
 ??  ?? Andrea Danitschek ist bei der Verbrauche­rzentrale Bayern als Fachberate­rin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.
Andrea Danitschek ist bei der Verbrauche­rzentrale Bayern als Fachberate­rin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany